News

Komplettwechsel an Fakultätsspitze:
Prof. Paul Wentges neuer Dekan für Mathe und WiWi

Universität Ulm

Professor Paul Wentges, Jahrgang 1964 und seit Oktober 2008 Direktor des Instituts für Controlling der Universität Ulm, wird Anfang April Dekan der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften und damit Nachfolger von Professor Werner Kratz (Angewandte Analysis), der dann bereits seine zweite Amtszeit an der Fakultätsspitze beenden wird.

Bevor steht zugleich ein Komplettwechsel bei den Prodekanen: Die Professoren Dieter Rautenbach (Optimierung und Operations Research) und Martin Müller (Nachhaltiges Wissen, nachhaltige Bildung und nachhaltiges Wirtschaften) werden Frank Richter und Kai-Uwe Marten ablösen. Letzterer bleibt aber Studiendekan für die Wirtschaftswissenschaften, während bei den Mathematikern Friedmar Schulz der bisherigen Amtsinhaberin Irene Bouw nachfolgen wird.

In gewisser Weise also auch ein Generationswechsel in der Fakultätsführung. Der sich in nächster Zeit in den Instituten fortsetzen wird, zum Teil zumindest. Knapp ein halbes Dutzend Neuberufungen sind derzeit am Laufen, einige davon allerdings auch auf neu geschaffene Professuren unter anderem im Rahmen der Ausbauplanung Hochschule 2012. Viel zu tun also für den designierten neuen Dekan, den der Fakultätsrat sozusagen auf Anhieb gekürt hat, mithin ohne Erfahrungen als Studien- oder Prodekan. Paul Wentges sieht das gelassen: „Ich bin in allen Kommissionen und Ausschüssen der Fakultät tätig, die es momentan gibt“, sagt der Wirtschaftsmathematiker, „das bringt schon intensive Erfahrungen in der akademischen Selbstverwaltung“. Weitere wird er alsbald sammeln können. Bei der strategischen Weiterentwicklung der Fakultät etwa („das müssen wir noch diskutieren“) im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Struktur- und Entwicklungsplans, bei der anstehenden Reakkreditierung der Studiengänge und bei der sich abzeichnenden Verteilung von dringend notwendigen Raumzuwächsen. „Nicht zuletzt müssen wir über eine Nachfolgelösung für das erfolgreiche Graduiertenkolleg der Mathematik nachdenken“, weiß Professor Wentges.

Nur gut insofern, dass der Aufbau seines eigenen Instituts inzwischen „praktisch abgeschlossen“ sei. „Aber wir wollen uns natürlich noch stärker etablieren.“ Unabhängig davon: „Die Fakultät hat gute Zukunftsaussichten, verzeichnet unter anderem auch steigende Studentenzahlen, und sie liegt mir am Herzen“, erklärt der Wissenschaftler. Auch deshalb freue er sich auf „die schöne Aufgabe, die Fakultät mit zu gestalten“.

Die der aus Rees am Niederrhein Stammende übrigens nicht nur als Lehrstuhlinhaber kennt. „Im Grunde bin ich jetzt zum dritten Mal in Ulm“, berichtet Wentges, der hier studiert und sich habilitiert sowie als Dozent für Betriebswirtschaft gewirkt hat. Seine Stationen zwischendurch: Ein Studium samt Masterabschluss an der Syracuse University in New York, die Promotion an der Hochschule St. Gallen, gleich zweifach mit wertvollen Preisen ausgezeichnet als beste wirtschaftswissenschaftliche Dissertation des Jahres 1994 und als beste schweizerische Operations Research-Dissertation der Jahre 1994 bis 1996. Ferner eine Tätigkeit bei der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf (Mathematische Beratung und Neue Technologien), ein Lehrstuhlvertretung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und eine Professur für Unternehmensführung, Controlling und Beratung an der Wirtschaftsuniversität Wien. Als „wertvolle Erfahrung“ beschreibt er die Bilanz dieser fünf Jahre in Österreichs Hauptstadt, auch der sehr guten Arbeitsbedingungen wegen.

„Ich hoffe nur, dass meine Forschung durch die neue Aufgabe nicht zu sehr leiden wird“, weiß Professor Wentges durchaus um die Kehrseite der Dekanswürde. Fünf Forschungsgebiete sind für sein Institut ausgewiesen, einen wichtigen Schwerpunkt hat er kürzlich in seiner Antrittsvorlesung vorgestellt: Familienunternehmen, „wissenschaftlich erstaunlich wenig erforscht“, meint Wentges, „immerhin arbeiten rund 50 Prozent aller Beschäftigten in diesem Bereich“. Für ihn ein interessanter Aspekt dabei ist die völlig unterschiedliche Unternehmenskultur im Vergleich zu Aktiengesellschaften. „Die Steuerung über Werte und Normen ist deshalb besonders wichtig.“ Allein schon seiner Forschungsinteressen wegen sei sein neuerlicher Wechsel nach Ulm vorteilhaft gewesen, freut sich der Wissenschaftler. „Denn gerade diese Region ist doch sehr stark von Familienunternehmen geprägt.“ Aber auch in familiärer Hinsicht habe sich Ulm inzwischen zur zweiten Heimat entwickelt, berichtet der Hobbysportler mit einer Vorliebe für Tischtennis: „Immerhin sind unsere drei Töchter allesamt hier geboren.“