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Neuer Vorstand der Landesrektoratekonferenz
Prof. Michael Weber und Prof. Karla Pollmann übernehmen Amt in wirtschaftlich schweren Zeiten

Universität Ulm

Am 23. Februar 2024 haben die Rektorinnen, Rektoren und Präsidenten der neun Landesuniversitäten turnusgemäß den künftigen Vorstand der Landesrektoratekonferenz gewählt. Neuer Vorsitzender wird Prof. Dr.-Ing. Michael Weber, Präsident der Universität Ulm, stellvertretende Vorsitzende wird Prof. Dr. Dr. h.c. (Doshisha) Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen. Beide treten ihr Amt am 1. April 2024 für zwei Jahre an. Damit ist erstmals eine Frau im Vorstand der LRK vertreten.

Der neue Vorstand beginnt seine Arbeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Für Professor Michael Weber und Professorin Karla Pollmann liegt der Fokus im laufenden Jahr auf der Hochschulfinanzierung, die mit dem Land neu verhandelt werden muss. „Wir stehen vor großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die wir nur mit Wissenschaft und Forschung bestehen können“, stellt Professor Weber die Sachlage dar. Damit die Absolventinnen und Absolventen innovative Lösungen für Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln können, müssten diese forschungsnah ausgebildet sein. Das gelte nicht nur für Naturwissenschaften und Technik, sondern auch für das Lehramt, die Medizin und für alle universitären Fächer, die letztlich als Gesamtes die technischen und sozialen Innovationen für und mit unserer Gesellschaft hervorbringen.

Die Universitäten im Land seien in der Forschung äußerst erfolgreich, was auch die Zwischenergebnisse der bundesweiten Exzellenzstrategie zeigten, in der Baden-Württemberg weit an der Spitze lag. Trotzdem habe man auch mit Problemen zu kämpfen. „Wie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen haben auch bei uns in den letzten Jahren die Inflation und die Energiekostensteigerungen Einschnitte verursacht“, sagt Professorin Pollmann. Aber anders als in einem Privathaushalt könne man bei energieintensiver Forschung, beispielsweise im KI-Bereich, nicht einfach den Stromverbrauch zurückfahren. „Wenn wir zur US-amerikanischen Forschung weiter aufschließen wollen, brauchen die Universitäten mehr finanziellen Spielraum, insbesondere durch einen Inflationsausgleich“, präzisiert sie. Das gilt laut Professor Weber auch für die digitale und bauliche Infrastruktur. „Hier mangelt es uns zum einen an finanziellen Mitteln. Im Hochschulbau verhindern dann zum anderen die veralteten Strukturen und ein Zuviel an Bürokratie, dass wir die notwendige Infrastruktur für neue Forschungsrichtungen in kurzer Zeit errichten können.“

Auch die Qualität des Studiums muss im Mittelpunkt stehen

Für unverzichtbar hält es der neue Vorstand, dass das Land für gute Rahmenbedingungen für die Studierenden sorgt. „Dabei muss die Qualität des Studiums im Mittelpunkt stehen; eine rein an Kopfzahlen orientierte Betrachtungsweise ist keine ausreichende Grundlage für eine gute Hochschulpolitik“, betont Professor Weber. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Bundeslandes gehe einher, dass Mieten und Lebenshaltungskosten in den Universitätsstädten im Land überdurchschnittlich hoch seien. „Damit wir verstärkt begabte Studierende aus anderen Bundesländern und dem Ausland gewinnen, müssen wir neben unserer hervorragenden Forschung auch mit einer besonders guten Betreuung punkten, um den erhöhten finanziellen Aufwand zu rechtfertigen.“

Professor Weber und Professorin Pollmann freuen sich auf ihre neuen Ämter. Man habe im Land neun ganz unterschiedliche Universitäten, teils viele Jahrhunderte alt, teils erst vor wenigen Jahrzehnten gegründet, groß, klein, technisch, geisteswissenschaftlich, von A wie Ägyptologie bis Z wie Zahnmedizin. „In unseren Universitäten studieren, forschen und arbeiten Menschen aus fast allen Ländern der Welt. Da gibt es kaum einen weißen Flecken auf der Landkarte. Ob aus Armenien, Bhutan, Costa Rica oder dem Sudan, wer ernsthaft Wissenschaft betreiben will, ist bei uns willkommen und soll sich auch weiterhin willkommen fühlen. Ohne unsere Vielfalt wäre unsere tolle Forschungslandschaft nicht das, was sie ist. Allen Bestrebungen, das zu ändern, werden wir entschieden entgegentreten“, sind sich die beiden Vorstandsmitglieder mit allen Universitätsleitungen des Landes einig.

Prof. Dr.-Ing. Michael Weber, geboren 1959, studierte von 1979 bis 1985 Informatik an der TU Kaiserslautern, wo er 1990 auch promovierte. Nach Stationen in der Wirtschaft und außeruniversitären Forschung in Freiburg und Saarbrücken wurde er 1994 auf die Professur für Verteilte Systeme der Universität Ulm berufen, seit dem Jahr 2000 hat er die Professur für Medieninformatik inne; seit 2015 leitet er die Universität als Präsident.

Prof. Dr. Dr. h.c. (Doshisha) Karla Pollmann, geboren 1963, studierte Griechisch, Latein, Theologie und Pädagogik an den Universitäten Tübingen, München, Cambridge und Bochum. 1990 wurde sie an der Ruhr-Universität Bochum promoviert und habilitierte sich 1994 an der Universität Konstanz. Im Jahr 2000 wurde sie als Professorin an die University of St Andrews berufen. Vor ihrer Wahl zur Rektorin der Universität Tübingen im Jahr 2022 war sie als Exekutivdekanin der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Bristol tätig.

Text: Katharina Kadel / LRK

Prof. Michael Weber ist neuer Vorsitzender der Landesrektoratekonferenz (Foto: Elvira Eberhardt)
Prof. Michael Weber und Prof. Karla Pollmann freuen sich über ihre Wahl (Foto: Prof. Frauke Melchior)
Prof. Karla Pollmann, neue stellvertretende Vorsitzende (Foto: Friedhelm Albrecht)