Über hundertzwanzig Gäste gaben sich die Ehre bei der feierlichen Verleihung der Ehrensenatoren-Würde an der Universität Ulm. Ausgezeichnet wurden der langjährige Universitätsrats- vorsitzende Dr. Klaus Bleyer sowie der Wirtschaftswissenschaftler Professor Péter Horváth für ihre herausragenden Verdienste um die Ulmer Universität. Der Senatsbeschluss hierzu fiel im Sommer einstimmig. "Ich bin außerordentlich stolz, diese beiden herausragenden Persönlichkeiten an unserer Universität zu haben", so Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling in seiner Ehrenrede.
Er lobte Dr. Bleyer nicht nur für sein großes Pflichtbewusstsein und seine geschickte Amtsführung, sondern auch für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Präsidium und Universitätsrat. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler, erfolgreiche Unternehmer und Fachmann für Finance und Controlling war seit Bestehen des Gremiums Mitglied im Universitätsrat, und führte das höchste Aufsichtsorgan der Uni mehr als zehn Jahre lang an. "Sie waren ein guter Lenker für ein schwieriges Pferd und konnten so Vieles auf den Weg bringen", bedankte sich Ebeling im Namen der Universität bei dem Geehrten.
Laudator Professor Hans-Joachim Schöpf von Automotive Consulting - ein langjähriger Weggefährte Bleyers - ließ es sich nicht nehmen, die Persönlichkeit und Lebensleistung Bleyers mit klaren Worten noch einmal herauszustellen. Das Motto seiner Lobrede: Vollblutunternehmer mit Weitblick und Herz. Schöpf nennt ihn einen technikaffinen Unternehmer mit hehren Führungsprinzipien. Von seiner Zeit bei der Gebirgsjäger-Artillerie habe dieser gelernt, wie man Gipfel stürmt und dabei einen kühlen Kopf behält. Sein Erfolgsrezept: Geduld, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein, Weitblick und ein Gefühl für Menschen. "Wer hoch hinaus will, muss tief wurzeln", so der Laudator. Bleyer sei damit auch ein gutes Vorbild für Jüngere. Nach der feierlichen Überreichung der Urkunde entgegnete der Ehrensenator und gebürtige Rosenheimer gerührt: "Des hätt´s net braucht - wie der Bayer zu sagen pflegt". Aber gefreut habe es ihn trotzdem. "Ich fühle mich jetzt ganz erhaben, trotz beträchtlicher Zweifel, ob das alles so stimmt, was hier gelobt wurde", sprach Bleyer.
Horváths Investition hat die Universität nachhaltig gestärkt
Bei Professor Péter Horváth bedankte sich Ebeling dafür, dass dieser der Universität Ulm nicht nur fünfzig Prozent der Anteile des "International Performance Research Institute" (IPRI) übertragen habe, sondern der Universität zudem die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für Betriebliches Informationsmanagement ermöglicht habe. "Die Universität Ulm hat mit der IPRI-Außenstelle nun auch eine Adresse in der noblen Stuttgarter Königsstraße", freute sich Ebeling. Und außerdem sei durch diesen zukunftsweisenden Lehrstuhl die hiesige Uni nachhaltig gestärkt.
Der Präsident zeigte sich zudem beeindruckt von der Sportlichkeit des Emeritus der Universität Stuttgart. Über zwanzig Marathon-Läufe habe dieser bewältigt und sportliche Höchstleistungen auch in der Wissenschaft und Unternehmenswelt gezeigt.
Laudator Professor Dieter Spath, Vorstandsvorsitzender der Wittenstein AG, würdigte Horváth, den "Papst des Controlling", als exzellenten Botschafter seines Faches im In- und Ausland. Sein Ansatz: Schwierige Fragen mit Querdenken zu durchdringen und anwendbar machen. Horváth, der als Maschinenbauingenieur noch ein wirtschaftswissenschaftliches Aufbau-Studium in Angriff nahm und danach in diesem Fach promoviert und habilitiert hat, habe sich schon immer für praxisrelevante und anwendungsnahe Fragen interessiert, und diese auf kreative Weise zu beantworten gewusst. "Das IPRI hat in Ulm ein interessiertes Umfeld gefunden. Es wird der Uni ein Magnet sein für Studenten, Wissenschaftler und Kunden", versichert Spath. Mit seiner Art - wissenschaftlich tiefgründig und unternehmerisch durchgreifend - sei er nicht nur beruflich erfolgreich gewesen. Er könne auf Menschen zugehen, sie für eine Sache begeistern und habe sich so auch um Kunst und Kultur verdient gemacht. "Ich ziehe den Hut", schließt Spath die Laudatio.
