Die heutige Wegwerfgesellschaft wird von immer mehr Menschen skeptisch gesehen. Auch das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) an der Universität Ulm möchte mit der diesjährigen Frühjahrsakademie ein Zeichen setzen."Die Kunst des Reparierens" lautet der Titel der vom 24. bis zum 28. März laufenden Weiterbildungswoche. Wie kann Altes, Gebrauchtes und Kaputtes wieder nutzbar gemacht werden?
Darum geht es in den Vormittagsvorträgen - also um "Reparaturen" im weitesten Sinne, von der Gerätetechnik über die Wirtschaft und Kunst bis zur Chirurgie und Psychologie. Zum Auftakt wird der Generaldirektor des Deutschen Museums in München, Professor Wolfgang Heckl, in seinem Vortrag zur "Kultur der Reparatur" ein Plädoyer gegen die kommerziell geplante "Veralterung" (Obsoleszenz) halten. Der Wirtschaftsexperte und Buchautor Dr. Ulrich Mössner stellt hingegen die grundsätzliche Frage, wie unser heutiges Wirtschaftssystem im Hinblick auf mehr Nachhaltigkeit "repariert" werden könnte. Um Reparatur ganz im ursprünglichen Wortsinn geht es bei Ingrid Reindell. Die freiberufliche Diplom-Restauratorin gibt in ihrem Vortrag Einblicke in die Restauration etruskischer Kunstwerke. Wie die Herzchirurgie den "Motor des Lebens" repariert, wird Professor Robert Bauernschmitt vom Ulmer Klinikum dem Publikum vor Augen führen, und dass der Begriff "Seelenklempner" so weit hergeholt gar nicht ist, zeigt Professorin Iris-Tatjana Kolassa in ihrem Vortrag. Die Ulmer Psychologin stellt dar, wie sich psychische Traumata durch Psychotherapie sogar auf molekularer Ebene "reparieren" lassen.
Ebenfalls anspruchsvoll und vielfältig: das Angebot an Arbeitsgruppen. "Jeder Interessierte wird hier etwas finden, das zu seinen Interessen passt", ist ZAWiW-Vorstandssprecher Professor Othmar Marti überzeugt. Aktive Beteiligung ist bei den insgesamt 28 AGs gefragt, aus denen die Teilnehmer auswählen können. So ist es beispielsweise möglich, von Ulmer Museumsmitarbeitern zu erfahren, welche Puzzlearbeit es war, den nach Ulm zurückgekehrten Löwenmann zu restaurieren. Es gibt aber auch viel Praktisches, Künstlerisches und Wissenschaftliches, sowie Rat und Tat rund um Gesundheitsthemen oder Raum zum Experimentieren und forschenden Lernen.
Ob Kunst und Kultur, Architektur und Geschichte oder Gesundheit und Wohlbefinden - auch das Angebot am Mittwochnachmittag bietet mit mehr als zwei Dutzend Veranstaltungen vielfältigste Wahlmöglichkeiten. "Passend zum Motto möchten wir ein Reparatur-Café für die Region Ulm gründen", kündigt Akademie-Organisator Erwin Hutterer an. Aber auch musische Darbietungen sind fester Bestandteil der Frühjahrsakademie, in diesem Jahr unter dem Motto "Uni trifft Ulm" zugunsten der "Danube-Networkers".
"Eingeladen zur Frühjahrsakademie sind alle Menschen im dritten Lebensalter und davor, nicht nur Akademiker", stellt Marti klar. Die Teilnahmegebühr beträgt 89 Euro (Förderkreismitglieder 78 Euro). Es können gegen entsprechende Gebühr auch einzelne Elemente oder Veranstaltungen gebucht werden. Mit der Anmeldung kann zudem eine Parkkarte beantragt werden. Kosten: 2 Euro pro Tag plus 10 Euro Pfand. Programmheftanforderungen unter info(at)zawiw.de oder telefonisch unter 0731/50-26601. Anmeldungen sind auch online möglich: www.zawiw.de. Die Anmeldefrist läuft bis zum 28. Februar.
Verantwortlich: Andrea Weber-Tuckermann