Nach Krankenkassenangaben waren psychische Probleme im vergangenen Jahr die zweithäufigste Ursache für Fehlzeiten von Arbeitnehmern. Gleichzeitig herrscht im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie sowie Kinderpsychiatrie Ärztemangel, belegt durch den überdurchschnittlichen Anteil entsprechender Stellenanzeigen in Fachzeitschriften. Grund genug für eine Forschergruppe um PD Dr. Andrea Ludolph (Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie), bei Ulmer Studierenden der Humanmedizin nachzufragen: Wie steht ihr eigentlich zur Psychiatrie?
Unter dem Titel SEMPER (Studie zu Empathie, Motivation für Psychiatrie und emotionale Ressourcen) gaben die angehenden Mediziner zudem Auskunft über ihre Persönlichkeit sowie die eigene Lebenszufriedenheit.
Schließlich erfordert eine Tätigkeit im Bereich Psychiatrie gewisse Persönlichkeitsmerkmale wie Empathiefähigkeit, Belastbarkeit und natürlich eigene psychische Gesundheit. Das Interesse der Studenten war groß: Rund ein Drittel der zukünftigen Ärzte nahm an der Online-Befragung teil. Dabei hatten die Wissenschaftler alle Medizinstudenten vom ersten Semester bis zum Praktischen Jahr im Wintersemester 2010/2011 zum Mitmachen aufgefordert.
Seit Ende Dezember werten Mitarbeiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie die Fragebögen aus. Erste Ergebnisse werden im Mai bei einer Tagung in Tübingen vorgestellt. Die SEMPER-Studie soll in den nächsten Jahren fortgeführt werden. So wollen die Forscher mögliche Einstellungsänderungen zur Psychiatrie im Laufe des Medizinstudiums verfolgen.
Etwas früher als die Wissenschaftler wurden die Studienteilnehmer für ihre Mühen belohnt: Sie freuten sich sofort über eine Kinokarte oder konnten an der Verlosung eines iPads und mehrerer iPods teilnehmen. Die Gewinnübergabe fand Mitte Februar bei einem wissenschaftlichen Symposium des Instituts für Anatomie und Zellbiologie und der gleichzeitigen Postersession des dritten Semesters statt.