News

Blickbasierte Kommunikation: Wenn das Auge den Rechner steuert
Neues Doctoral Network zwischen Psychologie, IT und Anwendung

Universität Ulm

Mit den Augen kommunizieren, technische Geräte bedienen und Krankheiten erkennen: Im neuen Doctoral Network „Eyes for Information, Communication and Understanding“ (Eyes4ICU) nehmen Expertinnen und Experten aus Psychologie, Informatik und Anwendung Blickinteraktionen unter die Lupe. Ihre Ergebnisse sollen in technische Neuerungen übertragen werden – von der Augen-Computermaus bis zum Hilfsmittel bei Spracheinschränkungen. Das internationale Doctoral Network wird von Psychologie-Professorin Anke Huckauf von der Universität Ulm geleitet und über das EU-Programm Horizon Europe gefördert. Insgesamt 12 Promovierenden-Stellen sind zu besetzen.

Manchmal sagen Blicke mehr als Worte: Augenkontakt macht Informationsaustausch ganz ohne Sprache und über größere Entfernungen möglich. Im neuen Doctoral Network Eyes4ICU wollen interdisziplinär Forschende blickbasierte Kommunikation im Detail verstehen und ihre Ergebnisse in die Praxis übertragen. Ein Ziel des internationalen Netzwerks ist es, die Bedienbarkeit technischer Systeme zu erleichtern. Konkrete Anwendungen reichen von der mit Blicken steuerbaren „Augen-Computermaus“ bis zur Iris-Diagnostik von Krankheiten.
Professorin Anke Huckauf von der Universität Ulm leitet das Netzwerk Eyes4ICU: „Im neuen Forschungsverbund werden wir Blickinteraktionen auf ihre kognitiven und affektiven Grundlagen zurückführen. Daraus sollen zuverlässige Modelle zur Vorhersage des Nutzungsverhaltens abgeleitet werden“, sagt die Leiterin der Abteilung für Allgemeine Psychologie. In konkreten Forschungsprojekten an der Uni Ulm wird beispielsweise mittels Eye Tracking untersucht, wie oft Gesicht oder Hände des Gegenübers bei sozialen Interaktionen betrachtet werden. So genannte Heat-maps geben Hinweise auf die Blickverteilung – zum Beispiel beim Lernen von Online-Inhalten.

Die Qualifizierung von Nachwuchsforschenden als Ziel

Das Eyes4ICU-Konsortium setzt sich aus sieben Forschungseinrichtungen und mehr als einem Dutzend Partnern aus der Praxis mit Expertise im Eye Tracking zusammen. Die Forschungsfragen werden jeweils aus drei Perspektiven betrachtet: Vom psychologisch-empirischen Blickwinkel über die Computermodellierung bis hin zur Anwendung.
Herzstück des Doctoral Networks ist die Qualifizierung von Nachwuchsforschenden: Für die nächsten drei Jahre sind 12 Stellen für Doktorandinnen und Doktoranden ausgeschrieben. „Das Doctoral Network verbindet psychologische und informationstechnologische Grundlagenforschung mit verschiedenen Anwendungsszenarien. Die Chancen für eine spätere Karriere in der universitären Forschung oder in der Industrie stehen voraussichtlich sehr gut“, betont Professorin Anke Huckauf.

Das an der Universität Ulm einzigartige Doctoral Network wird im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 für vier Jahre gefördert.
Neben den Universitäten Ulm und Stuttgart sind die University of East Finland, die IT University of Copenhagen (Dänemark), das Kempelen Institute of Intelligent Technologies in Bratislava (Slowakei), das Institut „Oculographics and Psychology“ der SWPS University im polnischen Warschau und zudem die ETH Zürich beteiligt. Dazu kommen zahlreiche Unternehmen aus der Praxis. Die Forschung im Netzwerk Eyes4ICU wird insgesamt mit mehr als 3 Millionen Euro gefördert – davon stammen etwa 2,5 Millionen Euro aus dem EU-Programm Horizon Europe. Der Anteil der Universität Ulm beträgt rund 500 000 Euro.

Text und Medienkontakt: Annika Bingmann

Spielen für die Forschung
Forschung im neuen Doctoral Network: Beim Spielen wird mittels Eye Tracking ermittelt, wie intensiv Objekte oder Hände und das Gesicht des Gegenübers angeschaut werden (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)
Forschung Eyes4ICU
Eine Heat-map zeigt an, wie häufig Lernende bestimmte Inhalte betrachten. Hieraus lassen sich Verbesserungen für die Online-Lehre ableiten (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)
Prof. Anke Huckauf, Leiterin des Netzwerks
Prof. Anke Huckauf leitet das neue Doctoral Network Eyes4ICU (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)