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Der Lebensstil als Überlebensfaktor

Universität Ulm

Zukunft und Prävention im Blickpunkt
Landesverband tagt an der Uni Ulm

Rund 200 Teilnehmer erwartet Professor Jürgen Steinacker von der Universität Ulm am Wochenende zur 29. Jahrestagung des Landesverbands für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen in Ulm. „Zu unserem Schwerpunktthema rechne ich mit einer sehr angeregten Diskussion“, sagt Tagungspräsident Steinacker, Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin in der Klinik für Innere Medizin II. „Die Zukunft von Prävention und Rehabilitation“ nämlich steht im Blickpunkt des Treffens, zu dem sich neben Ärzten und Übungsleitern von Herzsportgruppen nicht wenige Therapeuten und Mitglieder von Selbsthilfegruppen einfinden werden. Darunter übrigens auch chinesische Mediziner, die am Ulmer Uni-Klinikum derzeit ein Fortbildungsprogramm absolvieren.

„Das Tagungsangebot berührt medizinische, organisatorische, soziale und pädagogische Aspekte eines nachhaltigen Therapieerfolges“, erklärt Professor Steinacker, der die Teilnehmer bereits in der ersten Plenarsitzung am Samstag mit den Erkenntnissen einer umfangreichen Studie konfrontieren und für ein Umdenken in der klinischen Kardiologie werben will. „Der Erfolg eines wirkungsvollen Rehabilitationsprogramms ist dem einer medikamentösen Therapie mindestens ebenbürtig oder sogar überlegen“, ist der Ulmer Wissenschaftler überzeugt und stützt sich dabei auf eine dreijährige interdisziplinär angelegte Untersuchung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, unter anderem aus der universitären Kardiologie, Biometrie und Gesundheitsökonomie sowie mit der Schwabenland-Klinik Isny-Neutrauchburg.

Beim Vergleich der Behandlungserfolge von 166 ambulant oder stationär versorgter Patienten hat sich Steinacker zufolge die Überlegenheit einer kliniknahen ambulanten Rehabilitation im Rahmen eines ausgefeilten Herzgruppenprogramms bestätigt, ebenso freilich die Bedeutung des sozialen Umfelds für den Rehabilitationserfolg. Dies insbesondere im Hinblick auf einen veränderten Lebensstil der Patienten. „Dass der einen wesentlichen Anteil an den Erkrankungen hat, ist schließlich schon seit mehr als vier Jahrzehnten bekannt“, so der Mediziner. Er hat indes auch erkannt: „Nur mit Verzicht funktioniert das nicht.“ Vielmehr gelte es, dem Patienten die Angst zu nehmen und keine Schuldgefühle, sondern einen positiven Lebensstil zu vermitteln.

„Dabei muss natürlich das heimische Umfeld mitspielen“, betont Professor Jürgen Steinacker, „die Familie, Freunde, der Arbeitgeber und Kollegen“. Natürlich gebe es auch Patienten, für die eine stationäre Rehabilitation besser sei, aber grundsätzlich habe sich das in Ulm seit rund acht Jahren praktizierte Verfahren als vorteilhafter erweisen. Zurückzuführen vor allem auf das körperliche Training unter Anleitung speziell geschulter Fachkräfte, womöglich aber auch auf die Bewältigung ganz normaler Alltagsaktivitäten seitens der ambulant behandelten Patienten.

„Nicht vernünftig“ ist für Steinacker auch der Weg vieler Kardiologen, lediglich „das eine oder andere Gefäß zu erweitern, ein paar Medikamente zu verschreiben und damit den Patienten in ihrem Bereich zu halten“. Für den renommierten Sportmediziner dagegen stehen Lebensstil und Bewegung im Mittelpunkt der Überlebensfrage nach akuten Erkrankungen im Herz- und Kreislaufbereich. „Wir sind überzeugt, dass wir das Richtige tun“, betont Professor Steinacker und ergänzt: „Die Menschen leben damit länger und mit mehr Qualität.“ Damit verbunden sei überdies „ein gesamtgesellschaftlicher Gewinn“.

Die Arbeitsfähigkeitsquote zum Beispiel liege deutlich über den 65 Prozent, die mit der konventionellen dreiwöchigen stationären Reha-Maßnahme erzielt würden. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Im Ausland liegt die Arbeitsfähigkeitsquote Steinacker zufolge vielfach bei 75 bis 80 Prozent, obwohl dort stationäre Aufenthalte die Ausnahme seien.

Aus gutem Grund hat sich denn auch Baden-Württembergs Sozialministerin Dr. Monika Stolz zu der Tagung angesagt, die am Samstag um 8.30 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Klinik am Oberen Eselsberg eröffnet wird. Grußworte sprechen werden dabei unter anderem Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner und der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Professor Reinhard Marre.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Jürgen Steinacker, Tel. 0731/500-45301