News

Bilanz bei Festakt:
German University in Cairo (GUC) schreibt Erfolgsgeschichte

Universität Ulm

Mit einem Festakt an der Universität Ulm und gemeinsam mit ihren weiteren Partneruniversitäten Stuttgart und Tübingen feierte die German University in Cairo (GUC) Mitte Juli ihr zehnjähriges Bestehen.
Dabei waren sich alle Beteiligten in ihrer Bilanz einig: Die mit vielfältiger deutscher Unterstützung gegründete und inzwischen mit 71 Studienprogrammen nach deutschen Standards betriebene private GUC schrieb bislang eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. “Sie ist ein einzigartiges Erfolgsmodell, das schon in weniger als zwei Jahrzehnten reiche Früchte trägt, geprägt durch Weitblick, Gespür und Unternehmergeist“, sagte der Ulmer Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling.

Vom „größten Hochschulprojekt, das intensiv gemeinsam mit deutschen Universitäten entwickelt wurde“, sprach die Generalsekretärin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Dr. Dorothea Rüland. Sie habe „großen Respekt vor dem Kraftakt der beteiligten Universitäten“. Der DAAD hat der Rednerin zufolge ein spezifisches Interesse an der Unterstützung und Begleitung dieser Entwicklung durch zahlreiche Förderprogramme und Projekte. Verschiedene Aspekte seien schließlich von strategischer Bedeutung. Denn: „In einer globalisierten Welt sind viele Themen nicht mehr allein zu bearbeiten.“ Und mit der GUC könnten wichtige Brücken in der akademischen Zusammenarbeit geschlagen werden. Nicht zuletzt, so Dr. Rüland, biete die GUC „viel Potenzial auch für deutsche Studierende und Wissenschaftler, das künftig stärker genutzt werden sollte“.

Von einer „Brücke zwischen Deutschland und der arabischen Welt“ sprach auch der frühere baden-württembergische Wissenschaftsminister Professor Peter Frankenberg. Er habe sich bei der Gründung „nicht vorstellen können, wie sich die GUC entwickelt“. Aber: „Die GUC steht für eine hohe Qualität der Ausbildung“, stellte Frankenberg fest. Ein Beleg dafür sei das Niveau der Studierenden, die teilweise ihre Abschlussarbeiten an baden-württembergischen Universitäten fertigten oder hier ihr Studium fortsetzten. Gleichwohl appellierte der Ex-Minister an die GUC-Verantwortlichen: „Die Stärkung der Forschung muss ein wesentliches Anliegen bleiben.“ Am wichtigsten für die Zukunft sei indes die Qualität der Berufungen: „Davon wird viel abhängen.“

Professor Ashraf Mansour, GUC-Gründer und heute Vorsitzender des Kuratoriums, verband seinen Dank an alle beteiligten deutschen Partner mit reichlich Zahlenmaterial. Demnach studieren dort derzeit 8744 junge Menschen in 71 Studienprogrammen, darunter inzwischen auch Architektur und Bauingenieurwesen. Den Frauenanteil bezifferte Mansour auf 45 Prozent. Ein wesentlicher Faktor für das hohe Niveau seien schulische Spitzenleistungen als Bedingung für die Aufnahme. Der hohe Anteil an Stipendiaten unterstreiche, dass die wirtschaftliche Situation der Studienbewerber eine nachgeordnete Rolle spiele. „Wir haben bisher insgesamt rund 44 Millionen Euro als Stipendien ausgeschüttet“, erklärte der in Ulm promovierte und habilitierte Physiker. Weiterhin ausgebaut würden die Verbindungen zu Deutschland. Nicht nur, dass derzeit rund 4000 Studierende Deutsch lernten und mehr als ein Fünftel zu Aufenthalten unterschiedlicher Länge nach Deutschland kämen: Demnächst plane die GUC die Eröffnung einer Zweigstelle in Berlin, „in Ulm planen wir ein Ausbildungs- und Forschungszentrum“, so Mansour. Hier erleichtere ein schon vor fünf Jahren eröffnetes Gästehaus den Austausch. Ein „großer Erfolg“ sei zudem die strategische Partnerschaft mit der deutschen Industrie, die jetzt mit dem Bau eines zweiten Industrieparks ausgebaut werde. Professor Berthold Leibinger, als Unternehmer (Trumpf) daran maßgeblich beteiligt, nickte zustimmend. Der GUC-Gründer abschließend: „Was wir bis heute erreicht haben, wird von der ganzen Welt mit Bewunderung betrachtet.“

Man könne neidisch werden auf den Stand, den die GUC bereits nach zehn Jahren erreicht habe, gestand Ulms Bürgermeister Alexander Wetzig. Nicht ganz ohne Ironie bei einem Vergleich mit Planungsprozessen hierzulande sein Kompliment: „Die Dynamik der Entwicklung in Kairo ist für uns kaum nachvollziehbar.“

Diese hatte eingangs auch der Ulmer Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling angesprochen. „Die Universitäten Stuttgart und Ulm als Gründungspaten können auch ein wenig stolz sein, dass sich die GUC so rasch und gut entwickelt hat, jedenfalls viel, viel besser als jede andere neu gegründete Hochschule nach deutschem Modell im Ausland.“ Und davon gebe es bekanntlich viele. Unstrittig ist die GUC Ebeling zufolge die bei weitem größte Universität im Ausland, die nach deutschem Modell und Vorbild lehrt. Bildungs- und wirtschaftspolitisch sei sie „wichtig für die fruchtbare Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland“. Und sie ist nach seinen Worten auch ein wichtiger Eckpfeiler für die Ausbildung einer neuen Gesellschaftsform in Ägypten. „Die GUC ist gerade dabei, im Zuge des Umbruchs in Ägypten ihre ersten ganz großen politischen Herausforderungen zu meistern.“

Detailliert und ergänzt durch viele persönliche Erlebnisse wie Bewertungen haben im Rahmen des Festakts die Professoren Hans Wolff und Dieter Fritsch, als Altrektoren der Universitäten Ulm und Stuttgart bis heute maßgeblich an der GUC-Entwicklung beteiligt, die Erfolgsgeschichte am Nil vorgetragen, den achtjährigen Vorlauf bis zur Gründung und Grundsteinlegung auf einem früheren Wüstenareal nördlich von Kairo inklusive. Zudem bedankten sich die ägyptischen Verantwortlichen bei dieser Gelegenheit bei den deutschen Gründungsdekanen und fast zwei Dutzend weiteren Partnern für die vielfältige Unterstützung beim Auf- und Ausbau der GUC.

Von Willi Baur