Eugen Neff vom Institut für Mikrowellentechnik, seit Juni 1998 als Vertrauensperson für die Schwerbehinderten an der Universität und seit fünf Jahren auch beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst aber weitgehend für diese Aufgaben freigestellt, geht Ende Dezember in den Ruhestand. Der gebürtige Oberschwabe aus Aulendorf, Familienvater mit drei erwachsenen Kindern, wurde in diesem Jahr 60. „Langeweile wird nicht aufkommen“, ist der gelernte Elektrotechniker überzeugt. Die war ihm freilich auch bislang fremd.
Er ist viel unterwegs gewesen in den zurückliegenden Jahren, vor allem für sein Amt auf Landesebene. Obwohl er sich diese Tätigkeit mit einem Kollegen aus Karlsruhe geteilt hat, Mit ihm zusammen betreut er derzeit noch rund 85 Dienststellen, davon 30 ohne eigene Schwerbehindertenvertretung, Hochschulen, Fachhochschulen, Berufsakademien, Museen und Archive etwa. „Da blieb nicht mehr viel Zeit für das Institut“, sagt Neff. Und für seine angestammte Arbeit natürlich, die Herstellung von Mikrowellenschaltungen.
Nachdenklich blickt er aus seinem Büro in der Südschiene der Uni West hinaus in den herbstlich-bunten Restwald. “Eine ideale Lage“, hat er im Laufe der Zeit festgestellt, „etwas abseits und günstig für diskrete Gespräche, nicht unlieb dem einen oder anderen Besucher“. So etwa 70 schwerbehinderte Beschäftigte hatte er zuletzt zu betreuen, gelegentlich auch Studenten. Deren 40 behinderte seien momentan eingeschrieben, darunter zwei Rollstuhlfahrer. Wobei sich der Beratungsbedarf nicht selten auf Prüfungserleichterungen bezogen habe.
„Viel Zeit erfordert hat vor allem die Teilnahme an Vorstellungsgesprächen.“ Bei Bewerbungen von Schwerbehinderten bekanntlich eine der Kernaufgaben des Vertrauensmannes, auch im wissenschaftlichen Bereich übrigens. Eugen Neff blättert in seinen Unterlagen, zieht ein wenig Bilanz seiner Arbeit. Durchaus zufrieden, wie es scheint. Im Bewusstsein nicht zuletzt seiner nicht einfachen Rolle, die mitunter auch eine Gratwanderung gewesen sei, zwischen den Interessen seiner Klientel einerseits und denen des Arbeitgebers auf der anderen Seite. „Da liegen Gegensätze in der Natur der Sache“, weiß er inzwischen, „aber irgendwie haben wir immer eine Lösung gefunden“. Wenngleich diese „manchmal sicher unbefriedigend war“.
Dass er mit seinen Anliegen bei der Universitätsleitung meist auf offene Ohren gestoßen sei, mag auch an seinem Naturell gelegen haben. „Ich habe mich stets auf einer sachlichen Ebene bewegt“, betont Eugen Neff, keinesfalls gleichzusetzen jedoch mit augenzwinkernden Scheingefechten. Im Gegenteil. Mit zäher Argumentation und viel Überzeugungsarbeit sei es ihm gelungen, das Bewusstsein für die Schwerbehinderten zu schärfen, „ein ganz wesentlicher Erfolg“, meint er heute rückblickend. Wichtig sei nur, die Behinderten jeweils angemessen einzusetzen. „Dann sind sie auch voll leistungsfähig.“
Nicht minder freut sich der Vertrauensmann über seine Akzeptanz in Berufungskommissionen, Neff zufolge indes erst erworben im Laufe der Jahre. „Anfangs war es schon schwer“, räumt er ein. Gleichwohl seien nicht alle Wünsche in Erfüllung gegangen. Anfangs habe er sich vorgenommen, die Schwerbehindertenquote bei den Uni-Beschäftigten, im Schnitt stets bei fast fünf Prozent, auf sechs Prozent zu steigern. Ergebnis: „Wir konnten sie halten, aber nicht erhöhen.“ Eugen Neff sagt, das habe in vielen Fällen an der Qualifikation der Bewerber gelegen, manchmal aber auch an den Anforderungen und Aufgaben.