Biomedizinische Forschung an der Schwelle zur Anwendung stellten Wissenschaftler der Universität Ulm beim 17. BioRegioMeeting 60 Teilnehmern aus Akademia, Wirtschaft, Schule und Verwaltung vor. Über aktuelle Vorhaben aus den Lebenswissenschaften berichteten ein Mediziner, ein Biotechnologe und ein Biochemiker.
Eine starke Biomedizin muss sich Kooperationspartner aus der Biotechnologie suchen, sagte Professor Klaus-Michael Debatin, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm. Debatin stellte die in Deutschland einzigartige Zusammenarbeit (BIU: Boehringer Ingelheim University Ulm BioCenter) mit dem Pharma-Unternehmen Boehringer Ingelheim vor, das in Biberach seinen größten Forschungsstandort hat. Seit 2012 forschen Ulmer und Biberacher gemeinsam und nur den Regeln wissenschaftlicher Exzellenz gehorchend zu kardiometabolischen (Diabetes, Herzinfarkt), neurodegenerativen (Parkinson und Alzheimer) Erkrankungen sowie Lungenerkrankungen.
Die Zusammenarbeit zwischen Boehringer Ingelheim und der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm soll nach Debatins Worten „strukturell verstetigt“ werden. Auch die in Wien angesiedelte Krebsforschung des Unternehmens soll in die bestehende Kooperation integriert werden. Als weiteres Ziel nannte Debatin die Ansiedlung von Boehringer Ingelheim-Laboren direkt auf dem Campus der Ulmer Universität.
Körpereigene Peptide kommen als Wirk- und Werkstoffe in Frage. Diesem neuen Ansatz widmet sich das Kompetenzzentrum Ulm Peptide Pharmaceuticals (U-Pep), dessen Aktivitäten sein Sprecher, der Biotechnologe Dr. Frank Rosenau, vorstellte. Das von den naturwissenschaftlichen Disziplinen Biologie, Physik und Chemie getragene Zentrum ist eine inneruniversitäre Gründung und arbeitet auch erfolgreich im Rahmen des kooperativen Promotionskollegs mit der Fakultät für Pharmazeutische Biotechnologie der Hochschule Biberach zusammen. 20 Arbeitsgruppen der Ulmer Universitätsmedizin, berichtete Frank Rosenau, testen inzwischen Peptide aus unterschiedlichen Geweben und Körperflüssigkeiten auf ihre mögliche Eignung als Wirkstoff.
Seit November 2012 leitet der Biochemiker Prof. Marcus Fändrich das Institut für Pharmazeutische Biotechnologie am Ulmer Campus. Fändrich erforscht die Entstehung und Struktur von Amyloid-Fibrillen. Diese unlöslichen Proteinklumpen sind, so Fändrich, das Ergebnis falsch gefalteter Proteine. Zu den bekanntesten dieser Krankheiten zählen Alzheimer oder Parkinson. Mit Hilfe der Elektronen-Kryomikroskopie hofft Fändrich diese Proteinklumpen erstmals aus Patientenproben genauer untersuchen zu können.
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