Um Nachwuchswissenschaftlerinnen noch besser zu unterstützen, hat das baden-württembergische Wissenschaftsministerium das Margarete von Wrangell-Juniorprofessorinnen-Programm neu gestartet. Junior- und Tenure-Track-Professorinnen können für drei Jahre eine frisch promovierte Wissenschaftlerin beschäftigen, um sich auf ihrem Forschungsfeld zu profilieren. Ausgewählt für diese Förderung wurde Junior-Professorin Ann-Christin Haag aus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Uniklinikums Ulm.
Junior-Professorin Ann-Christin Haag forscht im Bereich „Traumaforschung im digitalen Zeitalter“ zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nach potenziell traumatischen Erlebnissen. Sie untersucht Risiko- und Resilienzfaktoren, die das Leben von Kindern und Jugendlichen nach belastenden Ereignissen, wie zum Beispiel Misshandlungserfahrungen oder Unfallverletzungen, beeinflussen. Ein besonderes Interesse gilt dabei neuen Forschungsmethoden, wie dem Einsatz maschinellen Lernens und Künstlicher Intelligenz. „Ich freue mich außerordentlich über die Aufnahme in das Margarete von Wrangell-Juniorprofessorinnen-Programm und bin stolz, dass ich zu den wenigen Kandidatinnen gehöre, die diese Förderung erhalten“, so Ann-Christin Haag.
Durch das Programm kann die Junior-Professorin die jüngst promovierte Dr. Dunja Tutus beschäftigten. Die Psychologin erhält für drei Jahre eine Vollzeit-Stelle, um sich selbst weiterzuqualifizieren, beispielsweise für eine Junior- oder Tenure-Track-Professur oder eine Nachwuchsgruppenleitung. Im Rahmen der Förderung wird sich Dunja Tutus mit der Entwicklung und Evaluation von Vorhersagemodellen beschäftigen, die auf maschinellem Lernen basieren. Solche Modelle sollten besser verstehen helfen, warum bestimmte Kinder und Jugendliche nach belastenden Lebensereignissen psychische Belastungen entwickeln und andere resilient sind. Dadurch können besonders gefährdete Kinder und Jugendliche rechtzeitig identifiziert und frühzeitig personalisierte Interventionen erhalten, um chronischen psychischen Belastungen vorzubeugen.
Beide Wissenschaftlerinnen sind Teil der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Professor Jörg Fegert.
Das Margarete von Wrangell-Juniorprofessorinnen-Programm
Benannt ist das Programm nach Deutschlands erster ordentlicher Professorin Margarete von Wrangell. Die Chemikerin wurde 1923 als Professorin für Pflanzenernährung an die Landwirtschaftliche Hochschule (heute Universität) Hohenheim berufen.
Für das vom Land Baden-Württemberg und dem Europäischen Sozialfonds finanzierte Margarete von Wrangell-Programm steht nach der Neuausrichtung 2023 insgesamt ein Budget von 14,18 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt rund 50 Förderungen sind landesweit möglich.
Zwar erwerben Frauen inzwischen die Mehrzahl der Studienabschlüsse und 44 Prozent der Promotionen, dennoch liegt der Frauenanteil bei den unbefristet verbeamteten planmäßigen W2- und W3-Professuren nur bei 23 Prozent. Zu viele hervorragende Frauen verlassen das Wissenschaftssystem in der Post-Doc-Phase. Strukturierte Positionen mit transparenten Auswahlverfahren und verlässlicheren Perspektiven sowie spezielle Förderungen sollen dieser, auch Brain-Drain genannten, Abwanderung von qualifizierten Frauen entgegenwirken: Bei den W1-Professuren (Junior- und Tenure-Track-Professuren) liegt der Frauenanteil bundesweit wie in Baden-Württemberg bei 48 Prozent.
Text und Medienkontakt: Daniela Stang