Was haben Ölpalmen, Mais und Algen gemeinsam? Sie alle zählen zu den nachwachsenden Rohstoffen. Das sind Nutzpflanzen, die nicht nur zur Energiegewinnung und Lebensmittelproduktion dienen, sondern auch in der Papier- und Textilindustrie, als Bindemittel für Tabletten oder etwa als Baumaterialien eingesetzt werden können.
Über die Herstellung und Nutzungsmöglichkeiten der Alleskönner informiert jetzt die Ausstellung „Nachwachsende Rohstoffe – Pflanzen, Produkte, Perspektiven!“ im Botanischen Garten der Uni Ulm. Am Montag ist die Schau im Zuge der bundesweiten Woche der Botanischen Gärten im Gewächshaus-Foyer eröffnet worden.
Obwohl Nachwachsende Rohstoffe ihren entscheidenden Vorteil bereits im Namen tragen, warnte Professor Axel Groß, Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften, in seinem Grußwort vor einem sorglosen Umgang mit den Nutzpflanzen. Das gilt besonders in Zeiten der Energiewende: „Wir müssen nachhaltig handeln und den am wenigsten belastenden Energiemix finden“, so Groß. Dabei sei eine ganzheitliche Perspektive wichtig. „Setzen wir vermehrt auf Mais als Energielieferant, steigen beispielsweise die Nahrungsmittelpreise in Entwicklungsländern.“ Der Leiter des Instituts für Theoretische Chemie hofft etwa auf eine rasche Weiterentwicklung der elektrochemischen Energiespeicherung.
„Spannungsfeld Nachwachsende Rohstoffe“ war dann auch der Eröffnungsvortrag von Professor Marian Kazda, kommissarischer Leiter des Botanischen Gartens und des Instituts für Systematische Botanik, überschrieben. Am Beispiel von Palmölplantagen und –raffinerien machte er die negativen Auswirkungen der Nutzpflanzen auf die Biodiversität deutlich. „Das heutige Artensterben kann bald mit dem Verschwinden der Dinosaurier verglichen werden“, so Kazda. Zudem betonte er, dass Nachwachsende Rohstoffe für eine rein energetische Nutzung zu schade seien.
Noch bis zum 9. September können Besucher im Gewächshaus-Foyer allerhand über Biogasforschung, die vielfältigen Eigenschaften des Chinaschilfs und zum Beispiel ungeahnte Qualitäten der Kartoffel erfahren. Neben den Schautafeln haben die Organisatoren um Monika Gschneidner, Kustodin des Botanischen Gartens, Anschauungsmaterial in Blumentöpfen aufgestellt. In den kommenden Wochen finden regelmäßig öffentliche Führungen statt. Auf Nachfrage können zusätzliche Gruppenführungen vereinbart werden.
Von Annika Bingmann