EU fördert Diabetes-Projekt REDDIE mit 4,8 Millionen Euro
Therapiemittel und Leitlinien zur Behandlung auf dem Prüfstand

Universität Ulm

Die EU fördert das Verbundprojekt REDDIE für die Laufzeit von vier Jahren mit 4,8 Millionen Euro. Die Abkürzung steht für Real-world Evidence for Decisions in Diabetes. Beteiligt an dem Projekt, das von der Medizinischen Universität Graz koordiniert wird, sind Universitäten aus sieben Ländern. Unter den insgesamt 14 geförderten Einrichtungen ist auch die Universität Ulm, die rund 527.000 Euro aus dem Fördertopf erhält. Die Ulmer Forschenden sind mit der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) an REDDIE beteiligt. Geleitet wird das Teilprojekt von PD Dr. Stefanie Lanzinger vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie.

Ziel dieses Projektes aus der diabetologischen Versorgungsforschung ist es, gesundheitsbezogene Daten in regulatorische Leitlinien und in das sogenannte ‚Health Technology Assessment‘ einzubringen. Darunter versteht man die systematische, evidenzbasierte Bewertung von Gesundheitstechnologien und medizinischen Verfahren. Berücksichtigt werden insbesondere Real-World-Daten sowie synthetische Daten zur Ergänzung von Erkenntnissen aus randomisierten kontrollierten Studien. Die Forschungsergebnisse aus dem REDDIE-Projekt sollen die medizinische Behandlung von Menschen mit Diabetes nachhaltig unterstützen, indem sie eine rasche Evaluierung von Arzneimitteln und digitalen Gesundheitsgeräten fördern.

„Die Internationale Diabetes Gesellschaft schätzt, dass bis 2030 zehn Prozent der Erwachsenen weltweit von Diabetes betroffen sein werden. In Europa leben derzeit bereits 60 Millionen Menschen mit Diabetes mellitus, und 36 Millionen gehören zur Risikogruppe“, erklärt Dr. Julia Mader, Assoziierte Professorin für Innere Medizin und Diabetologie an der Medizinischen Universität Graz und Koordinatorin des REDDIE Projekts.

Die klinische Entscheidungsfindung in der Diabetesversorgung erfolgt zurzeit hauptsächlich auf der Grundlage von randomisierten, kontrollierten Studien (RCTs), dem Eckpfeiler der evidenzbasierten Medizin. Die Verwendung von Daten aus der realen Welt birgt jedoch viel Potenzial: In einigen Fällen können RWDs die Erkenntnisse aus RCTs bestätigen, ergänzen und vervollständigen. In anderen Fällen könnten mit ihrer Hilfe Forschungsfragen beleuchtet werden, die im Rahmen von herkömmlichen RCTs nicht beantwortbar sind oder deren Prüfung schlicht unethisch ist. Im Rahmen des neuen Forschungsprojekts REDDIE werden 14 führende internationale Akteure aus dem akademischen, klinischen und industriellen Bereich aus sieben europäischen Ländern die Möglichkeiten der Nutzung von Real World Daten untersuchen. Das Projekt wird über die nächsten vier Jahre durch Horizon Europe, dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union, mit 4,78 Millionen Euro finanziert. REDDIE wird von der Medizinischen Universität Graz koordiniert.

REDDIE hat es sich zum übergeordneten Ziel gesetzt, die Projektergebnisse in neue datengestützte Entscheidungsprozesse zu integrieren, insbesondere für neuartige blutzuckersenkende Medikamente und Diabetes-Technologien, einschließlich digitaler Gesundheitsinnovationen. Der offizielle Startschuss für das Projekt fällt am 14. und 15. Februar 2023 in Graz, Österreich.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie in der ausführlichen Pressemitteilung der Medizinischen Universität Graz

Text: Medizinische Universität Graz / Andrea Weber-Tuckermann

 

 

Blutzuckermessgerät
Das Verbundprojekt REDDIE hat es sich zum Ziel gesetzt, Arzneimittel, medizinische Geräte und Therapieleitlinien zur Behandlung von Menschen mit Diabetes systematisch zu bewerten. Im Bild: Ein Gerät zur Messung des Blutzuckerspiegels (Foto: Colourbox)
Blutzuckermessung bei einem Kind
Auch junge Menschen können von einer Diabetes-Erkrankung betroffen sein. Wie lässt sich diese effektiv und sicher behandeln? (Foto: Shutterstock)
PD Dr. Stefanie Lanzinger
PD Dr. Stefanie Lanzinger leitet das Ulmer Teilprojekt von REDDIE (Foto: privat)