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Deutscher AIDS-Preis an Ulmer Forscher
Klinische Studie belegt Wirksamkeit eines neuen HIV-Hemmstoffes

Universität Ulm

Wissenschaftler der Universität Ulm und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sind Ende vergangener Woche beim Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress (DÖAK) mit dem Deutschen AIDS-Preis ausgezeichnet worden. Forscher um die Ulmer Professoren Frank Kirchhoff und Jan Münch sowie Wolf-Georg Forssmann und Reinhold Schmidt (MHH) erhielten den mit 10 000 Euro dotierten Preis für eine Studie, in der sie den HIV-Hemmstoff VIR-576 erfolgreich an Patienten getestet haben. Die klinische Studie ist Ende 2010 in der renommierten Fachzeitschrift Science Translational  Medicine veröffentlicht worden.

VIR-576 ist von den Ulmer und Hannoveraner Wissenschaftlern  basierend auf einer körpereigenen Verbindung entwickelt  worden. Der neue HIV-Hemmstoff verhindert einen frühen Schritt der Virusinfektion, nämlich den Eintritt des Erregers in die Wirtszelle: Anders als  bisherige AIDS-Medikamente blockiert VIR-576 die Verankerung des Erregers an der Zielzelle und verhindert so eine Infektion.
In der klinischen Studie an der MH Hannover sind 18 HIV-infizierte Personen über zehn Tage mit dem Hemmstoff behandelt worden. Mit ermutigenden Ergebnissen: Die Forscher konnten belegen, dass VIR-576 die Vermehrung der HI-Viren deutlich reduziert. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Aufgrund des neuen Ansatzes dürfte die Entstehung von Resistenzen erschwert sein. „Jetzt gilt es den Wirkstoff weiter zu verbessern und ein entsprechendes Medikament zu entwickeln. Durch VIR-576 könnten die Therapieoptionen gegen HIV langfristig erweitert werden“, erklären Kirchhoff und Münch. Und damit nicht genug: „Grippe- oder etwa Hepatitisviren  benutzen ähnliche Strategien wie HIV, um menschliche Zellen zu infizieren. Auf Basis der Studienergebnisse könnten eines Tages  Hemmstoffe gegen diese Krankheitserreger entwickelt werden.“

Der Deutsche AIDS-Preis ist von der Deutschen AIDS-Gesellschaft anlässlich des  Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses (15.-18.Juni) in Hannover verliehen worden. Mit dem Preis werden hervorragende Arbeiten aus dem klinisch-wissenschaftlichen Spektrum HIV/AIDS ausgezeichnet.
Der fünfte DÖAK stand unter dem Motto „Wissen schafft Dir Perspektiven“. Schwerpunkte der Fachtagung waren die klinische HIV-Infektion, Virologie, Immunologie sowie gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aspekte von HIV/AIDS. Frank Kirchhoff, Leibniz-Preisträger 2009, und Jan Münch sind weltweit anerkannte AIDS-Forscher. An der Universität Ulm forschen sie am Institut für Molekulare Virologie.


Forssmann WG, The YH, Stoll M, Adermann K, Albrecht U, Barlos K, Busmann A,Canales-Mayordomo A, Giménez-Gallego G, Hirsch J, Jiménez-Barbero J, Meyer-Olson D, Münch J, Pérez-Castells J, Ständker L, Kirchhoff F, Schmidt RE: Short-term monotherapy in HIV-infected patients with a virus entry inhibitor against the gp41 fusion peptide. Sci Transl Med. 2010 Dec 22;2(63):63re3.

 

Von Annika Bingmann

 

Freude über den AIDS-Preis:<br>Prof. Kirchhoff (links), Prof. Münch<br>