Die Universität Ulm ist nun offiziell ein „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“. In dem bundesweiten Wettbewerb der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Deutschen Bank war der Sonderforschungsbereich/Transregio 62 („Eine Companion-Technologie für kognitive technische Systeme“) erfolgreich. Unter dem Motto „Stadt, Land, Netz! Innovationen für eine digitale Welt“ haben eine Jury und ein Fachbeirat 100 Projekte aus über 1000 Bewerbungen ausgewählt. Gesucht wurden Konzepte aus Deutschland, die Chancen der Digitalisierung aufzeigen und vorantreiben.
Die Preisverleihung erfolgt am 22. September im Vorfeld einer internationalen Expertentagung zum Thema Companion-Technologien. „Ich freue mich sehr über diese tolle Auszeichnung. Sie ist eine Bestätigung für die gesellschaftliche Relevanz unserer Forschungsergebnisse, und sie gibt uns die Möglichkeit, die Konzepte zur Gestaltung zukünftiger Mensch-Technik Interaktion einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen“, sagt Professorin Susanne Biundo-Stephan, Leiterin des Ulmer Instituts für Künstliche Intelligenz und Sprecherin des Sonderforschungsbereichs.
Haushaltsgeräte mit etlichen Programmen, Smartphone-Apps und „intelligente“ Autos: Immer zahlreichere und immer leistungsfähigere technische Systeme bestimmen unseren Alltag. Doch oft sind Nutzer mit ihrer Bedienung überfordert. Seit 2009 entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ulm und Magdeburg Konzepte zur Realisierung partnerschaftlicher Dienstleister, die sich auf ihre Nutzer, deren tatsächliche Bedürfnisse und Fähigkeiten einstellen. Aktuell bündeln über 70 Informatiker, Ingenieure, Psychologen, Neurobiologen und Mediziner ihre Expertise im Sonderforschungsbereich. Gemeinsam übertragen sie zentrale kognitive Fähigkeiten des Menschen wie Wahrnehmen und Erkennen, Interaktion und Kommunikation, Denken und Handeln auf Maschinen.
Prototypen bei der CeBIT
Dabei ist die technische Umsetzung schon weit fortgeschritten: Auf der Computermesse CeBIT im März haben die Ulmer Forscher zum Beispiel einen „Companion“ gezeigt, der Nutzer interaktiv durch die Installation einer Heimkinoanlage führt. Weiterhin verdeutlichen ein Fahrkartenautomat, der gestresste Reisende zielgenau bedient, und ein virtueller Ausbilder – dieser Prototyp wurde tatsächlich in Werkstätten der Volkswagen AG eingesetzt – die Fähigkeiten solcher intelligenten Systeme.
Aber was macht technische Systeme so einfühlsam und sogar „menschlich“? Am Anfang steht eine Nutzeranalyse: Mittels Kamera, Mikrofon und einer Reihe weiterer Sensoren erfasst der Companion Sprachmerkmale, Gesten und psychobiologische Merkmale seines Gegenübers. Hat der Nutzer weitere Daten freigegeben – zum Beispiel über sein Smartphone – können zusätzlich persönliche Gewohnheiten und Vorlieben berücksichtigt werden. Auf diese Weise werden technische Geräte zu individuellen Helfern und die Installation des Heimkinos gerät dank Companion-Technologie zum Kinderspiel.
Der Sonderforschungsbereich wird seit 2009 mit neunzehn Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und hat sich zum Aushängeschild des Ulmer Schwerpunkts Kognitive Systeme entwickelt. Er steht gleichzeitig für die erfolgreiche Zusammenarbeit der Technikdisziplinen mit den Verhaltenswissenschaften in der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie.
Mit dem Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ wollen die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank auf die Innovationskraft hierzulande aufmerksam machen. Alle 100 ausgezeichneten Projekte kommen aus den Kategorien Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Umwelt, Bildung und Gesellschaft. Im Herbst wählt die Öffentlichkeit aus allen Bewerbern einen Publikumssieger, der gemeinsam mit sechs Bundessiegern – aus jeder Kategorie ein Projekt – geehrt wird.
Demo Fahrkartenautomat und Verkabelungsassistent:
Der Sonderforschungsbereich/TRR 62 präsentiert sich beim Tag der offenen Tür im Zuge des 25-jährigen Jubiläums der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie am Freitag, 12. Juni, ab 14:00 Uhr im Forum der Uni (Stand 14) Albert-Einstein-Allee 11, 89081 Ulm
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Flyer zum Jubiläum
Verantwortlich: Annika Bingmann