Um nichts weniger als um das politische Herz unserer Gesellschaft geht es bei der 14. Auflage der Ulmer Denkanstöße (UDA). Alles dreht sich dabei um die Demokratie und die Frage: ist sie Zukunfts- oder Auslaufmodell? Das Besondere: Die dreitägige Veranstaltung wird vom 11. bis zum 13. März über einen Live-Stream aus dem Ulmer Stadthaus ins Internet übertragen. Coronabedingt finden die Denkanstöße in diesem Jahr ausschließlich digital statt. Das Angebot ist kostenlos.
„Das Thema Demokratie treibt uns seit Jahren um. Nicht zuletzt aufgrund der alarmierenden Entwicklungen, die durch die Corona-Pandemie noch verstärkt werden. Der politische Diskurs wird immer radikaler, fragmentierter und polarisierender, und die Bereitschaft zum Dialog nimmt genauso ab wie die Fähigkeit zum Konsens“, so Iris Mann, Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Soziales der Stadt Ulm. Die Kulturabteilung der Stadt Ulm gehört gemeinsam mit dem Humboldt Studienzentrum der Universität (HSZ) und der Stiftung für Bildung und Soziales der Sparda Bank Baden-Württemberg zu den Veranstaltern der Ulmer Denkanstöße. „Demokratie ist ein geradezu genuines Thema für die Ulmer Denkanstöße; geht es doch dabei um den öffentlichen Diskurs, um mündige Bürger und Aufklärung, um Zivilcourage und Urteilskraft“, sagt Professorin Renate Breuninger, Geschäftsführerin des Humboldt-Studienzentrums, die mit ihrem Team das Vortragsprogramm auf die Beine gestellt hat.
Den Auftakt am Donnerstag, den 11. März (19:30 Uhr), macht die junge Generation mit dem Eröffnungsvortrag von Diana Kinnert. Die 30-jährige Publizistin, Unternehmerin und Politikberaterin, die mit 17 Jahren in die CDU eintrat, findet – anders als viele Gleichaltrige – nichts Anstößiges dabei, sich in einer politischen Partei zu engagieren. Sie hinterfragt, wie sich Individualität und Miteinander in einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft vereinbaren lassen.
In der Diskussionsrunde am Freitag, den 12. März (14:00 Uhr), wird die Demokratie einem Stresstest unterzogen. Der Politologe Professor Hans-Martin Schönherr-Mann widmet seinen Vortrag der Rolle der Zivilgesellschaft. Warum engagieren sich immer mehr, vor allem junge Menschen jenseits von Parteien und Parlamenten? Mit Populisten und Autokraten, die vermeintlich schnelle „Lösungen“ für Alles bieten, befasst sich der Publizist Albrecht von Lucke in seinem Redebeitrag zur autoritären Versuchung. Rezzo Schlauch, Jurist und Politik-Urgestein der Grünen, sieht die Demokratie besonders durch die Globalisierung und den neuen Nationalismus der Großmächte bedroht. Literarischer Höhepunkt des Abends ist die Lesung von Navid Kermani (17:00 Uhr). Der Schriftsteller, Publizist und Orientalist gehört zu wichtigsten Intellektuellen in Deutschland. Mit den Waffen des Geistes kämpft er für die Demokratie und ihre Grundwerte.
Die Samstagsrunde am 13. März (14:00 Uhr) bietet schließlich „Therapien“ und Lösungsversuche. Diskutiert werden neue Formen der gelebten Demokratie: Vom Zusammenleben in der Kommune über die verstärkte Beteiligung der jungen Generation bis hin zu neuen urbanen Teilhabemodellen. Zu den Referenten gehören der Politikwissenschaftler Christoph Kober, der Journalist und Millenials-Experte Erik Albrecht und die Sozialwissenschaftlerin Dr. Sarah Schilliger. Alle drei suchen nach Rezepten, wie sich das gesellschaftliche Miteinander durch niedrigschwellige Möglichkeiten des unmittelbaren persönlichen – und respektvollen – Austauschs stärken lässt. Den Abschlussvortrag am Samstag (17:00 Uhr) bestreitet Professor Paul Kirchhof. Der ehemalige Bundesverfassungsrichter spricht zum Thema „Die Zukunft der Demokratie: verantwortliche Freiheit und parlamentarischer Mut“. Der Jurist sucht nach neuen Möglichkeiten, um die Ursprungsidee moderner Staatsverfassungen in diesen politisch schweren Zeiten neu mit Leben zu füllen.
Auch die Kultur hat bei der digitalen Variante der Denkanstöße ihren Platz. So sorgt das Dieter Kraus-Trio am Donnerstag, 11. März, für einen jazzigen Ausklang des Eröffnungsabends. Und der schwäbische Kabarettist Christoph Sonntag präsentiert sich am Freitag, 12. März (19:00 Uhr) mit seinem „Bescht oph“-Programm.
Publikum kann sich digital beteiligen
Um die digitale Veranstaltung interaktiver zu machen und aufzulockern, wurde im Vorfeld ein sogenannter Open Call for Participation eingerichtet. Die Bürgerinnen und Bürger wurden darin um ihre Meinung zum Thema Demokratie gebeten. Außerdem können die Zuschauerinnen und Zuschauer von zuhause aus über einen Chat Fragen stellen und sich an der Diskussion beteiligen. „In den Programmpausen spielen wir Kurzinterviews und Videos rund um das Thema ein, darunter ist viel Lustiges und viel Informatives“, verspricht Dana Hoffmann, Moderatorin und Online-Event-Managerin.
Wie in den Jahren zuvor fördert die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda Bank Baden-Württemberg auch die 14. Auflage der Ulmer Denkanstöße. „Wir sind immer wieder hellauf begeistert, wie treffsicher die Veranstalter bei der Themenwahl sind“, so Andreas Küchle, verantwortlich für das Marketing der Sparda Bank Baden Württemberg. „Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Ulm, der Universität und der Sparda-Bank sind ein Gewinnermodell für die Stadtgesellschaft“, ist Küchle überzeugt.
Spendenpartner ist in diesem Jahr „Jugend aktiv“ in Ulm. Die Kinder- und Jugendorganisation, die sich auf kommunalpolitischer Ebene als Junges Parlament einbringt, verfolgt auch eigene Projekte. Mit den digital über PayPal gesammelten Geldern soll ein großes Demokratiefestival auf der Wilhelmsburg unterstützt werden. Den gespendeten Betrag wird die Sparda-Bank wie die Jahre zuvor wieder verdoppeln und aufrunden.
Weitere Informationen: www.ulmer-denkanstoesse.de
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann