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Macht Smartphones noch smarter:
Enrico Rukzio, neuer Professor für Mensch-Computer-Interaktion

Ulm University

Smartphones und Tablet-PCs sind mobile Alleskönner und haben längst ihren Platz in unserem Alltag erorbert. Enrico Rukzio, seit kurzem Professor für Mensch-Computer-Interaktion am Institut für Medieninformatik, will diese Endgeräte weiter aufrüsten und sie zum Beispiel mit Mini-Projektoren ausstatten.
Mithilfe solcher Bildwerfer könnten Smartphones etwa interaktive Benutzeroberflächen auf Tische oder Wände projizieren. Während eines Handygesprächs wären Nutzer, die sich an verschiedenen Orten befinden, so in der Lage, gleichzeitig und gemeinsam Bilder, Karten oder Texte zu sehen beziehungsweise zu bearbeiten. Und das alles ohne das Telefon vom Ohr zu nehmen. Technikfreunde sind offensichtlich sehr an diesen Neuerungen interessiert: Auf der Videoplattform YouTube haben über 45 000 Nutzer Enrico Rukzios entsprechendes Demonstrationsvideo angeklickt. Das japanische Fernsehen sowie der kanadische Discovery Channel berichteten. Datenschützer kann der Informatik-Professor beruhigen: „Bei unserem Prototyp haben wir Wert darauf gelegt, den privaten und öffentlichen Bereich des Handys zu trennen.“

Der 35-Jährige selbst hat mobile Endgeräte fest in seinen Alltag integriert. Oft schaut er auf sein Smartphone und führt Videoclips zu seinen Forschungsschwerpunkten vor. Darunter sind zum Beispiel in die Kleidung integrierte Projektoren: Sie können als Wegweiser dienen und etwa den Stadtplan auf den Gehweg vor einem Fußgänger einblenden. Zur besseren Navigation würde ebenfalls ein Smartphone mit verstärktem taktilen Feedback beitragen. Das heißt: Das Handy vibriert nach gewissen Mustern – zwei kurze Signale könnten etwa für eine Rechtskurve stehen – und führt seinen Besitzer so zum Ziel. Obwohl diese Projekte recht anwendungslastig sind, sieht Enrico Rukzio seine Arbeit als Grundlagenforschung. „Diese Ideen sind oft noch Jahre von der Marktreife entfernt. Unsere Ziele sind Publikationen und Patente, die wir meist in Kooperation mit großen Telekommunikationskonzernen in Europa, Japan oder den USA einreichen.“ Mehrere Patente seien bereits erteilt worden.

Bei seiner wissenschaftlichen Arbeit ist Enrico Rukzio Interdisziplinarität wichtig: In Kooperation mit dem Ulmer Institut für Psychologie und Pädagogik sowie Professor Frank Kargl (Institut für Verteilte Systeme) führt er ab kommenden Wintersemester ein Projekt durch, in dem Studierende ein älteres Auto in einen interaktiven Fahrsimulator umwandeln. Ihr Budget: 10 000 Euro.
Forscherkollegen haben außerdem Interesse an einem Studiendesign, das der neue Professor gemeinsam mit Oldenburger Wissenschaftlern entwickelt hat: Anstatt Nutzerstudien im Labor durchzuführen, integrieren die Forscher Tests in kostenlose Spiele und gehen Forschungsfragen so in einem breiten Umfeld nach. „Um beispielsweise herauszufinden, wie gut Personen Punkte auf dem Bildschirm eines mobilen Endgeräts bei der Texteingabe treffen, haben wir ein einfaches Spiel programmiert. Bei ,Hit it! ‘ müssen Nutzer sich bewegende Kreise  auf dem Smartphone mit ihren Fingern berühren“, erklärt Enrico Rukzio. Die Trefferquote könne einfach gemessen und die gewonnenen Informationen für die Weiterentwicklung von Tastaturen auf mobilen Endgeräten verwendet werden. Natürlich seien die mehr als 100 000 Probanden, die das Spiel bisher auf ihr Handy geladen hätten, über die wissenschaftliche Studie und die anonymisierte Datenerhebung informiert worden.

In Zukunft  kann sich der neue Professor vorstellen, weiter zur Anwendung mobiler Endgeräte im Medizinbereich zu forschen – zum Beispiel in der Patientenkommunikation und Dokumentation. Außerdem interessieren den Vater von drei kleinen Töchtern Tablet-Anwendungen für Vorschulkinder und interaktive Anwendungen in Automobilen.
Nach Stationen an den Universitäten Dresden, München (LMU), Lancaster sowie Duisburg-Essen hat ihn seine Karriere jetzt ans Ulmer Institut für Medieninformatik geführt.  Der Lancaster University bleibt Enrico Rukzio durch einen Lehrauftrag verbunden. Bereits im Dezember wird er die elfte internationale Konferenz „Mobile and Ubiquitous Multimedia“ (MUM 2012) nach Ulm holen.

Von Annika Bingmann