Professor Martin Plenio, seit November 2009 Direktor des Instituts für Theoretische Physik der Universität Ulm, wird gemeinsam vom britischen Institute of Physics und von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) mit dem Max-Born-Preis 2012 ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises wird im Herbst nächsten Jahres bei einem Festakt in London erfolgen. Gleichzeitig ist Plenio zu einem Vortrag über sein Arbeitsgebiet bei der DPG-Frühjahrstagung im März 2012 in Stuttgart eingeladen worden. Das hat die Gesellschaft heute (Donnerstag, 17. November) mitgeteilt.
„Natürlich freue ich mich sehr, dass die Arbeit, die ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern über die Jahre durchgeführt habe, mit diesem Preis gewürdigt wird“, reagierte Professor Plenio auf die Nachricht der DPG. „Der Preis freut mich auch, weil er gemeinsam von den britischen und deutschen Physikergemeinden verliehen wird, also sozusagen meiner alten und meiner neuen Physikheimat“, sagte der 43-jährige Wissenschaftler, der bekanntlich ausgestattet mit einer hochdotierten Alexander von Humboldt-Professur vom Imperial College in London nach Ulm gewechselt war.
Dabei sieht er sich nach wie vor als „Wandler zwischen der deutschen und englischen Wissenschaftswelt“. Wie bekanntlich auch Max Born, dieser allerdings zunächst unfreiwillig. Der Physik-Nobelpreisträger von 1954 war 1933 seiner jüdischen Vorfahren wegen von den Nationalsozialisten zwangsbeurlaubt worden und emigrierte nach England, wo er ab 1934 in Cambridge wirkte, später auch noch in Edinburgh. Als Professor in Göttingen hatte er zuvor unter anderem mit Werner Heisenberg, Pascual Jordan und Friedrich Hund große Teile der modernen Quantenmechanik entwickelt.
Martin Plenio, wie Born übrigens sowohl an mathematischen als auch physikalischen Fragen interessiert und ebenfalls in Göttingen promoviert, werden von der DPG „Pionierarbeiten zur Theorie der Verschränkung und deren Anwendungen“ bescheinigt, „die das Gebiet der Quanteninformationsverarbeitung und die Kontrolle von Quantendynamik entscheidend vorangebracht haben“. Insbesondere dem Phänomen der quantenmechanischen Verschränkung wird demnach eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung von Quantenrechnern und Quantenkommunikation beigemessen. Gewürdigt wird in diesem Zusammenhang auch Professor Plenios enge Zusammenarbeit mit Experimentalphysikern, die seine Vorschläge direkt umsetzten, sowie seine wegweisenden Arbeiten zum komplexen Wechselspiel zwischen Rauschen und Kohärenz in biologischen Systemen.
In Ulm gilt der schon in England mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftler seinem Physiker-Kollegen Professor Wolfgang Schleich zufolge als „tragende Säule des kürzlich gegründeten Zentrums für Integrierte Quantenwissenschaft und –technologie“. Hier arbeiten renommierte Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen der Universitäten Stuttgart und Ulm sowie des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung Stuttgart mit dem Ziel zusammen, Synergien zwischen Chemie, Elektrotechnik, Mathematik und Physik zu fördern und die Quantenwissenschaft in ihrer ganzen Breite zu vertreten, von den Grundlagen bis hin zu technologischen Anwendungen.
Der mit 3000 Euro dotierte Max-Born-Preis wird, so die DPG, für besonders wertvolle und aktuelle wissenschaftliche Beiträge zur Physik verliehen und jährlich abwechselnd britischen und deutschen Physikern respektive Physikerinnen zuerkannt.
Von Willi Baur