Der digitale Wandel verändert die Arbeitswelt grundlegend. Für Unternehmen und deren Beschäftigte birgt dieser Umbruch viele Chancen. Doch oftmals begegnen Arbeitnehmer dem digitalen Wandel mit Skepsis, da sie unter anderem den Verlust ihres Arbeitsplatzes befürchten. Das Verbundprojekt „Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt“ (LidA) hat sich als Ziel gesetzt, Arbeitnehmer für die Herausforderungen von Industrie 4.0 fit zu machen.
Dabei setzen die Forschenden aus Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften sowie Psychologie auf mitarbeiter- sowie unternehmensspezifische Lehr- und Lernangebote, die auf einer Online-Plattform bereitgestellt werden. Diese Plattform wird im Verlauf des Projekts mit den Praxispartnern erprobt. Das vom International Performance Research Institute (IPRI) koordinierte Projekt wird für drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Fördersumme von 2,3 Millionen Euro unterstützt.
Vom digitalen Wandel ist zum Beispiel der Maschinen- und Anlagenbau betroffen: Durch die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung verändern sich die Aufgabengebiete der bundesweit rund 1,1 Millionen Beschäftigten grundlegend. Um in dieser neuen Arbeitsumgebung bestehen zu können, müssen die Kompetenzen der oft langjährigen Mitarbeiter weiterentwickelt werden: So werden beispielsweise Beschäftigte an Montagelinien Informationen zukünftig schneller verarbeiten, selbstständig Entscheidungen ableiten und eigenverantwortlich handeln müssen.
Unternehmensspezifische Angebote entwickeln
Im Verbundprojekt LidA untersucht das IPRI gemeinsam mit Ulmer Lehr-Lernforschern, wie individuelle Weiterbildungsmaßnahmen Mitarbeiter auf die Herausforderungen von Industrie 4.0 vorbereiten können. Denn oft ist Industrieunternehmen die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens bewusst, es fällt ihnen jedoch schwer, passende und individuelle Angebote zu entwickeln. „Für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ist es wichtig, die Chancen dieser Veränderungen zu erkennen und sie für die Zukunft in bedarfsgerechte Lösungen umzusetzen“, sagt Professor Mischa Seiter, Inhaber der Professur für Wertschöpfungs- und Netzwerkmanagement an der Universität Ulm sowie Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des IPRI.
Aufgabe des Projekts LidA ist es, anhand von Prognosen und Expertenbefragungen Weiterbildungsbedarfe zu identifizieren, mitarbeiterspezifische Lernentwicklungspfade zu erstellen sowie kontinuierlich für den digitalen Wandel relevantes Wissen in Lehr- und Lernmodule zu überführen. Diese Inhalte können Mitarbeiter themenspezifisch über eine Online-Plattform abrufen, die auch den Lernfortschritt der Nutzer analysiert. „Digitalisierung bedeutet nicht nur mit immer neuen digitalen Tools umgehen zu können, sondern auch zu erkennen, wann ich welchen Lernbedarf habe, und wie ich diesen effektiv angehen kann“, erklärt Professorin Tina Seufert, Leiterin der Abteilung für Lehr-Lernforschung am Ulmer Institut für Psychologie und Pädagogik. Die entwickelten Lehr-Lernmodule werden in drei Fallstudien in Industrieunternehmen des produzierenden Gewerbes erprobt.
Neue Lehr-/Lernformate für Arbeitnehmer
Im Projekt LidA fokussiert sich das in Stuttgart ansässige IPRI auf die nachhaltige Gestaltung der Lehr-Lernplattform, die mit den Industriepartnern evaluiert wird. Dabei liegt der Schwerpunkt auf betriebswirtschaftlichen Aspekten der Plattform-Ökonomie, also auf wirtschaftlichen Strukturen und plattformbasierten Geschäftsmodellen. Die Abteilung Lehr-Lernforschung der Universität Ulm wird hingegen individuelle Lernpfade ableiten: Mithilfe eines „Kompetenznavigators“ können sich Beschäftigte so selbst einordnen und auf der Online-Plattform passende Lernangebote auswählen. Um die Lernfähigkeit der Nutzer zu erfassen, entwickeln die Forschenden zudem neue Lehr- und Lernformate, die zum Beispiel auf arbeitsbezogenes Lernen fokussieren oder Multimedia Aspekte integrieren.
Das Projekt „Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt“ wird mit Mitteln des BMBF im Zuge der Linie „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Neben dem International Performance Research Institute und der Abteilung Lehr-Lernforschung der Universität Ulm unterstützt das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen das Projekt. Diese wissenschaftlichen Institute werden durch namhafte Partner aus der Industrie ergänzt, die eine praxisorientierte Forschung gewährleisten.
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