Im April ist es zwei Jahre her, dass in Bangladesch beim Einsturz eines baufälligen Fabrikgebäudes über tausend Menschen starben, die meisten davon waren Näherinnen. Viele der dort untergebrachten Textilhersteller produzierten auch für westliche Bekleidungsunternehmen. Es sind schreckliche Ereignisse wie diese, die immer mehr Deutsche dazu bewegen, nachhaltige und fair produzierte Textilien zu kaufen.
Doch woran erkennt der Kunde, ob Kleidung fair und umweltfreundlich produziert wird? Es gibt mittlerweile unzählige Textilsiegel, die Transparenz schaffen sollen, oft aber mehr verwirren als aufklären. Orientierung verspricht hier die gemeinsame Ringvorlesung "Nachhaltigkeit" der Hochschulen Ulm und Neu-Ulm sowie der Ulmer Universität. Diese geht im Sommersemester in die zweite Runde, und zwar unter dem Titel "Zertifizierung und Klassifizierung von Produkten und Dienstleistungen - Unternehmen und Hochschulen für nachhaltige Entwicklung".
Drei Themenbereiche stehen dabei im Mittelpunkt: Textilwirtschaft, Energie und Ernährung/Landwirtschaft. Die insgesamt neun wöchentlichen Vorträge sind kostenlos und finden - zumeist donnerstags - um jeweils 18:00 Uhr im Wechsel an den unterschiedlichen Hochschulen statt. Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Studierende und Hochschulmitglieder als auch an die interessierte Öffentlichkeit. Verantwortlich für die gemeinsame Ringvorlesung sind Professor Achim Bubenzer, Rektor der Hochschule Ulm, Professorin Julia Kormann, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Hochschule Neu-Ulm, sowie Professor Martin Müller, Stiftungsprofessor für Nachhaltigkeit an der Universität Ulm.
Im Mittelpunkt stehen Textilwirtschaft, Energie und Landwirtschaft
Behandelt werden im Textilbereich Herstellungsstandards und Zertifikate in der Bekleidungsindustrie. Die Vorträge zum Thema Energie beschäftigen sich unter anderem mit Fragen der Biogasgewinnung, mit Energieeffizienz-Zertifikaten und Gütesiegeln zum Ökostrom. Denn nicht selten bezahlen Verbraucher für "grünen" Strom, bekommen aber "Graustrom". Doch noch viel dichter ist der Zertifikate-Dschungel auf dem Gebiet Landwirtschaft und Ernährung. Bei Bio, Öko, Fairtrade und Co. weiß kaum jemand, was sich eigentlich hinter den zahlreichen Siegeln verbirgt.
Referenten der Ringvorlesung sind Andreas Merkel (OTTO Garne), Rainer Janz (Hermann Bantleon GmbH), Sina Trinkwalder (Manomama), Miriam Müller (Naturstrom), Christian Gehring (M&M Holzhaus Nesselwang) sowie die Professoren Martin Müller (Uni Ulm), Matthias Freise (HS Reutlingen), Jens Pape (HNE Eberswalde), Georg Kleiser (Hochschule Ulm) und Marian Kazda (Universität Ulm).
Den Auftakt macht Professor Martin Müller (Uni Ulm) am Donnerstag, den 16. April, mit einem Vortrag zum Thema "Zertifizierungssysteme - Fluch oder Segen". Die Veranstaltung findet um 18:00 Uhr auf dem Campus Oberer Eselsberg der Hochschule Ulm (Albert-Einstein-Allee, Q102) statt.
Text: Pascale Müller / Andrea Weber-Tuckermann
Verantwortlich: Andrea Weber-Tuckermann
Bildinformation:
Gruppenfoto_Ringvorlesung (Foto: Monica Natale/Hochschule Ulm): Die Organisatoren der Ringvorlesung "Nachhaltigkeit" Prof. Achim Bubenzer, Rektor der Hochschule Ulm, Prof. Julia Kormann, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Hochschule Neu-Ulm, und Prof. Martin Müller, Stiftungsprofessor für Nachhaltigkeit an der Universität Ulm
Einzug_Kardenbänder (Foto: Gebr. Otto/Claus Langer): Gezeigt wird auf dem Bild der Einzug von Kardenbändern aus Kannen an einer Strecke in der Dietenheimer Garnspinnerei der Gebrüder Otto. Das Unternehmen produziert nach dem Öko Tex Standard 1000