Der Vorlauf war relativ lang und begleitet von intensiven Diskussionen. Jetzt aber ist das neue Department der Universität Ulm für Philosophie, Sprachen, Geisteswissenschaften und allgemeine Weiterbildung offiziell eingerichtet und weckt bei allen Beteiligten hohe Erwartungen.
„Wir wollen damit unsere Angebote im Bereich der Geisteswissenschaften konzentrieren und stärken“, sagt Professor Ulrich Stadtmüller, Vizepräsident der Uni Ulm für die Lehre. „Mehr Kooperation und Koordination“ verspricht er sich unter anderem von der Bündelung der jeweiligen Aufgaben unter einem Dach.
Letzteres wölbt sich nun über Einrichtungen, die „bisher als erfolgreiche Einzelkämpfer“ (Stadtmüller) aktiv waren: Das Humboldt-Studienzentrum für Philosophie und Geisteswissenschaften (HSZ), das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) und das Zentrum für Sprachen und Philologie (ZSP), die jetzt als Abteilungen des neu geschaffenen Departments fungieren. Das Studium generale wurde in diesem Zusammenhang dem ZAWiW zugeordnet.
Die neue Struktur beschränkt sich freilich nicht auf organisatorische Änderungen. „Die Geisteswissenschaften im weitesten Sinne an der Uni zu verankern und sichtbar zu machen“ nennt der zum Vorsitzenden bestellte Professor Othmar Marti als wichtiges Ziel des Departments. Damit verbunden: „Ein geisteswissenschaftliches Nebenfachprogramm, zum Beispiel Technikethik“ sei „eines der Dinge, die wir angehen wollen“. Studienangebote jedenfalls im Umfang von 12 bis 14 Leistungspunkten, die mit dem vorhandenen Personal zu schaffen wären. „Nicht obendrauf satteln“, betont Marti, „sondern an Stelle anderer Angebote“. Für angehende Wirtschaftsphysiker etwa Ethik statt Informatik, aus Sicht des Physik-Professors „durchaus wichtig für einzelne Berufsbilder“.
Wobei er naturgemäß die Akzeptanz nicht einschätzen könne. „Wir müssen schauen, wie das angenommen wird, aber wir wollen den Studierenden die Freiheit und Verantwortung geben, selbst zu entscheiden und zwar im besten Humboldt’schen Sinne“, erklärt Marti, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter und HSZ-Vorstandssprecher Professor Heiner Fangerau sowie ZSP-Sprecher Professor Jacobo Torán den Vorstand des Departments bildet. Dem er eines weiteren Aspekts wegen einen „qualitativen Sprung“ beimisst: Es sei für Lehre und Forschung zuständig und „insbesondere im Hinblick auf Forschungsaktivitäten bestehen jetzt klarere Verhältnisse“. Die Einwerbung von Drittmitteln und Bestellung von Gastprofessoren inklusive.
Auch Fangerau ist „überzeugt, dass mit der gemeinsamen Plattform die Stärken der einzelnen Zentren weiter gestärkt werden, um die Wirkkraft der Geisteswissenschaften zu erhöhen“. Davon werde die Forschung profitieren („die Abteilungen können auch eigene Projekte anstoßen“), ebenso die Lehre und die öffentliche Wissenschaftskommunikation. Insofern werde sich nicht zuletzt das ZAWiW gut in die neue Struktur einfügen: „Vor allem das forschende Lernen im Alter und die Nutzung neuer Medien passen gut in unser Konzept.“ Ähnlich sieht das Professor Ulrich Stadtmüller, formuliert sogar noch einen Schritt weiter: „Gerade der Bereich Bildung im dritten Lebensabschnitt wird längerfristig vielleicht auch ein Thema für ein Studienangebot“, mutmaßt der Vizepräsident für die Lehre, „jedenfalls sollten wir uns diese Chance offen halten“.
Von Willi Baur