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Michael J. Fox-Stiftung ehrt Ulmer Seniorprofessor Heiko Braak
Anatom für Parkinson-Forschung in New York City ausgezeichnet

Universität Ulm

Heiko Braak, Seniorprofessor an der Ulmer Universitätsklinik für Neurologie/Zentrum für Klinische Forschung, hat den Robert A. Pritzker-Preis für Parkinson-Forschung für seine innovativen Ansätze in der Neuropathologie der Parkinson Erkrankung erhalten. Braak hat unter anderem einen neuen Weg der Krankheitsausbreitung in die wissenschaftliche Diskussion eingebracht. Der Pritzker-Preis wird jährlich von der Michael J. Fox-Stiftung für Parkinson-Forschung vergeben. Der Hollywood-Schauspieler Fox, der den Preis Ende April in New York übergab, ist selbst von der neurodegenerativen Krankheit betroffen.

Im Jahr 2003 hat Heiko Braak ein Modell vorgeschlagen, das den Krankheitsverlauf von Morbus Parkinson in verschiedene Stadien einteilt. Dieses Modell beschreibt die Verteilung und Progression von Eiweißablagerungen im Gehirn. Im gleichen Jahr stellte der Mediziner die Hypothese auf, dass der biologische Prozess „Parkinson“ womöglich in der Peripherie des Körpers beginnt und sich bis ins Gehirn ausbreitet.

Der Pritzker-Preis wird seit 2011 von der Stiftung des Schauspielers Michael J. Fox an Wissenschaftler oder Kliniker vergeben, die einen herausragenden Beitrag zur Parkinson-Forschung leisten und sich in der Nachwuchsförderung engagieren. Um seine Arbeit zu neurodegenerativen Krankheiten zu unterstützen, erhält Braak 100 000 US-Dollar. Er ist der erste Preisträger aus Deutschland.

„Professor Braaks Beitrag zur Parkinson-Forschung kann kaum überschätzt werden. Seine Arbeit hat unser Verständnis von der Ursache und Therapie von Parkinson grundsätzlich verändert“, sagt Dr. Todd Sherer von der Fox-Stiftung. „Heutige Wissenschaftler verdanken Braak viel. Er ist ein Pionier und hat uns in der Bekämpfung dieser Krankheit bedeutend weitergebracht.“

Prof. Braak: "Parkinson beginnt womöglich im Magen-Darm-Trakt"

Professor Braak hat erstmals angenommen, dass die charakteristischen Ablagerungen des Eiweißes Alpha-Synuclein ihren Ausgangspunkt in Nervenzellen des Riechorgans und im Hirnstamm (Medulla oblongata) haben könnten. Im Krankheitsverlauf breiten sich die Eiweißablagerungen demnach in weitere Hirnregionen aus – und zwar in die Substantia nigra und Hirnrinde. Dadurch wird die Zellfunktion beeinträchtigt. Gemäß Braaks Hypothese beginnen die Alpha-Synuclein-Ablagerungen womöglich in den Nervenzellen des Magen-Darm-Trakts und breiten sich von dort in das Zentrale Nervensystem aus.

Meist wird die Diagnose Parkinson aufgrund erster motorischer Symptome gestellt, die wohl mit dem Absterben von Dopamin-produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra zusammenhängen. Deshalb galt diese Hirnregion lange als Ausgangspunkt der Krankheit. Braaks alternativer Ansatz wird durch das zeitlich versetzte und unabhängige Auftreten motorischer und kognitiver Parkinson-Symptome gestützt.

Professor Braaks Stadien und seine Hypothese haben nichtmotorische Symptome und Alpha-Synuklein als Biomarker stärker in den Mittelpunkt gerückt. Weiterhin wird nun für Morbus Parkinson angenommen, dass sich Eiweißablagerungen ausbreiten und von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben werden.

"Braak-Stadien" werden weltweit eingesetzt

„Ich habe mein Leben als Forscher neurodegenerativen Erkrankungen und der Entschlüsselung ihrer Entstehung gewidmet. Deshalb freue ich mich, mein Ziel mit der Michael J. Fox-Stiftung zu teilen, die die Suche nach einer geeigneten Therapie zum Wohle der Patienten fördert“, so Heiko Braak.

Im Jahr 1991 hat Braak, damals Anatomieprofessor an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main, Stadien zur Einteilung des Krankheitsverlaufs von Morbus Alzheimer vorgeschlagen. Dieses Modell, das auf der typischen Verteilung von Tau- und Amyloid-Beta-Proteinen in verschiedenen Hirnregionen basiert, wird bis heute auf der ganzen Welt eingesetzt.

Der Pritzker-Preis ist nach dem US-Industriellen Robert A. Pritzker benannt (unter anderem: Marmon Group). An seiner Alma Mater, dem „Illinois Institute of Technology“ in Chicago, hat er die Medizintechnik und die biomedizinische Forschung stark gefördert. Heute ermöglicht Karen Pritzker, die Tochter des 2011 verstorbenen Industriellen, die Preisübergabe durch ihre Zuwendungen an die Fox-Stiftung.

Der Jury gehörten Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der Fox-Stiftung an. Auswahlkriterien reichten vom Lebenswerk des Forschers zu Morbus Parkinson bis zur Relevanz der Arbeiten für Patienten (Fokus: Medikamentenentwicklung) und ihren Einfluss auf Nachwuchswissenschaftler.

Der Pritzker-Preis ist von dem bekannten Künstler und Parkinson-Patienten Tom Shannon entworfen worden.

 

Zum Hintergrund:

Die Michael J. Fox-Stiftung ist die weltweit größte Non-Profit-Organisation für Parkinson-Forschung. Sie treibt die Suche nach einer erfolgreichen Therapie voran und hat entsprechende wissenschaftliche Arbeiten mit bisher 450 Millionen US-Dollar unterstützt. Die Stiftung fördert die Zusammenarbeit  von Forschungseinrichtungen mit der Industrie und vermittelt Patienten mithilfe eines Onlinetools (Fox Trial Finder) in klinische Studien. Ein weiteres Anliegen ist die Aufklärungsarbeit rund um Morbus Parkinson.

 

Text: Opens external link in new windowMichael J. Fox Stiftung (Übersetzung: Uni Ulm/ab)