Gesundheit - ein Leben lang!
Life Long Health
Gesundheit - ein Leben lang! Davon träumen die meisten Menschen. Jede Lebensphase birgt ihre eigenen gesundheitlichen Risiken. In jungen Jahren sind dies ansteckende oder angeborene Kinderkrankheiten, Heranwachsende und junge Erwachsene erleiden nicht selten Verkehrs- und Sportunfälle und mit fortschreitendem Alter kommen Krebserkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und neurodegenerative Krankheitsbilder hinzu. Die gesundheitlichen Risiken wachsen mit dem Älterwerden, denn zu den Alterungsprozessen an sich kommt eine Vielzahl altersbedingter Erkrankungen. Die Ulmer Universitätsmedizin forscht dazu, wie der Mensch in Zukunft in jedem Lebensalter bei bester Gesundheit bleibt.
Forschungsziel: gesund altern
Das Alter ist ein bedeutender Risikofaktor für die Gesundheit. Das heißt, obwohl Altern an sich keine Krankheit ist, treten mit zunehmendem Alter bestimmte Leiden häufiger auf. Diese Erkrankungen sind eine Folge der erhöhten Störanfälligkeit des Organismus. Forschungsziel ist es daher auch, durch die Prävention und Therapie von Alterskrankheiten nicht nur die Lebensspanne zu verlängern, sondern dem Menschen ein möglichst „gesundes Älterwerden“ zu ermöglichen.
An den Stellschrauben des Alterns drehen
Seit Ende 2021 wollen Ulmer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb des Sonderforschungsbereichs (SFB 1506) "Aging at Interfaces" interdisziplinär an den „Stellschrauben des Alterns“ drehen, um nicht nur ein langes, sondern auch ein gesundes Leben zu ermöglichen. Im Zentrum der Forschung stehen Schnittstellen auf der zellulären und molekularen Ebene, die Einfluss auf den Alterungsprozess von Geweben, Organen und des Gesamtorganismus haben. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den SFB für zunächst vier Jahre mit rund 11 Millionen Euro.
Alterungsprozesse basieren auf dem Wechselspiel von Regeneration und Degeneration. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Stammzellen, die Gewebeschäden kompensieren oder im besten Falle sogar heilen können. Doch je älter Stammzellen sind, desto schwächer wird ihre „heilende“ Kraft. Forschende der Uni Ulm haben bereits gezeigt, dass sich blutbildende Stammzellen des Knochenmarks „verjüngen“ lassen, um deren Reparaturpotenzial zu erhalten. Außerdem konnten im SFB bereits Belege erbracht werden, dass sich die verlangsamte Wund- und Knochenheilung bei älteren oder vorerkrankten Personen mit sogenannten mesenchymalen Stammzellen anregen lässt.
Die Regeneration und Degeneration von Zellen, Geweben und Organen wird genetisch gesteuert. Mittlerweile ist eine ganze Reihe von Langlebigkeitsgenen bekannt, die regenerative Prozesse fördern und die Degeneration hemmen. Zugleich kennt man zahlreiche Faktoren, die Alterungsprozesse beschleunigen oder altersassoziierte Krankheiten wie Krebs auslösen. Systembiologische Ansätze helfen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dabei, solche Faktoren zu identifizieren.
Altersassoziierte Erkrankungen verstehen
Typische altersassoziierte Krankheiten sind klassische neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, Herz-Kreislauferkrankungen und Erkrankungen am Bewegungsapparat wie Osteoporose oder Arthrose. Hinzu kommen Erkrankungen des Fett- und des Zuckerstoffwechsels (Adipositas und Diabetes Mellitus Typ II) sowie Krebs. In Ulm forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Medizin und Naturwissenschaften gemeinsam zu den Ursachen dieser doch diversen Alterskrankheiten mit dem Ziel, Grundlagenwissen in die klinische Praxis zu übertragen.
Transdisziplinäre Traumawissenschaften
Führend in der Forschung zu körperlichen und psychischen Traumata
Die Opfer von Verkehrsunfällen, Terroranschlägen, Kriegshandlungen und Gewalttaten leiden häufig unter Schwer- und Schwerstverletzungen mit dauerhaften Folgen. Sind mehrere Organsysteme betroffen wie bei einem Polytrauma stehen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte vor großen medizinischen Herausforderungen. Denn häufig kommt es bei solchen Mehrfachverletzungen zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Im Sonderforschungsbereich 1149 „Gefahrenantwort, Störfaktoren und regeneratives Potential nach akutem Trauma“ der Universität Ulm wird seit 2015 untersucht, welche pathophysiologischen Mechanismen für die Entstehung solcher Komplikationen verantwortlich sind. Eine Schlüsselrolle spielen hier beispielsweise systemische Entzündungsreaktionen, die bis zum Multiorganversagen und häufig damit auch zum Tod führen. Wie wirken sich Stoffwechsel-, Immun- und Hormonprozesse auf die Heilung aus? Welche Rolle spielt hierbei die Interaktion mit dem Nervensystem? Der Trauma-SFB wurde 2014 erstmals bewilligt und hat nach zweifacher erfolgreicher Verlängerung die dritte Förderphase erreicht (2023 bis 2026). Insgesamt fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den SFB mit rund 33 Millionen Euro.
Mit der Gründung des Zentrums für Traumaforschung (ZTF) im Jahr 2016, die durch den erfolgreichen SFB angestoßen wurde, etablierte sich am Standort Ulm ein deutschlandweit einzigartiges, transdisziplinäres Forschungszentrum, das hohes wissenschaftliches Renommee und große internationale Ausstrahlung genießt. Ein zentraler Aspekt der Forschung ist die Wechselwirkung zwischen physischem und psychischem Trauma. Im Fokus stehen dabei einerseits die psychischen Folgen schwerer Verletzungen als auch die körperlichen Folgen psychischer Traumata, beispielsweise nach Gewalterfahrungen und sexuellem Missbrauch in der Kindheit.
Maßgeschneidert für die Traumaforschung – das neue MTW-Gebäude
Das neue Forschungsgebäude für „Multidimensionale Trauma-Wissenschaften“, das aktuell auf dem Campus der Universität Ulm für insgesamt 73 Millionen Euro errichtet wird, unterstreicht die herausragende Bedeutung der Ulmer Traumaforschung. Ausgestattet mit Speziallaboren, Biobank und eigenem klinischen Studienzentrum, gehört das MTW-Gebäude zu den modernsten seiner Art. Finanziert wird der Neubau aus Bundesmitteln sowie mit Geldern des Landes und der Medizinischen Fakultät.
Weitere Informationen zur Ulmer Traumaforschung