Stammzellen sind „Alleskönner“ des Körpers, die sich in verschiedene Gewebe verwandeln können und so Defekte reparieren. Mit diesen „Mechanikern“ – und insbesondere mit der Alterung blutbildender Stammzellen sowie von Stammzellen der Haut – beschäftigt sich Dr. Maria Carolina Florian. Nun wird die Wissenschaftlerin, die in der Abteilung für Molekulare Medizin der Uni Ulm forscht, im Zuge des Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und erhält eine Nachwuchsgruppe.
Mit der Leitung einer Emmy Noether-Nachwuchsgruppe werden exzellente junge Forscher auf dem Weg zur Professur unterstützt und in die wissenschaftliche Selbstständigkeit geführt. Die 36-jährige Maria Carolina Florian, die in Mailand Pharmazeutische Biotechnologie studierte und dort auch promovierte, hat sich bereits einen Namen als Stammzellexpertin gemacht: In der angesehenen Fachzeitschrift „Nature“ konnte sie beispielsweise zeigen, dass blutbildende Stammzellen im Laufe des Alterungsprozesses auf ein anderes Signalübertragungssystem umstellen – ausgelöst durch einen bestimmten Eiweißstoff. Durch eine Blockade des Eiweißstoffes lassen sich die Stammzellen jedoch verjüngen, so dass sie ihrem „Reparaturauftrag“ wieder besser nachkommen.
In den kommenden fünf Jahren – Florian wird mit insgesamt 1,8 Millionen Euro gefördert – will sie ihr wissenschaftliches Profil weiter schärfen. In ihrem neuen Projekt geht es um epigenetische Veränderungen im Zuge der Stammzellalterung, die scheinbar eine zentrale Rolle einnehmen. Unter Epigenetik versteht man eine Form der Genregulation durch äußere Faktoren. Doch anders als bei der Mutation verändert sich das Erbgut nicht dauerhaft. Vielmehr werden einzelne Gene durch das Ablösen oder Anheften chemischer Gruppen an- und abgeschaltet. Ändert sich die epigenetische Signatur der blutbildenden Stammzelle im Alterungsprozess, beeinflusst dies eventuell auch die Stammzellfunktion und -teilung. Entsprechende molekulare Mechanismen – allen voran die Etablierung und Erhaltung der epigenetischen Signatur – will Maria Carolina Florian künftig aufklären. Angesichts einer alternden Gesellschaft handelt es sich keineswegs um reine Grundlagenforschung: „Mit der Stammzellalterung sind zahlreiche Erkrankungen wie Krebs, Blutarmut oder eine eingeschränkte Immunabwehr assoziiert“, ist die gebürtige Italienerin, die seit 2009 in Ulm forscht, überzeugt.
Die Universität Ulm bezeichnet die zweifache Mutter als „den besten Platz für Stammzell- und Alterungsforschung in Deutschland.“ Sie lobt die hochkarätigen Kooperationspartner – darunter natürlich der renommierte Stammzellforscher Professor Hartmut Geiger, Leiter der Abteilung für Molekulare Medizin – ebenso wie die Laborinfrastruktur. Da die epigenetische Stammzellforschung technisch extrem anspruchsvoll ist, arbeitet Florian darüber hinaus mit Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, der Universität München (LMU) sowie des Cincinnati Children’s Hospital (USA) zusammen. Immer mit dem Ziel, die epigenetische Architektur blutbildender Stammzellen aufzudecken und den Alterungsprozess aufzuhalten.
„Wir sind sehr froh, dass sich Frau Florian dazu entschlossen hat, ihre Forschung hier in Ulm fortzuführen. Dies ist auch ein guter Beweis für die Nachhaltigkeit und gleichzeitig das innovative Potential, welche die Stammzellforschung in Ulm auszeichnet. Wir werden daher alles versuchen, um Frau Florian langfristig an Ulm binden zu können“, sagt Professor Hartmut Geiger.
Text und Medienkontakt: Annika Bingmann