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10 Millionen für Leukämie-Sonderforschungsbereich
DFG fördert weiterhin Spitzenforschung der Ulmer Universitätsmedizin

Universität Ulm

Mit fast zehn Millionen Euro Fördergeldern können Ulmer Leukämieforscher ihre internationale Vorreiterrolle weiter ausbauen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat kürzlich mitgeteilt, dass sie den hocherfolgreichen Sonderforschungsbereich 1074 „Experimentelle Modelle und klinische Translation bei Leukämien“ auch in den kommenden vier Jahren fördert.
In dem 2012 etablierten SFB erforschen Mediziner und Naturwissenschaftler gemeinsam die Entstehung und die personalisierte Behandlung von Leukämien: Grundlagenforschung und klinische Anwendung gehen hier Hand in Hand. „Die erneute Förderung unseres Sonderforschungsbereichs 1074 zeigt, dass die Ulmer Leukämieforschung international eine Spitzenposition einnimmt. Mit den Forschungsprojekten der ersten Förderperiode haben wir wegweisende Erkenntnisse nicht nur zur Erforschung der Leukämieentstehung, sondern auch zu einer besseren Behandlung der Erkrankungen beitragen können“, sagt Professor Hartmut Döhner, Sprecher des Sonderforschungsbereichs und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III.

Gemeinsam forschen für ein großes Ziel

Im SFB forschen mehr als 20 führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen in insgesamt 16 Projekten für ein gemeinsames Ziel: Durch ein besseres Verständnis der genetischen Veränderungen bei Leukämien sollen zielgerichtete und „maßgeschneiderte“ Therapien entwickelt werden. Im Mittelpunkt stehen die häufigsten akuten und chronischen Leukämien, die vor allem im fortgeschrittenen Alter auftreten und oft tödlich verlaufen. Anhand von experimentellen Modellen ergründen die Forscher auf zellulärer und molekularer Ebene, wie Leukämien entstehen – und wollen so vor allem neue Angriffspunkte für Medikamente finden. Weiterhin suchen sie in der Ulmer Leukämie-Biobank nach genetischen und epigenetischen Auffälligkeiten bei verschiedenen Blutkrebserkrankungen. In zwei Zentralprojekten widmen sich die Mediziner und Naturwissenschaftler zudem neuartigen Untersuchungsmethoden wie DNA-Sequenzier- sowie Proteinanalyse-Techniken.

Zu den größten Erfolgen der ersten Förderperiode gehört in der Grundlagenforschung die Beschreibung eines bisher unbekannten Alterungs- und „Verjüngungs“-Mechanismus blutbildender Stammzellen. Die Wissenschaftler konnten zeigen: Durch die Blockade eines bestimmten Eiweißstoffes kommen auch ältere Stammzellen ihrem Reparaturauftrag im Körper wieder besser nach. Weiterhin haben die Forscher typische genetische Veränderungen bei den häufigsten Blutkrebsformen im Erwachsenenalter, der Akuten Myeloischen Leukämie und der Chronisch Lymphatischen Leukämie, charakterisiert und genetische Grundlagen von Resistenzmechanismen gegen neue Leukämiemedikamente aufgedeckt. „Die Besonderheit unseres Forschungsverbunds liegt in der Übertragung der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Unsere Mission ist die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten. So sollen unseren Patienten therapeutische Fehlschläge und damit verbundene Nebenwirkungen erspart bleiben“, betont Professor Klaus-Michael Debatin, stellvertretender SFB-Sprecher sowie Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin. Forschungsergebnisse seien in hochkarätigen Zeitschriften wie „Nature“ oder dem „New England Journal of Medicine“ publiziert worden, so der Vizepräsident für Medizin, Gender und Diversity weiter.

Exzellente Bedingungen in Ulm

Die Voraussetzungen der Ulmer Universitätsmedizin sind hervorragend: Die Forscher können auf experimentelle Leukämiemodelle und unzählige Blut- und Knochenmarkproben zurückgreifen – die Ulmer Leukämie-Biobank zählt zu den umfassendsten der Welt. Am Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU), das von der Deutschen Krebshilfe erneut als „Onkologisches Spitzenzentrum“ ausgezeichnet wurde, profitieren Leukämiepatienten direkt von Erkenntnissen aus dem Sonderforschungsbereich.
„Mit der gezielten Berufung renommierter Professoren sowie junger Wissenschaftler konnten wir die Ulmer Leukämieforschung weiter stärken“, sagt Professor Thomas Wirth, Dekan der Medizinischen Fakultät. Darunter seien der kürzlich mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnete Immunologe Professor Hassan Jumaa, der hocherfolgreiche Humangenetiker Professor Reiner Siebert sowie Dr. Maria Carolina Florian und Dr. Jan Krönke, die jeweils eine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe der DFG leiten – eine hohe Auszeichnung für junge Forscher auf dem Weg zur Professur. „Die Leukämieforschung hat an der Universität Ulm Tradition. Der nun verlängerte Sonderforschungsbereich trägt maßgeblich dazu bei, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben und die Spitzenstellung der Ulmer Krebsmedizin in Forschung und klinischer Anwendung auszubauen“, resümiert Professor Michael Weber, Präsident der Universität Ulm. Die anwendungsnahe wissenschaftliche Arbeit im SFB komme Patienten weit über Ulm hinaus zugute.

Hintergrund Sonderforschungsbereich

Sonderforschungsbereiche der DFG sind die wichtigsten öffentlich geförderten Forschungsverbünde in Deutschland. Sie dienen der Förderung exzellenter Wissenschaft und der Schwerpunktbildung an den Hochschulen. In Teilprojekten arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fächerübergreifend an anspruchsvollen Forschungsvorhaben. Ein wichtiges Ziel ist auch die Nachwuchsförderung. Ein SFB kann bis zu 12 Jahre finanziert werden. Nach jeder Förderphase (4 Jahre) wird die wissenschaftliche Arbeit von einem internationalen Gutachtergremium evaluiert und über die Weiterfinanzierung entschieden.

Text und Medienkontakt: Annika Bingmann

(v.l.): Prof. Thomas Wirth, Prof. Hartmut Döhner, sowie Prof. Klaus-Michael Debatin
Prof. Thomas Wirth, Dekan der Med. Fakultät, der SFB-Sprecher und Ärztliche Direktor der Uniklinik für Innere Medizin III, Prof. Hartmut Döhner, sowie Prof. Klaus-Michael Debatin, stellv. SFB-Sprecher und Ärztlicher Direktor der Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin (v.l.) (Foto: Lukas Hofstätter)
Junge und alte Stammzellen
Junge und alte Stammzellen
Wissenschaftler im Labor
Wissenschaftler im Labor (Foto: Heiko Grandel / Uniklinik Ulm)