"Eugenik gewinnt heute wieder an Brisanz und Bedeutung"
Vortrag des jüdisch-stämmigen US-Mediziners Prof. Allen Spiegel

Universität Ulm

Der US-amerikanische Mediziner, renommierter Forscher und Wissenschaftsmanager, Dr. Allen Spiegel hält am Mittwoch, 11. Mai, an der Universität Ulm einen digitalen Vortrag zur Eugenik und deren Rolle im 21. Jahrhundert. Übertragen wird der Vortrag – live aus den USA – um 16:15 Uhr im Großen Hörsaal des Neuen Lehrgebäudes Medizin (ToTrainU).

Die Eugenik ist ein Forschungsbereich, der sich mit Erbgesundheit befasst. Die Wurzeln dieser „Wissenschaft“ reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert. Noch bevor die Nationalsozialisten in Deutschland die Eugenik mit ihren Euthanasieprogrammen monströs auf die Spitze trieben, gab es in den USA und auch in Großbritannien Zwangssterilisationsprogramme zur Erhaltung der sogenannten „Volksgesundheit“. Doch auch im 21. Jahrhundert gewinnt dieses brisante Thema wieder an Aktualität und Bedeutung. „Mit neuen revolutionären Methoden der Molekularbiologie wie der Genschere betreten wir eine neue Ära der Eugenik. Um zu verhindern, dass wir dieselben fatalen Fehler noch einmal machen, ist es entscheidend, dass wir die Lektionen lernen, die uns die Geschichte der Eugenik erteilt hat“, betont Spiegel.

Der emeritierte Professor für Medizin und Pharmakologie war viele Jahre lang Direktor eines der größten Institute der Nationalen Gesundheitsbehörden der USA (NIH) in Washington, D.C., und dann Leitender Dekan des Albert-Einstein-College of Medicine, New York. Der jüdisch-stämmige Kliniker, dessen Eltern den Holocaust nur knapp überlebten, ist einer der Wegbereiter der modernen molekularen Medizin und des Transfers ihrer Ergebnisse in die Klinik. Er befasst sich seit vielen Jahren auch mit medizinhistorischen Themen. Sehr am Herzen liegt ihm trotz der familiären Vorbelastung das Verhältnis zu Deutschland. Der 75-jährige US-Amerikaner, dessen jüdische Familie aus dem polnischen Łódź stammt, wurde 1946 im „Displaced Persons Camp“ Landsberg  in Bayern geboren.

Moderiert wird der Vortrag von Professor Peter Gierschik. Der Leiter des Ulmer Instituts für Pharmakologie und Toxikologie kennt den US-Mediziner aus seiner Zeit als junger Wissenschaftler am „National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases“ (NIDDK) in Bethesda Maryland. „Ich war dort von 1983 bis 1985 Postdoc in seiner Abteilung. Allen Spiegel war damals nicht nur mein wissenschaftlicher Mentor, sondern auch menschlich eine sehr wichtige Bezugsperson – keine Selbstverständlichkeit für einen jungen deutschen Mediziner in einer größeren amerikanisch-jüdischen Arbeitsgruppe mit vielen Gastwissenschaftlern aus Israel“, so Gierschik.

Der englischsprachige Eugenik-Vortrag richtet sich insbesondere an Medizinstudierende, aber auch an alle anderen Uni-Angehörigen sowie an die Ulmer Bürgerschaft. Mitveranstalter ist das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (DZOK).
Um das Tragen einer FFP2 Maske beim Vortrag wird gebeten. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung wird auch über Zoom im Internet übertragen (Zugangsdaten auf E-Mail-Anfrage bei peter.gierschik(at)uni-ulm.de).

 

Termin im Überblick:
„A brief history of Eugenics: implications for medicine in the 21st century”
Digital-Vortrag von Dr. Allen Spiegel, Dean Emeritus Einstein-College, New York
Mittwoch, 11. Mai, 16:15 Uhr***
Übertragungsort: Neues Lehrgebäude Medizin (ToTrainU), Großer Hörsaal
Universität Ulm, James-Franck-Ring Ecke Meyerhofstraße


Weitere Informationen:
Biografisches Oral History Interview des NIDDK mit Dr. Allen Spiegel - Youtube Video

 

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann

 

Dr. Allen Spiegel
Dr. Allen Spiegel (Foto: NIDDK)