Die drei ersten von insgesamt neun von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ins Leben gerufenen Forschungskollegien für junge forschende Ärzte wurden nach dreijähriger Etablierungsphase von einem hochrangigen Gremium begutachtet. Die Kollegiaten präsentierten ausgezeichnete wissenschaftliche Projekte und erhielten durch das Kolleg einen entscheidenden Anschub auf ihrem Karriereweg zum clinician scientist. Unter 56 eingereichten Konzepten hatten sich 2010/2011 junge Mediziner aus Ulm, Bonn und Würzburg durchgesetzt. Nach dreijähriger Etablierungsphase konnten sie jetzt eine zweite dreijährige Laufzeit beantragen.
Es gibt immer weniger hochbegabte junge Ärztinnen und Ärzte, die sich der doppelten Herausforderung von Krankenversorgung und Forschung und somit der Karriere als clinician scientist stellen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, startete die Else Kröner-Fresenius-Stiftung 2010 ein ganz neues Förderinstrument: Sogenannte Forschungskollegien bieten forschungsbegeisterten jungen Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, sich ein bis zwei Jahre ganz auf ihr Forschungsprojekt zu konzentrieren.
Diese Projekte ranken sich um ein gemeinsames Themenfeld und sind in wissenschaftlich exzellente Forschergruppen eingebettet. Dadurch sind die jungen clinician scientists in ein wissenschaftlich anregendes Netzwerk eingebunden und erhalten die notwendige Unterstützung, um ihre Projekte erfolgreich umzusetzen. Ein begleitendes Curriculum schafft eine umfassende Wissensbasis und knüpft Kontakte zu internationalen Experten.
Als Modell Pate gestanden haben die Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für Naturwissenschaftler. Nach dreijähriger Etablierungsphase kamen nun Kollegiaten und Sprecher der ersten Kollegien zusammen und präsentierten ihre Arbeit in intensiver Diskussion einer achtköpfigen Gutachtergruppe von international anerkannten, erfahrenen clinician scientists.
Start- und Etablierungsphase sind Besonderheit in der Ulmer Universitätsmedizin
Das Ulmer Forschungskolleg (Sprecher Prof. Stephan Stilgenbauer und Prof. Hartmut Geiger) fokussiert auf die zellulären und molekularen Zusammenhänge, die Stammzellen, Alterung und bösartige Transformation ursächlich miteinander verbinden. Die Aneignung und Entwicklung mechanistischer Ansätze und Methoden erlaubt es den Ulmer Kollegiat/inn/en, klinische Fragestellungen hinsichtlich der Thematik des Kollegs in eigene Forschungskonzepte umzusetzen. Da neuartige Therapieansätze einer klinik- und fachübergreifenden Interaktion in der Forschung bedürfen, wird das Ulmer Forschungskolleg von vielen unterschiedlichen Kliniken und Grundlageninstituten getragen.
In den vergangenen drei Jahren wurden elf Kollegiaten betreut. Eine Besonderheit des Ulmer Konzepts ist, dass hier sowohl relativ junge forschende Ärzte in einer „Startphase“ als auch schon fortgeschrittene, wissenschaftlich und klinisch erfahrene clinician scientists in einer „Etablierungsphase“ gefördert werden. So reicht auch das Spektrum der Erfolge von ersten Publikationen bis hin zu einer direkten Berufung vom Kolleg auf eine Professur in Harvard. Das Forschungskolleg Ulm hat sich somit in relativ kurzer Zeit als ein Leuchtturm der Forschungs- und Ausbildungslandschaft in Ulm etabliert und dadurch das Leitbild des clinician scientist weithin sichtbar gemacht.
Beeindruckte Gutachter
Die Gutachter zeigten sich von den wissenschaftlichen Ergebnissen der Kollegiaten beeindruckt. Sie lobten die Ausgestaltung der Idee des Forschungskollegs an allen drei Standorten und waren sich einig, dass der Entwicklungspfad einiger Kollegiaten schon jetzt erkennen lässt, dass das Kolleg ihnen den Weg zu einer erfolgreichen Karriere eröffnet hat, die Klinik und Forschung miteinander verbindet. Das Konzept der Forschungskollegien schließt eine Lücke in der Ausbildungs- und Förderlandschaft. Die Gutachter vermerkten positiv, dass nicht nur die Kollegiaten in einem kompetitiven Bewerbungsverfahren ausgewählt würden, sondern auch die teilnehmenden bzw. betreuenden Arbeitsgruppen.
Als erfolgskritisch betonten die Gutachter, dass eine Freistellung von der Krankenversorgung von mindestens einem, besser zwei Jahren nötig ist, um auf international wettbewerbsfähigem Niveau zu forschen. Entscheidend für den nachhaltigen Aufbau von Forschungskompetenz ist, dass sich an die 100%ige Forschungsphase eine Phase der jeweils teilzeitigen Forschungs- und Kliniktätigkeit anschließt, so dass nicht nur Feierabende und Wochenenden für die Weiterführung der Forschung zur Verfügung stehen.
Weitere Informationen:
Die Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Hilfsprojekte. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Die Stiftung fördert satzungsgemäß nur solche Forschungsaufgaben, deren Ergebnisse der Allgemeinheit zugänglich sind. Bis heute hat die Stiftung mehr als 1.300 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 200 Millionen Euro gefördert. (www.ekfs.de)
Verantwortlich: Jörg Portius