News

Erstsemester in Wohnungsnot:
„Wer jetzt noch sucht, hat es schwer“

Universität Ulm

„Studenten in Wohnungsnot“, „Container als Studentenbude“,  „Erstsemester stehen auf der Straße“…diese und ähnliche Schlagzeilen waren angesichts des doppelten Abiturjahrgangs in Baden-Württemberg und anderswo  oft zu lesen.
Im Vergleich zu anderen Universitätsstädten scheint sich die studentische Wohnungsnot in Ulm in Grenzen zu halten. Doch wer seine Zulassung erst spät erhält oder sich kurzfristig für ein Studium an der Universität Ulm entscheidet, könnte leer ausgehen. Christian Albrecht hat sich recht spontan für ein Wirtschaftschemiestudium an der Uni Ulm eingeschrieben. Nach mehr als zwei Wochen erfolgloser Wohnungssuche hat der 19-Jährige  aus der Nähe von Bruchsal bereits darüber nachgedacht, in die Jugendherberge zu ziehen. Die meisten Wohnheimzimmer sowie bezahlbare Appartements in Universitätsnähe waren längst vermietet. Zwar hatte der Abiturient noch einige Bewerbungen bei Wohngemeinschaften laufen und stand auf der Warteliste für einen Platz im Studentenwohnheim. Trotzdem machte sich langsam Panik breit. „Irgendwann habe ich auch außerhalb von Ulm gesucht, im ersten Semester kann man ja pendeln“, sagte Albrecht. Mittlerweile ist es ihm gelungen, ein WG-Zimmer in der Peripherie anzumieten.

Der fehlende Zulassungsbescheid stand lange Zeit  zwischen Eva Kraus und ihrer „Studentenbude“. Die 19-Jährige hatte sich um ein Medizinstudium an der Uni Ulm beworben. Aufgrund ihrer Abiturnote und einem sehr guten Medizinertest war sie sicher,  in diesem Wintersemester zum Zuge kommen und begann frühzeitig mit der Wohnungssuche. Allerdings wurden die Zulassungsbescheide erst Ende September verschickt und ohne diese offizielle Bestätigung blieben Besichtigungstermine in WGs und bei weiteren Privatvermietern erfolglos. „Als BAföG-Empfängerin kann ich maximal 350 Euro im Monat ausgeben. Viele Unterkünfte, die jetzt noch angeboten werden, sind deutlich teurer“, sagt Kraus. WG-Zimmer, Wohnheim oder eine Unterkunft bei Privatvermietern…die angehende Ärztin ist nicht mehr besonders wählerisch. Auf jeden Fall will sie verhindern, zu Beginn des anstrengenden Medizinstudiums  aus dem heimatlichen Göppingen nach Ulm pendeln zu müssen.

Natascha Rothmund ist gelungen, wovon ihre künftige Kommilitonin Eva Kraus träumt. In wenigen Tagen wird die angehende Studentin der Wirtschaftswissenschaften ein möbliertes Zimmer in einer Ulmer Wohngemeinschaft beziehen. Dafür musste sie allerdings 700 Euro Provision an einen Makler überweisen. Auf Wohnungssuche in Ulm hat Natascha Rothmund allerhand erlebt: „In einigen WGs musste ich mit bis zu 100 Mitbewerbern um ein Zimmer konkurrieren“, erinnert sich die 20-Jährige. Dabei scheinen einige Vermieter die Wohnungsnot der Studierenden auszunutzen. Natascha Rothmund wurde eine „bessere Abstellkammer“ als Wohnraum angeboten, die angeblich bald bezugsfertige Wohngemeinschaft entpuppte sich als Baustelle. Mit ihrem jetzt angemieteten Zimmer ist die Singenerin, die nach dem Abitur ein Jahr lang gearbeitet hat,  recht zufrieden. Allerdings überlegt sie, im Laufe des Semesters in eine günstigere Unterkunft zu ziehen.  „Wer jetzt noch nach einer Bleibe sucht, hat es schwer“, so ihr Fazit.

Das bestätigen auch Zahlen des Studentenwerks: „Unsere 1742 Wohnheimzimmer sind eigentlich alle belegt. Rund 500 Studentinnen und Studenten stehen auf der Warteliste.“, sagt Claus Kaiser, Geschäftsführer des Studentenwerks Ulm. In der Privatzimmerkartei des Studentenwerks finden sich derzeit noch einige Angebote, die zum Beispiel für Humanmediziner dringend benötigt werden. Gerne stellen etwa Ehepaare die Zimmer ihrer erwachsenen Kinder  zur Verfügung. In den kommenden Wochen will das Studentenwerk mit Flyern und über Bildschirmwerbung in Bussen vermehrt um solche Privatvermieter werben.
Sollte Eva Kraus weiterhin kein Glück bei der Wohnungssuche haben, muss sie keineswegs in die Jugendherberge ziehen, sondern kann vorläufig  in einem Notbett des Studentenwerks übernachten. Rund 20 provisorische Unterkünfte (ein Feldbett samt Stuhl im Mehrbettzimmer)  halten das Studentenwerk und die Katholische Studentengemeinde Ulm für verzweifelte Erstsemester bereit.

Von Annika Bingmann

Das Studentenwerk Ulm sucht für neu ankommende Studentinnen und Studenten derzeit in Ulm und Umgebung Privatzimmer.
Angebote bitte an Frau Tehran (0731/50-23820) oder Herrn Rettweiler (0731/50-23846) bzw. an wohnen(at)studentenwerk-ulm.de