Moderne Glasfasernetze bieten heute Übertragungsraten von 100 Gigabit pro Sekunde und mehr, aber der drahtlose Weg der Daten in tragbare Endgeräte wird zum Flaschenhals – hier wird höchstens ein Dreißigstel dieser Geschwindigkeit erreicht. Lediglich im Labor sind es manchmal etwas über zehn Gigabit pro Sekunde. Und doch wäre es äußerst nützlich, wenn man über kurze Entfernungen weit höhere Geschwindigkeiten erreichen könnte, etwa um die ein Terabyte große Festplatte des neuen Laptops in kurzer Zeit auf den Arbeitsplatzrechner zu übertragen.
Funksysteme mit Geschwindigkeiten von 100 Gigabit pro Sekunde sind das Ziel eines neuen Schwerpunkprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), das jüngst erfolgreich von den Professoren Hermann Schumacher, Leiter des Instituts für elektronische Bauelemente an der Universität Ulm, Rolf Kraemer von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, Gerd Ascheid (RWTH Aachen) und Bernd Tillack, Forscher an der Technischen Universität Berlin, beantragt wurde. Das Schwerpunktprogramm „Drahtlose Ultrahochgeschwindigkeitskommunikation für den mobilen Internetzugriff“ wird in den kommenden sechs Jahren von der DFG finanziert. Die Ausgestaltung erfolgt in noch zu beantragenden Einzelprojekten.
„Dass sich hier zwei Nachrichtentechniker, ein Halbleitertechnologe und ein Höchstfrequenz-Elektroniker zusammen gefunden haben, zeigt bereits, dass die vielschichtigen Probleme nur interdisziplinär gelöst werden können“, erläutert Hermann Schumacher. Noch sei beispielsweise gar nicht klar, ob man auf Systeme großer Bandbreite bei sehr hohen Frequenzen zwischen 250 und 300 Gigahertz oder auf Systeme mit sehr komplexen Modulationsverfahren bei niedrigeren Frequenzen setzen werde. Oder wie man bei diesen extrem hohen Datenraten Netzwerkkonzepte realisieren könne. Neuartige Hochfrequenztransistoren müssten entwickelt werden. Gemäß Professor Schumacher ist auch die Ausbreitung von Funkwellen bei den extrem hohen Frequenzen noch klärungsbedürftig.
„Wir betreiben absolute Grundlagenforschung, es wird noch viele Jahre dauern, bis es so etwas zu kaufen gibt“, weiß Schumacher, für dessen Arbeitsgruppe dieser Erfolg an weltweit beachtete Leistungen in der Ultra-Breitband-Funktechnik anknüpft. Eins ist allerdings sicher – es wird hier nicht um die Übertragung von Daten über große Entfernungen gehen, um ein neues Mobilfunknetz. Das Ziel ist vielmehr ein Hochleistungsnetz über kurze Entfernungen zur lokalen drahtlosen Vernetzung von Rechnern, für den fixen Download einer Bluray-DVD auf ein portables Abspielgerät oder die schnelle Sicherung großer Festplatten. Ein Netzwerk im Umkreis von wenigen Metern, ein „personal area network“, nur eben mit extremer Leistungsfähigkeit.