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Führungswechsel beim Botanischen Garten
Professor Gerhard Gottsberger: Positive Bilanz nach 15 Jahren

Universität Ulm

„Der Botanische Garten hat sich meines Erachtens gut entwickelt, aber er ist noch lange nicht fertig.“ So beschreibt Professor Gerhard Gottsberger den Status quo der Universitätseinrichtung, die er in den vergangenen 15 Jahren geleitet hat, zwei Jahre über seine Pensionierung als Lehrstuhlinhaber und Leiter der Abteilung Systematische Botanik und Ökologie hinaus. So zutreffend die sachlich-nüchterne Analyse des Wissenschaftlers sein mag: Die zurückhaltende Formulierung ist wohl eher kontrollierten Emotionen geschuldet, entspricht kaum den realen Gefühlen des leidenschaftlichen Biologen. Dem, in seinem Umfeld kein Geheimnis, der Abschied von dieser Aufgabe nicht leicht gefallen ist. Designierter Nachfolger ist Professor Marian Kazda, seit einigen Monaten bereits kommissarischer Leiter des Botanischen Gartens.

Nun, gebeten um eine detailliertere Bilanz seiner Amtszeit, verliert der 1940 im österreichischen Judenburg geborene Gottsberger, der in Graz studiert, dort zunächst zum Doktor der Philosophie promoviert und sich später an der Universität Wien als Botaniker habilitiert hat, schließlich doch seine Zurückhaltung, durchwandert gedanklich die wichtigsten Etappen bei der Erschließung des 28 Hektar großen Areals zwischen Campus und Lehrer Tal, „das Tor zur Universität für die Bevölkerung“, wie er es in dieser oder veränderter Form immer wieder gerne genannt hat.

Erinnert nicht ohne Stolz an die zwischen 1993 und 2008 geschaffenen Einrichtungen, wertvolle Meilensteine auf dem Weg zu einem „richtigen“ Botanischen Garten, für dessen Verantwortliche indes stets auch jeweils Errungenschaften im wahrsten Sinne des Wortes: Wege- und Teichbau, die verschiedenen Nutzpflanzen-Abteilungen, Gewächshäuser, Bauern-, Rosen- und Apothekergarten, ganz besonders aber das Betriebs- und Verwaltungsgebäude als jahrelang ersehntes Ende der provisorischen Container-Lösung.

Unstrittig dabei die Verdienste Professor Gottsbergers, der um jedes Projekt unermüdlich gekämpft hat – mit guten Argumenten versteht sich, zudem hartnäckig und immer auch mit einem seinen Landsleuten nachgesagten Charme, dem sich kaum jemand entziehen mochte. Er selbst freilich hält sich außen vor, dankt lieber Partnern und Bundesgenossen, die dabei beteiligt waren: Universitätsleitung, Bauverwaltung, Stadt sowie Förderverein vor allem und nicht zuletzt der ehemalige Landtagsabgeordnete Karl Göbel, ein ebenso überzeugter wie engagierter Mitstreiter und nicht nur deswegen heute noch gern gesehener Stammgast bei Uni-Veranstaltungen.

„Das alles hat sehr viel Geld gekostet“, ist sich der Wissenschaftler bewusst, „aber es ist wirklich gut angelegt“. Denn: „Der Botanische Garten hat eine unbezahlbare Schlüsselfunktion“, sagt Gerhard Gottsberger. Zweifellos auch für die Außendarstellung der Universität, vieler Aktivitäten wegen in der Wahrnehmung sogar dominierendes Element, in erster Linie freilich vorrangig für Lehre und Forschung, für die Wissenschaft schlechthin. Mit Lehrveranstaltungen für angehende Biologen und Mediziner, als Forschungsfeld und als Plattform für die konzentrierte Präsentation unterschiedlichster Ökosysteme dieser Welt. Im Grund zugleich ein Kulturgut, der Begriff angemessen allein durch Hege und Pflege seltener Pflanzen, manche hier heimisch seit der Römerzeit, andere seit der Entdeckung Amerikas.

Dazu, unverzichtbar für Fachleute, ein respektables Herbarium mit rund 100 000 Pflanzenbelegen aus der ganzen Welt. „Die Schwerpunkte sind Mitteleuropa, der Mittelmeerraum sowie Süd- und Zentralamerika“, erklärt Professor Gottsberger, wissend, dass nicht wenige Aufgaben des Botanischen Gartens über die unmittelbar Beteiligten hinaus kaum registriert werden. Wie der internationale Samentausch zum Beispiel für wissenschaftliche Untersuchungen und Bildungszwecke, mitunter auch Belange des Naturschutzes. Rund 1000 Samenproben gehen jährlich an ausländische Institute, 400 an Empfänger im Inland.

Nur zu verständlich insofern die Verbundenheit des Pensionärs mit seiner wissenschaftlichen Basis, nach wie vor fast täglich der Lebensmittelpunkt des vormaligen Leiters. Ein zweiter praktisch neben verschiedenen Plätzen in Brasilien. Dort nämlich betreut er weiterhin mehrere Forschungsprojekte, ferner die Hälfte von insgesamt sechs Doktoranden. Er habe, als er vor 15 Jahren von Gießen nach Ulm gekommen sei, „hier hervorragende Arbeitsbedingungen vorgefunden“, erinnert sich Professor Gerhard Gottsberger, „doch wir haben auch viel Neues schaffen können“. Die Leitung des Botanischen Gartens jedenfalls habe er guten Gewissens übergeben können: „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“

Weitere Informationen: Prof. Dr. Gerhard Gottsberger, gerhard.gottsberger(at)uni-ulm.de