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Kein Nachsitzen im Grünen Klassenzimmer
Studie bestätigt nachhaltige Umweltbildung

Ulm University

„Überzeugt waren wir von unserem Konzept schon vom ersten Tag an“, sagt Dr. Jürgen Drissner, in Personalunion Initiator, Organisator und Pädagogischer Leiter des Grünen Klassenzimmers im Botanischen Garten der Universität Ulm. Bislang freilich basierte die „gefühlte Wirkung“ seiner Arbeit nur auf vielen Gesprächen mit Lehrkräften, Wissenschaftlern und Schülern. Jetzt bestätigt auch eine Studie die pädagogischen Erfolge der jährlich von rund 2500 Schülerinnen und Schülern besuchten Einrichtung. Beteiligt daran neben Drissner selbst: Professor Hans-Martin Haase von der Pädagogischen Hochschule (PH) Schwäbisch Gmünd sowie Dr. Katrin Hille und Sonja Debatin vom Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) Ulm.

Zwei Aspekte vor allem belegt die Analyse: Der Besuch des Grünen Klassenzimmers führt zu einer deutlich positiveren Einstellung zu Kleintieren, trägt letztlich zur Entwicklung einer Umweltethik bei und er hat im Hinblick auf biologische Kenntnisse sowie Umwelt-Sensibilität einen nachhaltigen Effekt. „Mit dem Kennenlernen verschiedener Lebensräume wie Wald, Wiese und Gewässer und dem Erleben und Erfahren der Umwelt zur Herausbildung einer persönlichen Identität leistet das Grüne Klassenzimmer als außerschulischer Lernort einen konkreten Beitrag zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“, bestätigt die Studie und nennt als zentrale Elemente des Konzepts unter anderem Handlungsorientierung, den respektvollen Umgang mit Lebewesen und das Herausbilden eines Verantwortungsbewusstseins, die Wissensvermittlung und die Begegnung mit dem Original in seiner direkten Umgebung.

„Wichtig für eine bleibende Speicherung im Gedächtnis sind auch die positiven Emotionen bei dieser Unterrichtsform“, erklärt Dr. Drissner, der die Studie kürzlich bei der Jahrestagung des Verbands der Botanischen Gärten im Rahmen der Hauptvortragsreihe mit einer sehr positiven Resonanz vorgestellt hat. Auch das Konzept selbst natürlich und die eindrucksvolle Erfolgsbilanz der vergangenen zehn Jahre, dokumentiert mitnichten allein durch die Besucherzahlen. Bemerkenswert sei ferner der Einzugsbereich für das Unterrichtsangebot.  Schulen aus dem Bodenseeraum, dem Schwarzwald und dem bayerischen Schwaben sind Drissner zufolge inzwischen regelmäßig zu Gast auf dem Campus, bei einigen Grundschulen und Gymnasien im Ulmer Raum sei ein Vormittag im Grünen Klassenzimmer bereits fest in den Lehrplänen verankert. Vielleicht ein Teil des Erfolgsgeheimnisses: "Wir arbeiten nicht mit Fotos oder Modellen. Nach einer kurzen Einführung gehen wir mit den Kindern sofort raus ins Grüne, direkt in den jeweiligen Lebensraum." Hier könnten sich die Schüler dann intensiv mit Pflanzen und Kleintieren auseinandersetzen, sie beobachten und untersuchen. Anschließend bleibe stets noch genügend Zeit, um die Erfahrungen gemeinsam aufzuarbeiten.

„Ein wichtiger Aspekt ist sicher die altersgerechte und differenzierte Gestaltung der Lehreinheiten“, so der Wissenschaftler. Abgestimmt auf die Klassenstufen („von 1 bis 13“) ebenso wie auf die Schultypen und nicht selten auch auf spezielle Wünsche der Lehrkräfte. Wobei  unter den Besuchergruppen neben Grundschulen und Gymnasien auch Haupt- und Realschulen vertreten seien. Täglich übrigens mindestens eine Klasse, oft auch zwei, von Mitte April bis zu den Sommerferien und vom Beginn des Schuljahres bis Ende Oktober.

„Viele Klassen kommen sogar öfter“, freut sich Dr. Jürgen Drissner, „neue zumeist durch Mundpropaganda“. Und die Nachfrage sei seit Jahren ungebrochen. Mehr noch aber freut ihn eine andere Erfahrung: „Die Schulen haben begriffen, dass wir gezielt Inhalte vermitteln wollen“, sagt der an der Universität Ulm promovierte Zoologe, „das Grüne Klassenzimmer ist keine Ersatzlösung für einen Wandertag“. Wohl aber eine gute Werbung für die Uni. „Denn viele frühere Schüler und Besucher treffe ich hier beim Studium wieder.“

Weitere Informationen: Dr. Jürgen Drissner, Tel. 0731/50-31360

Probensuche im Nadelwald: Dr. Jürgen Drissner mit Schülern im Grünen Klassenzimmer
Probensuche im Nadelwald: Dr. Jürgen Drissner mit Schülern im Grünen Klassenzimmer