Fördererfolg für Ulmer Physiker
EXIST II für Mess-Systeme von Sensific

Universität Ulm

Mit ihrem Unternehmen Sensific haben drei Ulmer Wissenschaftler einen weiteren Schritt hin zu einer erfolgreichen Unternehmensgründung gemacht. Nach einer ersten Förderphase wurden die Gründer für die Anschlussförderung EXIST II des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ausgewählt. Nun bekommt die Ausgründung der Universität Ulm erneut bis zu 180 000 Euro, um das Start-up rund um ein optisches Mess- und Automatisierungs-System am Markt zu etablieren und die Technologie weiterzuentwickeln.

Zellen, Bakterien und Partikel in Echtzeit erkennen, charakterisieren und gleichzeitig sortieren – Das ist das Verfahren, mit dem sich die junge Sensific GmbH an Kunden aus den Lebenswissenschaften, der Medizin, der Umwelttechnik, der Biotechnologie und der Prozesskontrolle richtet. Die drei Gründer von Sensific, Dr. Daniel Geiger, Dr. Tobias Neckernuß und Dr. Jonas Pfeil, haben sich während ihrer Promotion am Institut für Experimentelle Physik der Universität Ulm kennengelernt. Damals ist auch der Wunsch entstanden, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Das erste Produkt der Firma – ein neuartiges Mess- und Automatisierungssystem – ist speziell auf die Anforderungen aktueller Forschung zugeschnitten. Das Bildverarbeitungssystem kombiniert moderne Bildsensorik mit einer Datenverarbeitungseinheit sowie einer leistungsfähigen Analyse- und Kontrollsoftware. Anwendung findet diese Technik in erster Linie bei Forschungseinrichtungen. Dort ermöglicht sie beispielsweise komplett neue Ansätze bei der Entwicklung von Krebstherapien oder bei der Diagnostik von Infektionskrankheiten. „Besonders ist auch die unkomplizierte Integration unseres Systems. Es kann einfach an bestehende optische Systeme angeschlossen werden“, erklärt Entwicklungsleiter Dr. Jonas Pfeil.

Um sich für das Förderprogramm EXIST II zu qualifizieren, haben die Alumni Ende vergangenen Jahres eine eigene Firma, die Sensific GmbH, gegründet und Beteiligungskapital eingebracht. Nun erhalten die Jungunternehmer für ein weiteres Jahr bis zu 180 000 Euro staatliche Förderung. Außerdem ist das Start-up durch ein Kooperations- und Lizenzierungsabkommen mit der Universität Ulm weiterhin eng verbunden und kann Ausstattung und Infrastruktur auf dem Campus nutzen. „In den nächsten zwölf Monaten wollen wir unser Produktportfolio erweitern und den Kundenstamm ausbauen. Wir sind insgesamt mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden, obwohl die Pandemie viele Dinge erschwert hat. So sind viele Messen abgesagt worden und auch persönliche Vorstellungen unseres Systems bei potenziellen Kunden waren nicht möglich“, so Dr. Daniel Geiger, der im Gründerteam für Marketing und Vertrieb zuständig ist.

In der vergangenen Förderphase (EXIST I) haben die Gründer von April 2019 bis Juli 2021 bereits rund 700 000 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erhalten. Damit konnte das Trio – damals unter dem Projektnamen CellMouse – den ersten Prototypen ihres Systems entwickeln. Außerdem bot das BMWi Workshops und Networking für die Unternehmensgründung an. „Durch die Förderung haben wir in der kurzen Zeit das nötige Knowhow entwickelt und die technologische Basis geschaffen, um ein Unternehmen zu gründen und zu führen. Ohne EXIST und den breiten Rückhalt durch die Universität – insbesondere unseren Institutsleiter Professor Othmar Marti – wäre die Gründung sehr viel schwerer gewesen“, erzählt Dr. Tobias Neckernuß, der Spezialist im Unternehmen für Verwaltung, Personal und Finanzen.

Für die Zukunft planen die Gründer für Sensific eine nachhaltige Unternehmensstrategie und wollen organisch wachsen. Im nächsten Schritt sollen die ersten zusätzlichen Mitarbeitenden eingestellt werden und die junge Firma will mit ihrem Produkt internationale Märkte außerhalb der EU erschließen. Und auch das nun erworbene Wissen rund um „Unternehmensgründung aus der Wissenschaft“ wollen Dr. Daniel Geiger, Dr. Tobias Neckernuß und Dr. Jonas Pfeil weitergeben. Ihr Ziel: andere junge Forschende auf dem Weg in die Selbständigkeit und hin zum eigenen Unternehmen unterstützen und bestärken.


Über EXIST:
EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) für Existenzgründungen aus der Wissenschaft. Zu den Zielen von EXIST gehört es, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern sowie technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmensgründungen zu fördern. Hierzu unterstützt das BMWi Hochschulabsolventinnen, -absolventen, Forschende sowie Studierende bei der Vorbereitung einer Existenzgründung.
Der EXIST-Forschungstransfer besteht aus zwei Förderphasen: In der ersten Phase sollen Forschungsergebnisse mit Gründungspotenzial weiterentwickelt werden. Ziel ist es, Fragen zur Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse in technische Produkte und Verfahren zu klären, einen Businessplan auszuarbeiten und die geplante Unternehmensgründung vorzubereiten. In der zweiten Förderphase stehen weitere Entwicklungsarbeiten, die Aufnahme der Geschäftstätigkeit sowie die Vorbereitungen für eine externe Unternehmensfinanzierung im Fokus. Das BMWi-Förderprogramm EXIST-Forschungstransfer wird durch den Europäischen Sozialfonds kofinanziert.


Text und Medienkontakt: Daniela Stang

 

Sensific Gründer
Das Gründerteam der Sensific GmbH: Dr. Daniel Geiger, Dr. Jonas Pfeil und Dr. Tobias Neckernuß. Alle sind Alumni der Universität Ulm (Foto: Sensific)
Detail Mess-System Sensific
Detailaufnahme des Mess- und Automatisierungssystem, installiert an einem Mikroskop (Foto: Sensific)
Wissenschaftler am Mikroskop
Dr. Daniel Geiger bereitet mit dem Mess- und Automatisierungssystem ein Experiment zur Sortierung von Zellen in einem mikrofluidischen System vor (Foto: Sensific)