Mit Erhalt des Förderbescheids wurde die gute Nachricht offiziell: Die Universität Ulm erhält einen neuen Sonderforschungsbereich (SFB) zur Traumaforschung. Über 11,2 Millionen Euro hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Einrichtung des SFB 1149 bewilligt - zunächst für vier Jahre. Der auf bis zu zwölf Jahre ausgelegte Trauma-SFB trägt den Titel "Gefahrenantwort, Störfaktoren und regeneratives Potenzial nach akutem Trauma". In dem gemeinsamen Forschungsvorhaben kooperieren insgesamt 18 Kliniken und Institute aus dem Universitätsklinikum Ulm und der Universität.
"Physische Traumen, wie Schwerstverletzungen nach Unfällen, sind hierzulande die häufigste Todesursache bei Menschen unter 45 Jahren und verursachen Gesundheitskosten von bis zu 30 Milliarden Euro im Jahr. Mit der Bewilligung des Sonderforschungsbereiches erhält unsere ausgewiesene Kompetenz in der muskulo-skelettalen Traumaforschung national und international noch größere Strahlkraft. Ich gratuliere den Antragstellern ganz herzlich zu diesem großartigen Erfolg", so Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling.
"Wenn Menschen bei Unfällen oder durch Gewalteinwirkung verletzt werden, kommt es zu mechanischen Schäden an Organen und Geweben. Häufig sind solche Traumen mit erheblichen Komplikationen verbunden", erklärt SFB-Sprecher Professor Florian Gebhard die medizinische Relevanz des Großprojektes. Der ärztliche Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Ulmer Universitätsklinikum koordiniert das gemeinschaftliche Forschungsvorhaben aus insgesamt 20 bewilligten Einzelprojekten. "Mit diesem Sonderforschungsbereich möchten wir die systemischen Reaktionen des Körpers auf schwere Verletzungen erforschen", so Gebhard. Diese reichen von der Hemmung von Heilungsprozessen bis hin zur Ganzkörperinflammation oder Multi-Organversagen.
Mit individualisierten Therapien den Behandlungserfolg verbessern
"Ein erfolgreiches klinisches Trauma-Management braucht individualisierte Therapien, die auf persönliche Voraussetzungen angemessen reagieren können", so die stellvertretende SFB-Sprecherin Professorin Anita Ignatius, Leiterin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik. Eines der Schwerpunktthemen behandelt deshalb die Rolle individueller Faktoren wie Vor- und Begleiterkrankungen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei der molekularen Steuerung von physiologischen "Gefahrenantworten". Denn massive Verletzungen von Geweben oder Organen lösen oft gefährliche Entzündungsprozesse aus. Andererseits kommen unter Umständen auch Prozesse in Gang, die inflammatorische Reaktionen hemmen. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, über welche Signalübertragungsmechanismen solche Reaktionen molekular gesteuert werden. Das dritte übergeordnete Forschungsfeld widmet sich der Entwicklung wirksamer Trauma-Therapien. Können posttraumatische Entzündungsprozesse gezielt durch den Einsatz von Stammzellen oder Mediatoren kontrolliert werden? Wie können Wundheilung und Geweberegeneration individuell gefördert werden?
"Dass unser gemeinsamer Antrag trotz der großen Konkurrenz kaum gekürzt wurde, zeigt, dass wir die Schwerpunkte richtig gesetzt und bei der Auswahl der Themen keine Kompromisse zulasten der Qualität gemacht haben. Alle unsere beteiligten Wissenschaftler sind nicht nur Spezialisten auf ihrem Gebiet, sondern können einen wichtigen Betrag zur Traumaforschung leisten", ist Professor Markus Huber-Lang überzeugt. Der Leiter der klinischen Forschergruppe zur Trauma-Immunologie der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie ist ebenfalls stellvertretender Sprecher des SFB. "Wir sind sehr froh, dass dieser gemeinsame wissenschaftliche Kraftakt zum Erfolg geführt hat und wir damit das finanzielle Fundament legen können für weitere substanzielle Beiträge zu diesem besonderen Forschungsgebiet", freuen sich die Hauptantragsteller Gebhard, Huber-Lang und Ignatius.
Verantwortlich: Andrea Weber-Tuckermann