Abitur-Studium-Berufseinstieg: Solche geradlinigen Bildungsbiographien sind nicht mehr unbedingt die Regel. Vielmehr zeichnen sich die Erstsemester eines Jahrganges durch völlig unterschiedliche Vorqualifikationen und Lebensentwürfe aus. Durch diese grundverschiedenen Voraussetzungen kommt es besonders in der Studieneingangsphase nicht selten zu Enttäuschungen und schlimmstenfalls zum Studienabbruch. Die Lösung: Ein maßgeschneidertes Studium – vor allem in den ersten Semestern. Im Zuge der Programmlinie „Strukturmodelle in der Studieneingangsphase“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) hat die Universität Ulm nun 750 000 Euro eingeworben. Ein Name für das Maßnahmenpaket zum Studieneinstieg war schnell gefunden: „PASST – Passgenau studieren in Ulm“.
Uni-Neulinge brauchen besondere Unterstützung – das gilt besonders seit der Verkürzung der Gymnasialzeit (G8). Deshalb setzt die Universität Ulm seit geraumer Zeit auf Orientierungsangebote: Tausende Abiturienten haben beispielsweise das Ulmer Universitäts- Trainingscamp zur Vorbereitung auf mathematische und naturwissenschaftliche Studieninhalte durchlaufen. Darüber hinaus wurden etliche Maßnahmen aus dem Projekt „Studienmodelle individueller Geschwindigkeit“ in den Regelbetrieb übernommen. Doch noch immer erreichen diese Angebote nicht alle Studierenden. Deshalb sollen bestehende Maßnahmen der Fächer vernetzt und noch stärker auf die Bedürfnisse der einzelnen Studierendengruppen abgestimmt werden.
Das Projekt PASST sieht zudem eine Verankerung in den Curricula vor. „Der Übergang von der Schule an die Universität ist für viele junge Menschen herausfordernd. Auch durch maßgeschneiderte Unterstützungs- und Orientierungsangeboten sollte in dieser Phase jedoch der Grundstein für ein erfolgreiches Studium gelegt werden. Das Maßnahmenpaket PASST leistet hier einen wichtigen Beitrag“, sagt Professorin Irene Bouw, Vizepräsidentin für Lehre und Internationales.
Studierende fördern und fordern
Die passgenaue Unterstützung umfasst in den Fächern Mathematik und Chemie zum Beispiel einen unbenoteten Online-Eingangstest: Anhand ihres Ergebnisses werden die Studierenden in Seminar- und Übungsgruppen eingeteilt, die ihrem Leistungsniveau entsprechen. Schwächere Uni-Anfänger erhalten spezifische Beratungsangebote und die leistungsstärksten Chemiestudenten dürfen frühzeitig Forschungsversuche durchführen.
Neben Online-Tutorien zu Lern- und Prüfungsstrategien sowie Coachingangeboten steht die Orientierung und Motivation im Mittelpunkt des Programms. Denn in grundlagenlastigen Vorlesungen der ersten Semester gerät das Berufsziel schon einmal aus dem Blick. Deshalb sollen Studierende im Zuge des Projekts PASST frühzeitig an fachtypische Tätigkeiten herangeführt werden: „Angehende Elektrotechniker entwickeln und konstruieren unter Betreuung einen Prototyp und hören Vorträge von Ingenieuren aus der Industrie. Ihre Kommilitonen aus den Wirtschaftswissenschaften erhalten durch Unternehmensplanspiele erste Einblicke in die Praxis und künftige Biologinnen und Biologen werden von Absolventen über Berufsperspektiven informiert“, präzisiert Irene Bouw. Das Angebot wird bis 2019 vom MWK gefördert. Es richtet sich vor allem an Studierende der ersten zwei Semester.
Text und Medienkontakt: Annika Bingmann