Wenn die Tage kürzer werden, steht die dunkle Jahreszeit bevor. Für rund 520 Frauen und Männer im dritten Lebensabschnitt beginnt heute an der Uni Ulm jedoch eine erhellende Woche voller Wissen. Bei der Herbstakademie des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) beschäftigen sich interessierte Senioren mit dem Thema Licht. Hier erfahren sie in den nächsten Tagen, dass das Phänomen nicht nur in der Physik relevant ist. Wie Menschen Licht wahrnehmen oder welchen Einfluss Lichtmangel auf den Körper und die menschliche Psyche haben kann, erläutert am Mittwoch die Psychologie-Professorin Anke Huckauf. Erstmalig während der Akademie-Woche halten drei Lehramtsstudierende der Physik einen Experimentalvortrag, bei dem sie ihrem Publikum Licht und seine Eigenschaften anschaulich näherbringen möchten.
In seinem Grußwort zur Eröffnung gab Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling am Montagmorgen einen Einblick in die technische Bedeutung des Lichts: „Optik spielt in der effizienten Datenübertragung eine immense Rolle. Große Datenmengen schnell per Internet zu übermitteln, ist dank optischer Glasfasern möglich. Bei Hochleistungs- oder Supercomputern sorgen Laserdioden dafür, ihre oft mehr als eine Milliarde Recheneinheiten zu vernetzen. Diese Laserdioden kann man hier in der Wissenschaftsstadt bauen.“ Der Professor für Optoelektronik erinnerte hier an seine eigene wissenschaftliche Vergangenheit, denn er war im Jahr 2000 Mitbegründer der Firma U-L-M Photonics (jetzt Philips Photonics), die pro Jahr etwa 100 Millionen dieser Schlüsselkomponenten herstellt.
Oberbürgermeister Ivo Gönner, der wie der scheidende Universitätspräsident sein Amt ebenfalls bald abgeben wird, wünschte den Teilnehmern eine hochinformative und nützliche Woche voller wahrer und neuer Erkenntnisse und dass sie – wie die Protagonisten in Platons Höhlengleichnis – lernen, sich umzudrehen, alles zu hinterfragen und sich ein eigenes Bild zu machen. Bei der Vorstellung des Programms verwies ZAWiW-Sprecher Professor Othmar Marti als Vertretung für den erkrankten ZAWiW-Geschäftsführer Markus Marquard auf die thematische Bandbreite des Programms, die sich über Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur erstreckt und leitete zu einem hochaktuellen Forschungsfeld über: Der Neurowissenschaftler Juniorprofessor Dennis Kätzel erläuterte im Eröffnungsvortrag dem Publikum, wie sich mithilfe der Optogenetik die Funktion einzelner Nervenzelltypen im Gehirn darstellen lässt und wie bedeutend diese Erkenntnis für die Erklärung bislang weitgehend unverstandener Krankheiten wie Schizophrenie oder Parkinson ist. Weitere Vorträge führen in den kommenden Tagen am Beispiel des Lichts durch die Geschichte der Philosophie, Religion oder der Kunst.
Die Vorträge bilden jedoch nur den Auftakt der Wissenswoche. Auf dem Programm stehen natürlich auch die Arbeitsgruppen – in diesem Jahr sind es 29. Die Teilnehmer können unter anderem Gesprächskreise besuchen und sich mit astronomischen, religiösen oder literarischen Fragen zum Thema Licht auseinandersetzen.
Auch die Mittwochsangebote bieten ein breites Spektrum an Unternehmungen an. Auf dem Programm stehen Führungen durch den Reinraum der Uni, in dem LED-Lampen hergestellt werden sowie durch die Versorgungs-„Unterwelt“ der Uni, die mit einem Ausblick vom sonst nicht frei zugänglichen Hubschrauberlandeplatz über der Chirurgie endet. Daneben gibt es zwei Experimentierwerkstätten, bei der vor allem Großeltern Tipps erhalten, wie sie gemeinsam mit ihren Enkeln zum Thema Licht experimentieren können. Auch die Besuche einer Buchbinderei und des jüdischen Friedhofs in Laupheim sind Teil der Angebote.
Weitere Informationen zum Programm der Herbstakademie
Text und Medienkontakt: Marieke Behnel
Prof. Ebeling führt eine LED-Lampe vor Der vollbesetzte Hörsaal bei der Eröffnung