Einen wichtigen Schritt in Richtung Professur hat der Quantenwissenschaftler Dr. Simone Montangero getan: Der „außerplanmäßige Professor“ am Institut für Komplexe Quantensysteme ist mit einem Heisenberg-Stipendium ausgezeichnet worden. Um diese Förderung können sich hervorragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bewerben, die sich für eine Professur „qualifiziert“ haben. Für in der Regel fünf Jahre übernimmt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Gehalt und Sachkosten der Stipendiaten, die sich so vollständig ihrer Forschung widmen können.
Vom hochleistungsfähigen Quantencomputer über abhörsicheren Datentransfer bis zu ultragenauen Sensoren: In der Quantenwelt ergeben sich neue, faszinierende Möglichkeiten. Um diese Zukunftstechnologien nutzen zu können, müssen jedoch Quantensysteme unter Kontrolle gebracht werden. Der Theoretische Physiker Simone Montangero „zähmt“ solche komplexen Systeme am Computer und unterstützt so seine experimentierenden Kollegen im Labor. Handelsübliche Rechner kämen bei solchen numerischen Simulationen schnell an ihre Grenzen: „Kein Computer der Welt kann den Zustand von beispielsweise 100 Atomen abbilden, weshalb wir in jahrelanger Arbeit spezifische Algorithmen entwickelt haben. Trotzdem binden die Simulationen oft alle uns zur Verfügung stehenden Rechenkapazitäten und zugrunde liegende Berechnungen dauern nicht selten mehr als einen Monat“, erklärt Professor Montangero. An der Universität Ulm kooperiert der Physiker besonders eng mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des „Center for Integrated Quantum Science and Technology“ (IQST). In diesem hochkarätigen Zusammenschluss der Universitäten Ulm, Stuttgart und des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung wird anwendungsnah zwischen Quantenphysik und angrenzenden Disziplinen geforscht.
Professor Montangero war unter den ersten Wissenschaftlern weltweit, die sich an die Kontrolle („optimal control“) von Quanten-Vielteilchensystemen gewagt haben. Inzwischen sind seine Simulationen international gefragt: Aktuell liefert er den theoretischen Hintergrund zu Experimenten mit ultrakalten Atomen im dänischen Aarhus. An diesem Projekt können über die Plattform „scienceathome“ sogar interessierte „Bürgerwissenschaftler“ mitwirken.
Simone Montangero (41) ist im schweizerischen Lugano geboren und in Pisa (Italien) aufgewachsen. Nach wissenschaftlichen Stationen in Mailand, Pisa und in Karlsruhe als „Humboldt Fellow“ zog der dreifache Vater 2008 mit seiner Familie nach Ulm. Der Wissenschaftler ist derzeit außerplanmäßiger Professor am Institut für Komplexe Quantensysteme. Das nun verliehene Stipendium kann künftig in eine Heisenberg-Professur umgewandelt werden. „Von einem Heisenberg-Stipendiaten werden exzellente Forschungsleistungen erwartet – und Professor Simone Montangero hat sich zu einer internationalen Größe im Bereich Quanten-Vielteilchensysteme entwickelt. Das Stipendium ist eine Auszeichnung für ihn persönlich, für das IQST und die Universität Ulm“, sagt Professor Joachim Ankerhold, Vizepräsident für Forschung und Informationstechnologie sowie Co-Direktor des Instituts für Komplexe Quantensysteme.
Text/Medienkontakt: Annika Bingmann