Das Gaspedal voll durchdrücken, bremsen, wieder beschleunigen bis in den roten Drehzahlbereich – so ein Fahrstil kann zwar Spaß machen, lässt den Tankanzeiger jedoch schnell Richtung null gehen. Das schont weder Portemonnaie noch Umwelt. Drei Ulmer Masterstudenten haben jetzt eine App entwickelt, die ausrechnet, wie viel Geld Autofahrer durch eine besonnene Fahrweise einsparen können – um es direkt zu spenden. Mit dieser Idee setzten sich Alex Bäuerle, Philipp Henzler und Andreas Reiter bei der ersten „Audi App Challenge“ gegen fünf andere Studenten-Teams aus ganz Deutschland durch.
„Die Fahrweise hat einen großen Einfluss darauf, wie viel Benzin ein Fahrzeug verbraucht und wie stark die Umwelt belastet wird“, erklärt Alex Bäuerle, der in Ulm Medieninformatik studiert. „Schaltet der Fahrer früh in den höheren Gang und fährt dann in gleichmäßigem Tempo bei niedrigen Motordrehzahlen, verbraucht das Auto weniger Treibstoff. Mit unserer App wollen wir Autofahrer ermutigen, durch vorausschauendes Fahren Geld einzusparen, um es für gute Zwecke zu spenden“. Der Name der App war daher schnell gefunden: „midosa“. Das Akronym steht für „microdonate and save“, auf Deutsch: Kleinstbeträge spenden und sparen. Die Software-Anwendung des Teams „iCarAmba“, zu dem neben Alex Bäuerle Medieninformatikstudent Philipp Henzler und Informatikstudent Andreas Reiter gehören, vergleicht den aktuellen Benzinverbrauch mit dem Durchschnittswert für die gefahrene Strecke. Am Ende der Fahrt wertet „midosa“ aus, wie viel Geld durch eine umsichtige Fahrweise eingespart wurde. Die errechneten Beträge können dann freiwillig als so genannte Mikro-Spenden Hilfsorganisationen in Entwicklungsländern zugutekommen, die das Geld zum Beispiel für Tetanus-Impfungen, Tabletten zur Wasserreinigung oder Lebensmittel einsetzen. Die App bezieht in die Berechnung neben den Kosten für den nichtverbrauchten Sprit auch die Faktoren Verschleiß, Versicherung und Steuern ein.
Zugriff auf Entwickler-exklusive Schnittstellen
Innerhalb eines Semesters hat das Team „iCarAmba“ einen funktionstüchtigen Prototypen der Anwendung entwickelt. Unterstützt wurden sie von technischen Experten der Audi AG. Das Ziel war es, eine App zu designen, die den Autofahrer mit der digitalen Welt vernetzt und dabei seine Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückt. Als Grundlage diente den Studierenden ein Soft- und Hardware-Bausatz aus dem Audi Q7. Darüber hinaus hatten sie Zugriff auf Fahrzeugdaten wie die Stellung des Gaspedals, den Tankfüllstand oder das GPS. Diese Schnittstellen und Informationen waren bisher ausschließlich Audi-Entwicklern vorbehalten. Die Ulmer Masterstudenten wurden während des gesamten Prozesses betreut von den Wissenschaftlichen Mitarbeitern Philipp Hock und Marcel Walch sowie von Professor Enrico Rukzio (Leiter der Arbeitsgruppe Mensch-Computer-Interaktion) am Institut für Medieninformatik der Uni Ulm.
Bei der Abschlussveranstaltung Ende April am Audi-Unternehmensstandort in Ingolstadt hat jedes studentische Entwickler-Team bei einem so genannten „Elevator Pitch“ innerhalb von fünf Minuten seine Idee und den App-Prototypen präsentiert. Am meisten überzeugte die Jury das kreative Konzept der Ulmer App, bei der alle Beteiligten gewinnen: Der Autofahrer, der Geld spart, die Umwelt, die durch die bewusstere Fahrweise weniger belastet und verschmutzt wird und schließlich die Empfänger der Spenden. Außerdem lobte die sechsköpfige Auswahlkommission die Handhabung sowie das Aussehen der Anwendung. Die Funktionen seien außerdem gut im Prototypen umgesetzt worden. Den Sieg bei dem Wettbewerb belohnte Audi mit einem eintägigen Fahrtraining im 610-PS-starken Audi R8 auf der Teststrecke in Neuburg an der Donau.
Die App „midosa“ konnte sich gegen fünf mobile Anwendungen durchsetzen, die es ebenfalls in die engere Auswahl geschafft hatten. Die Ideen reichen von einer Fahrschul-App der Technischen Hochschule Ingolstadt, die Fehler des Fahranfängers aufzeichnet, über ein neues Bezahlsystem an Tankstellen (Karlsruher Institut für Technologie) bis hin zu einem interaktiven Dialogsystem, das automatisierte Antworten und Standort-Infos verschickt (Westfälische Wilhelms-Universität Münster).
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Text und Medienkontakt: Marieke Behnel