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Auch Ulm will außeruniversitäre Forschungsinstitute
Zeiss-Chef Dr. Dieter Kurz Honorarprofessor der Uni Ulm
Kernenergie: Helmholtz-Präsident fordert ideologiefreie Diskussion

Universität Ulm

„Für die Bewilligung lukrativer Forschungs-Exzellenzcluster in Bereichen der Medizin, Naturwissenschaft oder Technik ist die Kooperation mit lokalen außeruniversitären Forschungsinstituten praktisch unverzichtbar“, sagte beim Festakt zum 41. Jahrestag der Universität deren Präsident Professor Karl Joachim Ebeling und bedauerte, dass Ostwürttemberg hier „im Vergleich zu anderen Teilen des Landes deutlich unterrepräsentiert“ sei. Ebeling umriss in diesem Zusammenhang auch die Struktur- und Entwicklungsplanung der Universität und begrüßte die sich abzeichnende Lösung für die Struktur der Hochschulmedizin in Baden-Württemberg. Dem Vorstandsvorsitzenden der Carl Zeiss AG, Dr. Dieter Kurz, verlieh die Ulmer Uni eine Honorarprofessur. Professor Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, forderte in seinem Festvortrag „eine Änderung und ideologiefreie Diskussion“ beim Thema Kernenergietechnik, ebenso „neue Studiengänge dazu“. Mlynek: „Wir können uns nicht leisten, hier auf Kompetenz zu verzichten.“

Neue Studiengänge plant die Universität Ulm Präsident Ebeling zufolge im Rahmen des Ausbauprogramms „Hochschule 2012“ der Landesregierung und zwar zunächst in den Bereichen Technologie- und Prozessmanagement sowie Pharmazeutische Biotechnologie. Für die zweite Tranche sei er „zuversichtlich, dass in den Jahren 2009 und 2010 das Fach Psychologie neu eingerichtet werden kann“. Als Schwerpunkte nannte Professor Ebeling Arbeits- und Organisationspsychologie.

Fünf fakultätsübergreifende Forschungsschwerpunkte sollen, wie der Uni-Präsident weiter ausführte, in den kommenden Jahren die Profilbildung prägen: Zelluläre Differenzierung – Regenerative Medizin, Energiewandlung und –speicherung mit Schwerpunkten bei Batterien und Brennstoffzellen, Höchstauflösende funktionale Bildgebung, darunter speziell Fluoreszenz- und Elektronenmikroskopie, Pharmazeutische Biotechnologie in Kooperation mit der Hochschule Biberach und der regionalen pharmazeutischen Industrie sowie Simulation und Modellierung ein enger Kooperation mit der örtlichen Industrie- und Handelskammer.

„Mit Medizin, Naturwissenschaft, Technik und Ökonomie bieten wir ein zukunftsweisendes Fächerspektrum an einem attraktiven Standort mit geschätzter Lebensqualität und hohem Freizeitwert“, erklärte Professor Karl Joachim Ebeling. Nötig sei allerdings mitunter „ein offensiveres Marketing“. Denn der Wettbewerb zwischen Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten werde in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Aktiv sei Ulm auch deswegen in Sachen Infrastruktur: Schon der kürzlich begonnene Neubau der Chirurgie werde die Wissenschaftsstadt nachhaltig verändern, sagte der Präsident. Derzeit werde ein Masterplan entwickelt, um Verkehrsanbindung, Parken und Hotelangebot zu optimieren, campusnahes Wohnen für die Studenten zu ermöglichen und Freizeitangebote zu verbessern. 

„Für beide Seiten eine Auszeichnung und Ehre“ sei die Verleihung der Honorarprofessur an den Vorstandsvorsitzenden der Carl Zeiss AG, Dr. Dieter Kurz, sagte der Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften, Professor Klaus-Dieter Spindler. Der promovierte Physiker und profilierte Forscher, „einer der führenden Wirtschaftskapitäne Deutschlands“,  sei als erfolgreicher Manager der Wissenschaft nach wie vor verbunden, ebenso der Aus- und Weiterbildung. „Auch die Anbindung an unsere Universität als externes Mitglied des Universitätsrates, seit 2006 als stellvertretender Vorsitzender, ist in hohem Maße gegeben“, betonte Spindler. Kurz selbst(„ich fühle mich der Universität Ulm besonders verbunden und nehme die Honorarprofessur gerne an“) umriss die Verbindung des Unternehmens zur Wissenschaft seit dessen Gründung und erklärte: „Große und erfolgreiche Forschungskooperationen haben für uns eine lange Tradition und spielen nach wie vor eine wichtige Rolle.“ Uni-Präsident Professor Ebeling („die Überreichung dieser Urkunde ist eine der schönsten Aufgaben meiner Amtszeit“) befand in diesem Zusammenhang: „Für mich hat Professor Kurz die Zeiss AG maßgeblich geprägt und in die Erfolgsspur gebracht.“

Lokalen Bezug sah für seinen Festvortrag („Helmholtz – sein Vermächtnis und unsere Mission“) schließlich auch Professor Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der mit 26 000 Beschäftigten und einem Jahresbudget von 2,3 Milliarden Euro größten Wissenschaftsorganisation in Deutschland: Hermann von Helmholtz (1821 bis 1894) habe insbesondere das Fächerspektrum verkörpert, das in Ulm gelehrt werde. Aber auch die moderne Wissenschaft könne und solle sich an den drei zentralen Grundsätzen des Universalgelehrten orientieren: „Die richtigen Fragen stellen, das Ganze sehen und das Wissen zur Anwendung und in die Gesellschaft übertragen.“

 

Foto (Uni Ulm): Sie standen im Blickpunkt des Festaktes zum 41. Jahrestag der Universität Ulm: Vorne v.li. Hans Hengartner (Vorsitzender der Ulmer Universitätsgesellschaft / verlieh die acht Promotionspreise), Dr. Daniel Bauer (Promotionspreis), Dr. Frauke Stefanie Czepluch (Promotionspreis), Universitätspräsident Prof. Karl Joachim Ebeling, Dr. Dieter Kurz (zum Honorarprofessor ernannt), Prof. Jürgen Mlynek (Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft / hielt Festvortrag),
hinten v.li.: Dr. Thomas Diemant, Dr. Thorsten Björn Feyerabend, Dr. Johannes Michael Ostermann, Dr. Sven Lustig, Dr. Walter Norbert Guttmann und Dr. Timo Alexander Lüttringhaus (alle Promotionspreis)