Denn alt, geschweige denn so alt, fühlt sich der Vielbeschäftigte mitnichten. „Die Begeisterung für die Musik, der Umgang mit den vielen Menschen, das hat mich jung erhalten, erfrischt mich immer wieder“, verrät Albrecht Haupt das Geheimnis seiner Verfassung. Einher gehend mit einem seit Jahrzehnten fast unveränderten Auftritt übrigens: Mit federnden Schritten und wehendem Haupthaar nimmt er den Weg zum Dirigentenpult, agiert dort mit höchster Konzentration wie vollem körperlichem Einsatz, auch zwei Stunden und manchmal mehr. Bis er schließlich die Erschöpfung mit einem zufrieden-glücklichen Lächeln kaschiert und im Beifall badet. So lieben ihn seine Sängerinnen und Sänger, so liebt ihn sein Publikum. In Ulm jedenfalls, wo sich daraus längst eine ganz besondere Fangemeinde entwickelt hat.
Mit mehr als 200 Musikfreunden probt er regelmäßig, zumeist drei Mal pro Woche, nicht selten mehr. Laien ausnahmslos, in der Kantorei wie im Uni-Chor gleichermaßen. „Das Faszinierende an ihnen ist ihre hohe Motivation“, sagt Haupt. Das bemerkenswerte Niveau seiner Gruppen, ein einheitliches Klangbild, erreicht er gleichwohl nicht ohne professionelle Elemente: Sorgfältige Stimmbildung, gewissenhaftes Einsingen, ausgeprägte Probendisziplin.
Nur so sei möglich, erklärt er für den Universitätschor, „dass wir auch große Sachen riskieren und mit Bravour bestehen können“. Georg Friedrich Händels großes Oratorium „Saul“ zum Beispiel, Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem oder Josef Haydns „Jahreszeiten“. Wobei er rückblickend einräumt: „Wie wir das hinbekommen haben, hat mich selbst gewundert.“ Selbst unter Berücksichtigung seiner Erfahrung, „dass wir unser Niveau seit Jahren trotz vieler Wechsel halten, eher noch steigern konnten“. Dem Dirigenten zufolge zurückzuführen auch auf einen soliden Stamm treuer Sängerinnen und Sänger, ein Großteil davon Mitglieder unterschiedlichster universitärer Gruppen. „Ein wichtiger Faktor sind jedoch nicht zuletzt die jährlichen Proben-Wochenenden in Babenhausen“, weiß Haupt, „das bringt enorm viel und fördert den Gemeinschaftsgeist“. Ganz besonders freilich freut er sich über Begeisterung seiner Hobby-Künstler für das Singen, weiß denn auch aus vielen Gesprächen, „wie sie die Musik als Ausgleich für den anstrengenden Alltag schätzen, egal ob im Beruf oder im Studium“.
Er habe den Ulmer Universitätschor zu überregionaler Anerkennung und hoher Virtuosität geführt, heißt es in der Urkunde, mit der ihm 2001 die Medaille der Universität verliehen worden ist. Keine Frage, dass er mit dem Chor auch seinen großen runden Geburtstag feiern wird. Zuvor allerdings noch mit der Familie, Gattin Rose, Sohn und vier Töchtern, auch sie ausnahmslos auf irgendeine Weise der Musik verbunden. Für den Senior selbst so überraschend nicht: „Schon unter meinen Vorfahren waren reichlich Musiker.“