Die vollständige Digitalisierung von Produktion und Logistik, Industrie 4.0, hat längst auch die Fabrikhallen kleiner und mittlerer Unternehmen erreicht. Allerdings mangelt es an Fachkräften, die den interdisziplinären Herausforderungen der vierten industriellen Revolution gewachsen sind. An der School of Advanced Professional Studies (SAPS) der Universität Ulm starten deshalb im Wintersemester erste Module des berufsbegleitenden Studiengangs Business Analytics, der Experten im Umgang mit Industrie 4.0 und Big Data hervorbringen wird. Noch bis zum 15. September können sich Interessierte, die über einen ersten Hochschulabschluss in den Fächern Informatik, Ingenieurwissenschaften, Physik oder in einem mathematischen Studiengang verfügen, für ein kostenfreies Kontaktstudium anmelden. Das Ulmer Angebot vereint Grundlagen aus Wirtschaftswissenschaften, Mathematik und Informatik.
„Business Analytics richtet sich vor allem an Führungskräfte, Projektleiter und Berater mit mindestens einem Jahr Berufserfahrung, die sich den Herausforderungen von Industrie 4.0 stellen wollen“, sagt SAPS-Leiter Professor Hermann Schumacher. Karriereperspektiven ergeben sich beispielsweise in der Prozessoptimierung, Geschäftsfeldentwicklung und in der Unternehmensberatung. Außerdem können Absolventen als „Data Scientists“ arbeiten – das sind gefragte Experten, die aus der wachsenden Datenflut, die Industrie 4.0 mit sich bringt, Relevantes filtern. Durch eine intelligente Datenanalyse kann der Hersteller zum Beispiel prognostizieren, welche Maschine bald gewartet werden muss. Eine weitere Herausforderung ist die Abkehr von der Massenproduktion: In der digitalisierten Fabrik kann der Kunde künftig Eigenschaften seines Produkts individuell bestimmen.
Studiengangsleiter des neuen Angebots „Business Analytics“ ist Professor Mischa Seiter vom Institut für Technologie- und Prozessmanagement der Uni Ulm. Im Arbeitskreis Industrie 4.0 begleitet der Wirtschaftswissenschaftler regionale Unternehmen in die digitale Zukunft. „In unserer Kooperation mit den Unternehmen wurde überaus deutlich, dass Fachkräfte zur Bewältigung von Industrie 4.0 Mangelware sind - unser Studiengang hilft, diese Lücke zu schließen“, sagt Seiter. Und auch sonst sind die beteiligten Dozenten ausgewiesene Experten ihrer jeweiligen Fachbereiche – vom Controlling über die Datenanalyse bis zur Statistik. Der Online-Anteil mit speziell für Berufstätige entwickelten Lernmaterialien und Foren zum Austausch mit Kommilitonen und Dozenten beträgt im Studiengang Business Analytics rund 80 Prozent.
An die Bedürfnisse Berufstätiger angepasst
An der SAPS können Berufstätige selbst entscheiden, wie viele Module sie pro Semester belegen möchten. In Vollzeit ist Business Analytics inklusive Masterarbeit in drei Semestern studierbar. Für jedes erfolgreich abgeschlossene Modul erhalten die Studierenden ein Zertifikat und nach fünf absolvierten Modulen wird ihnen das Diploma of Advanced Studies verliehen. Dieser „kleinere Abschluss“ nach dem Schweizer Weiterbildungsmodell ist vor allem für Berufstätige interessant, die schon einen Master- oder Diplomabschluss haben.
Im Kontaktstudium erworbene Leistungspunkte können bei einer späteren Einschreibung in den Master, der voraussichtlich ab dem Wintersemester 2017/18 regulär und kostenpflichtig angeboten wird, angerechnet werden. Die Studiengebühren richten sich dann nach den belegten Modulen.
Seit einigen Semestern bietet die SAPS die Studiengänge Sensorsystemtechnik sowie Innovations- und Wissenschaftsmanagement an, die ebenfalls Schnittmengen mit dem Thema Industrie 4.0 aufweisen. Alle Studiengänge haben eine Erprobungsphase durchlaufen, in der regelmäßig Rückmeldungen von Teilnehmern eingeholt und die Module optimiert wurden.
„Wir denken, dass gerade Mittelständler einen großen Bedarf an unseren Absolventen haben werden – besonders in Baden-Württemberg mit dem traditionell starken Maschinen- und Anlagenbau“, resümiert SAPS-Geschäftsführerin Dr. Gabriele Gröger.
Seit 2011 wird das Projekt Mod:Master, in dessen Rahmen die SAPS gegründet wurde, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. In der ersten Phase wurden die Masterstudiengänge Sensorsystemtechnik sowie Innovations- und Wissenschaftsmanagement entwickelt und erprobt. Im Zentrum der zweiten Förderphase steht der Studiengang Business Analytics, der nach dem aktuellen Stand der Lehr/Lernforschung konzipiert und umgesetzt wird.
Eine Anmeldung zum kostenfreien Kontaktstudium Business Analytics (Module „Grundlagen Business Analytics“, „Grundlagen Stochastik“) ist noch bis zum 15. September möglich
Text und Medienkontakt: Annika Bingmann