Die von Ebeling überreichte Urkunde in Händen, bedankte sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Unternehmensberatung Horváth AG für die Dankesreden. Horváth zeigte sich hocherfreut über den schönen Zufall, dass die Musikerin des Abends, die mit ihrem grazilen Harfenspiel feierliche Akzente setzte, den gleichen Nachnamen - wenngleich ohne Akzent - trug wie er: Juliane Horvath. Zum Auszeichnungsgrund sagte er: "Manche fragen sich vielleicht, wieso ich der Universität nur fünfzig Prozent der Anteile vermacht habe." Das liege daran, dass der Kanzler der Universität, der ja den Kontakt zu ihm hergestellt hatte, sehr vorsichtig sei, und darauf bedacht, dass Horváth auch weiterhin im Risiko bleibe. Aber er werde nochmals einen erneuten Anlauf machen: "Mit den restlichen fünfzig Prozent drohe ich weiterhin!", so der Ehrensenator.
Industrie 4.0: Die industriellen Potentiale Deutschlands noch besser nutzen
Wie gut Zukunftsthemen an die Universität Ulm passen, zeigte der anschließende Festvortrag von Professorin Gisela Lanza vom Karlsruher Institut für Technologie KIT. Die aus Biberach stammende Maschinenbauingenieurin informierte in Ihrem Vortrag "Industrie 4.0 - Die digitale Vernetzung der realen Produktion" über eine tiefgreifende Umwälzung, die der deutschen Wirtschaft bevorstehe, wenn sie den Anschluss nicht verlieren wolle. Mit der Informatisierung der Produktion habe Deutschland die Möglichkeit, seine industriellen Potenziale noch besser zu nutzen, um sich im globalen Wettbewerb weiter so gut behaupten zu können. Industrie 4.0 mache die Wertschöpfungskette smarter und ressourcenschonender, außerdem stehe der Mensch dabei nicht abseits, denn keiner wolle die menschenleere Fabrikhalle. Unter dem Schlagwort verstecke sich mehr als nur ein neuer technologischer Ansatz zur Lean Production, bei dem mit Hilfe von Sensorik, Messtechnik und intelligenter Datenverarbeitung Produkte, Maschinen und Menschen miteinander `kommunizieren´ können, um Produktionsprozesse zu optimieren.
Als Herausforderungen gingen damit nicht nur ein massiver Ausbau der Infrastruktur einher, sondern auch datenbezogene Sicherheitsstandards und die technische Zuverlässigkeit müssten gewährleistet sein. Ihr optimistisches Fazit: "Deutschland wird ein Leitmarkt für Industrie 4.0 und kann sich auch global als Leitanbieter für diese hochtechnisierte Wertschöpfungsform behaupten." Aus dem hochinteressanten Vortrag nahmen die Gäste viele Anregungen mit ins Foyer zum anschließenden Empfang, mit dem die Verleihungsfeier ihren geselligen Ausklang fand.
Bildinformation:
BU Gruppenbild Ehrensenatorenfeier (Foto: Elvira Eberhardt): Dr. Klaus Bleyer (vorne 2.v.l.) und Prof. Péter Horváth (vorne 3.v.l.) wurden für ihre herausragenden Verdienste um die Universität Ulm von Universitätspräsident Prof. Karl Joachim Ebeling (vorne 1.v.r.) mit der Ehrensenatoren-Würde ausgezeichnet. Im Bild die Geehrten mit familiärer Begleitung, den Laudatoren Prof. Hans-Joachim Schöpf (vorne 2.v.r.), Prof. Dieter Spath (hinten 1.v.r.), dem Kanzler der Universität Dieter Kaufmann (hinten 1.v.l.) und Festrednerin Prof. Gisela Lanza (hinten 2.r.). Fotos: Elvira Eberhardt/kiz
Verantwortlich: Andrea Weber-Tuckermann