Superhelden der Wissenschaftskommunikation
Forschungsnachwuchs pitcht um 80 000 Euro

Universität Ulm

Gelder einwerben für die eigene Forschung und andere dabei unterhalten! Das ist das Konzept des Young Researchers‘ Science Day, der in diesem Jahr zum vierten Mal an der Universität Ulm stattfand. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Nachwuchsakademie ProTrainU. Der Auftrag: junge Nachwuchsforschende auf ungewöhnlichen Wegen in die wissenschaftliche Eigenständigkeit begleiten. Gastredner war Superhero Scientist Dr. Barry W. Fitzgerald. Der irische Physiker zeigte, wie man mit Weihnachtsmännern und Superhelden für Wissenschaft begeistert.

„Mit dem 4. Young Researchers‘ Science Day hat die Uni wieder den Beweis angetreten, was für eine wunderbare Einrichtung sie ist“, so Professor Dieter Rautenbach. Der Vizepräsident für Karriere betonte bei der Eröffnung der Veranstaltung im Forschungsgebäude N27, wie beeindruckt er immer wieder von den Nachwuchsforschenden ist. „Es ist eine schöne Aufgabe, diese jungen Menschen zu begleiten, die so viel Begeisterung empfinden für das, was sie tun“, sagte Rautenbach und bedankte sich bei den ProTrainU-Geschäftsführerinnen Clarissa Gobiet und Dr. Cornelia Estner für die Organisation dieser „großartigen Veranstaltung“.

Nach einer strengen Vorauswahl hatten es fünf Kandidatinnen und Kandidaten, allesamt Postdocs, in den Science Pitch geschafft und mussten sich live der Herausforderung stellen, ihr geplantes Forschungsprojekt in fünf Minuten auf originelle und möglichst allgemeinverständliche Weise zu präsentieren. Das Preisgeld für den ersten Platz in Höhe von 50 000 Euro gewann Dr. Melissa Hitzler. Die promovierte Wissenschaftlerin und klinische Psychologin, die in der Abteilung Klinische & Biologische Psychologie forscht, überzeugte mit ihrem Kurzvortrag zur Rolle der Biologie für den Behandlungserfolg von Psychotherapien nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Hitzler wechselt dafür die Perspektive und sie spricht die realen Worte einer Patientin, die Schreckliches erlebt hat. Dann erklärte sie als Forscherin, warum Therapien zur Bewältigung solcher Traumata so häufig erfolglos bleiben. Melissa Hitzler vermutet, dass hier Immunreaktionen eine Schlüsselrolle spielen, die chronische Entzündungsprozesse auslösen und so den Therapieerfolg beeinträchtigen. Mit dem Preisgeld möchte sie diese Annahme überprüfen und nach neuen Wegen suchen, die den Betroffenen endlich Besserung verschaffen.

Es geht auch um Zauberkugeln, Pilzerkrankungen, Blutgefäße und KI

Die 30 000 Euro für den zweiten Platz gingen an Dr. Sarah Schröder. Die Medizinerin aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Kopf-Halschirurgie der Uniklinik Ulm ist auf der Suche nach „Zauberkugeln“, und das ganz in der Tradition eines großen deutschen Bakteriologen, Mediziners und Nobelpreisträgers. Professor Paul Ehrlich (1854 bis 1915) nutzte den Begriff der „Zauberkugeln“ für Arzneistoffe, die Krankheitserreger wie Mikroben töten, ohne dem Menschen damit zu schaden. Die junge Medizinerin aus Ulm möchte dieses Konzept übertragen auf die Tumorforschung und dafür körpereigene Immunzellen einsetzen. Diese T-Zellen sollen dank der Impfung mit bestimmten Peptiden, die auf Krebszellen vorkommen, lernen Tumore zu erkennen und diese zu bekämpfen.

Mobilitätsgutscheine in Höhe von jeweils 1800 Euro zum Besuch von Tagungen und Konferenzen erhielten die Biologin Ann-Kathrin Kissmann, der Assistenzarzt Dr. Robin Lochbaum sowie der Wirtschaftsphysiker Dr. Andreas Obermeier. In ihren Pitches ging es um körpereigene Peptide im Einsatz gegen tödliche Pilzerkrankungen, um Marker für Barriere-Störungen in der Endothelschicht von Blutgefäßen oder um die Beseitigung von Unsicherheiten in KI-gestützten Entscheidungsprozessen mit Hilfe wahrscheinlichkeitsbasierter Statistik.

Bei der Preisvergabe bedankte sich Universitätspräsident Professor Michael Weber bei den fünf Kandidatinnen und Kandidaten für deren hervorragende und kreative Leistung. Extra-Lob gab es für den Siegervortrag: „Sie haben in vorbildlicher Weise die Tipps und Tricks umgesetzt, die wir heute von unserem Gastredner Dr. Barry W. Fitzgerald gelernt haben“, sagte Weber. Der promovierte Physiker und professionelle Wissenschaftskommunikator Fitzgerald betreibt einen eigenen YouTube Kanal und hat mehrere Bücher über Superhero Science verfasst. Er hielt beim Science Day 2024 einen Gastvortrag über „Science Communication Lessons with Iron Man and Santa Claus“ und gab zwei Workshops zur Wissenschaftskommunikation. Seine Lektionen: Beginne mit einer Story! Baue Verbindung auf zum Publikum und erzähle was Neues, sei du selbst und bleibe authentisch! „Ich werde das alles beherzigen beim Bewerbungsvortrag für die Exzellenzuniversität im nächsten Jahr!“, versprach Weber zum Abschluss.

Weitere Informationen:
Clarissa Gobiet, Co-Geschäftsführerin ProTrainU, E-Mail: clarissa.gobiet(at)uni-ulm.de

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann

 

Prof. Dieter Rautenbach bei der Begrüßung zum 4. Science Day
Vizepräsident Prof. Dieter Rautenbach bei der Begrüßung zum 4. Science Day an der Uni Ulm (Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)
Dr. Melissa Hitzler bei ihrem Science Pitch
Dr. Melissa Hitzler bei ihrem Science Pitch (Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)
Universitätspräsident Prof. Michael Weber mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Science Pitch
Universitätspräsident Prof. Michael Weber (rechts) mit v.l. Dr. Andreas Obermeier, Ann-Kathrin Kissmann, Dr. Melissa Hitzler, Dr. Robin Lochbaum und Dr. Sarah Schröder (Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)
Der Superhero Science Communicator Dr. Barry W. Fitzgerald
Der Superhero Science Communicator Dr. Barry W. Fitzgerald (Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)