Auch die Universität Ulm unterstützt jetzt ganz offiziell den unter der Bezeichnung Open Access seit Jahren propagierten kostenfreien und öffentlichen Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen im Internet. Die von der Max-Planck-Gesellschaft initiierte „Berliner Erklärung“ hat die Universität kürzlich unterzeichnet und zugleich ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigt, im Sinne von Open Access zu publizieren. Ferner hat die Uni bereits einen Fonds zur Finanzierung hier anfallender Kosten eingerichtet.
„Wir müssen alles tun, um der Preisexplosion bei Fachjournalen Einhalt zu gebieten. Die Nutzung von Open Access ist dabei eine Möglichkeit unter mehreren anderen“, begründet Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling die Entscheidung, in Sachen Open Access dem Beispiel zahlreicher Universitäten und Wissenschaftsorganisationen weltweit zu folgen. Für einen Erfolg der Initiative werde es aber „wichtig sein, eine gute und nachhaltige Qualitätssicherung aufzubauen“. Unter dieser Voraussetzung ist Ebeling davon überzeugt, „dass mit dem wachsenden Open Access-Angebot neben dem Effekt des freien und ungehinderten Zugangs zu den Ergebnissen kreativer Arbeit ein beeindruckendes Gesamtbild des wissenschaftlichen Wirkens der Universität Ulm entstehen wird“.
Dem schließt sich Guido Hölting gerne an. Der kommissarische Geschäftsführer des Kommunikations- und Informationszentrums (kiz) der Universität, verantwortlich für Bibliothek und Rechenzentrum gleichermaßen, weiß um die Problematik rasant steigender Bezugskosten für die Fachjournale: „Große wissenschaftliche Verlage diktieren die Preise nahezu nach Belieben, auch wir mussten schon wichtige Zeitschriften abbestellen“, sagt Hölting.
Bewusst sei ihm freilich auch, „dass die Nutzung von Open Access durchaus einen Paradigmenwechsel in der Publikationskultur darstellt“. Schließlich bevorzugten viele Wissenschaftler nach wie vor Veröffentlichungen in hochkarätigen Wissenschaftsjournalen. „Aber das eine muss das andere ja nicht ausschließen“, betont der kiz-Manager und verweist auf die Möglichkeit, bereits veröffentlichte Beiträge als Nachdrucke über Open Access anzubieten, natürlich unter Beachtung der mit den Verlagen getroffenen Vereinbarungen. Bei künftigen Veröffentlichungen in Fachjournalen sollten insofern den Verlagen keine Exklusivrechte mehr eingeräumt werden.
Technisch jedenfalls ist Guido Hölting zufolge das kiz mit dem von ihm betriebenen „Ulmer Volltextserver“ (VTS) schon seit Langem in der Lage, Veröffentlichungen in Open Access durchzuführen. „Der Server wird nach internationalen Standards und auf der Basis einer gesicherten Technologie betrieben. Damit sind die Authentizität, Integrität und eindeutige Zitierbarkeit der hier abgelegten Publikationen gewährleistet und gleichzeitig eine weltweite Verfügbarkeit sowie Langzeitarchivierung gesichert.“
Für Hölting steht außer Frage, dass sich Open Access langfristig durchsetzen und etablieren wird. „Natürlich wissen wir, dass viele Wissenschaftler noch Vorbehalte gegen das Verfahren haben“, räumt er ein, „aber die neue Generation ist schon weitgehend auf frei verfügbare Informationen geprägt“. Nicht zuletzt zum eigenen Vorteil. Denn, so der kiz-Verantwortliche, „Open Access-Veröffentlichungen erreichen einen hohen Grad an allgemeiner Zugänglichkeit und Verfügbarkeit.“ Und es sei inzwischen „bewiesen, dass sie häufiger gelesen und zitiert werden als Publikationen mit Zugangsbeschränkungen“. Mit dem Effekt für die Autoren, „dass sie damit ihren persönlichen Impact-Faktor erhöhen“.