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Namhafte Experten in Günzburg:
Neue Erkenntnisse zu Gen-Umwelt-Interaktionen in der Psychoneuroimmunologie

Ulm University

Gen-Umwelt-Interaktionen in der Psychoneuroimmunologie sind das zentrale Thema einer Experten-Tagung vom Donnerstag bis Sonntag dieser Woche im Wissenschaftszentrum Schloss Reisensburg der Universität Ulm sowie im benachbarten Bezirkskrankenhaus Günzburg.
Rund 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Australien, China, Brasilien und zahlreichen europäischen Ländern werden sich dabei zu neuen Befunden und Hypothesen aus epidemiologischen, klinischen und experimentellen Forschungen zum Thema austauschen. Leiter der Tagung sind die Professoren Karl Bechter (Günzburg/Universität Ulm) und Bernhard Bogerts sowie Privatdozent Dr. Johann Steiner (beide Magdeburg).

„Schon die Eröffnungsvorträge versprechen hoch interessante Inhalte“, ist Professor Bechter, Chefarzt der Abteilung Psychotherapeutische Medizin/Psychosomatik der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II,  überzeugt. Da wird der bekannte Stressforscher Professor Robert Dantzer aus Urbana/USA über entzündungsbedingte Depressionen sprechen, Professor Georg Kreutzberg vom Max-Planck-Institut in München über die Geschichte und Kenntnisse über Heilungsprozesse im Nervensystem. Aber auch für die Folgetage rechnet der Gastgeber mit einer Vielzahl bemerkenswerter neuer Erkenntnisse. Einer Forschungsgruppe aus Baltimore/USA etwa, die neue und international viel beachtete Befunde zu entzündlichen Ursachen psychischer Erkrankungen wie Schizophrenie oder Manie und verschiedene infektiöse Erreger vorstellen will.

Welche Bedeutung haben Immunzellen für die Hirnfunktion? Mit dieser Fragestellung und neuen Erkenntnissen der Neuroimmunologie wird sich Professor Michal Schwartz (Israel) beschäftigen. Breiten Raum werden Vorträge verschiedener Spezialisten der wichtigen Schranken des Gehirns einnehmen, der Blut-Hirn-Schranke also und der Blut-Liquor-Schranke. Gleiches gilt Bechter zufolge für die Bedeutung von Gliazellen bei psychischen Erkrankungen, bestimmter Rezeptoren in Astrozyten oder von Neurohormonen für höhere Hirnfunktionen.

Neues erwartet die Teilnehmer ferner aus der Multiple Sklerose-Forschung, unter anderem zur Bedeutung des Epstein-Barr-Virus für diese Erkrankung. Über neue diagnostische Möglichkeiten psychischer Erkrankungen werden insbesondere die deutschen Forschungsgruppen berichten, der Otto von Guericke-Universität Magdeburg zum Beispiel und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. „Neue Erkenntnisse zum Liquorfluss und dessen Bedeutung für Krankheitsvorgänge“, vermittelt von Wissenschaftlern der ETH Zürich und aus Columbus/USA, sind aus Sicht Professor Bechters „weitere Highlights“ des Treffens, nicht nur weil sie einen seiner eigenen Forschungsschwerpunkte tangieren. „Interessanterweise können psychische Krankheiten, zum Beispiel Depressionen, mit chronischen Schmerzzuständen einhergehen, die nun durch eine neue Hypothese zum Liquorfluss möglicherweise besser interpretiert werden können“, sagt Bechter, der sich dazu bei der Tagung auch selbst äußern wird.

Auf der Agenda stehen ferner die Bedeutung von Infektionen und Autoimmunkrankheiten für das Auftreten von psychischen Erkrankungen, Befunde zu Neurosyphilis und Neuroborreliose in ihrer Bedeutung für Demenz und Psychosen sowie einige Themen mehr, nicht zuletzt genetische Faktoren bei psychischen Erkrankungen. „Insgesamt sind die Themen vorwiegend der Grundlagenforschung gewidmet“, erklärt Karl Bechter, „aber zweifellos verbunden mit konkreten Hoffnungen auf verbesserte Therapiemöglichkeiten bei bisher schwer behandelbaren psychischen Erkrankungen, Depressionen beispielsweise und bipolaren oder schizophrenen Psychosen“.

Von Willi Baur

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