Große Freude an der Universität Ulm weit über die Medizinische Fakultät hinaus über die Rufannahme eines viel umworbenen und für die Realisierung ehrgeiziger Forschungsziele überaus wichtigen Wissenschaftlers: Privatdozent Dr. Karl Lenhard Rudolph wird im Herbst von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) nach Ulm wechseln und hier den Lehrstuhl für Molekulare Medizin übernehmen. In den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Oktober des Vorjahres mit der ersten von ihr verliehenen Heisenberg-Professur ausgezeichneten Stammzellforscher setzt die Universität hohe Erwartungen. „Wir wollen damit unsere klinische Forschung und unsere Sonderforschungsbereiche stärken“, sagt Professor Guido Adler, Vizepräsident der Universität für die Medizin und Vorsitzender der von Uni und Max-Planck-Gesellschaft (MPG) gemeinsam besetzten Berufungskommission. Denn Rudolph, 38, soll in Ulm auch eine Max-Planck-Forschungsgruppe aufbauen. Adler dazu weiter: „Unser langfristiges Ziel ist ein Max-Planck-Institut.“
„Was die Uni Heidelberg im Februar angekündigt hat, nämlich eine bisher einmalige Rahmenvereinbarung mit der MPG unter anderem zu gemeinsamen Berufungen, haben wir hier schon erreicht und umgesetzt“, wollte er sich in diesem Zusammenhang einen Seitenhieb auf die nordbadischen Kollegen nicht verkneifen. Unabhängig davon: „Wir sind sehr froh und auch stolz darauf, dass wir ihn bekommen haben“, so der Vizepräsident. Schließlich sei Rudolph ungeachtet seines „jugendlichen Alters“ bereits ein ausgewiesener und erfolgreicher Wissenschaftler nicht zuletzt mit einer „sehr guten Publikationsliste“, habe in den USA eine exzellente Ausbildung genossen und sich in kurzer Zeit mit seiner eigenständigen wissenschaftlichen Arbeit hervorragend entwickelt. Nicht ohne Grund sei der designierte Leiter des Instituts für Molekulare Medizin von mehreren deutschen und einer amerikanischen Universität heftig umworben gewesen.
„Dementsprechend haben wir uns sehr engagieren müssen“, erklärt der Mediziner. Gleichzeitig danke er dem Universitätsklinikum für dessen Unterstützung dabei ebenso wie dem Land, das die Bedeutung des Lehrstuhls für die Universität Ulm erkannt habe. „Wichtig war ferner, dass alle Gremien sehr zeitnah gearbeitet haben.“
Nicht minder die Freude bei Uni-Präsident Professor Karl Joachim Ebeling: „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir dieses höchst interessante Fachgebiet mit einem international hoch renommierten Wissenschaftler besetzen können. Mit ihm wollen wir uns eine führende Position in der Genforschung erarbeiten.“ Insbesondere auf dem Gebiet der Alterungsforschung genieße der künftige Lehrstuhlinhaber schon weltweit einen hervorragenden Ruf. Zudem passe er mit seinem Forschungsthema „nahtlos in die schon bestehenden Forschungsaktivitäten der Medizinischen Fakultät, ebenso in das vorhandene interdisziplinäre Umfeld von Naturwissenschaften und Bioinformatik zum Beispiel.
Für den in den vergangenen Jahren mit mehreren Preisen ausgezeichneten Noch-Hannoveraner Dr. Rudolph ein gewichtiger Aspekt bei seiner Entscheidung: „Das Umfeld in Ulm ist sehr interessant, vor allem die Entwicklung in Richtung Stammzellbiologie. Ich sehe hier viele Anknüpfungspunkte für unsere Arbeiten.“ Ohnehin beobachte er „viel Bewegung in Ulm“ und aus gutem Grund engagiere sich denn auch die Max-Planck-Gesellschaft hier, „das ist ein Gütesiegel und belegt die Qualität des Standorts“. Voll des Lobes ist der Experte für die Alterung von Zellen und deren Regenerationsfähigkeit nicht zuletzt über das neue Forschungsgebäude, das im Herbst bezogen werden soll. „Das ist einfach super“, schwärmt Rudolph, „zum einen die anspruchsvolle Architektur und die exzellente Atmosphäre, zum anderen die hoch interessante interdisziplinäre Struktur“. Er gehe davon aus, dass die verschiedenen Fakultäten hier „ihre besten jungen Forscher unterbringen“ werden. Seine Erwartung: „Das wird ein kreativer Schmelztiegel und lässt auf enorme Impulse hoffen.“
Auch für die zehnköpfige Forschergruppe, die mit ihm nach Ulm wechseln wird, „ein absolut international besetztes Team“, wie Rudolph anmerkt, „die Hälfte der Wissenschaftler übrigens aus China und Indien“. Mit ihnen arbeitet er seit Jahren, erforscht insbesondere, wie Organe und Gewebe im Körper erhalten werden und wie Zellen Schädigungen reparieren können. „Ein besonders aufstrebendes Forschungsgebiet“, erläutert der Forscher, schließlich müsse die Medizin aufgrund der demografischen Entwicklung künftig verstärkt ältere Menschen behandeln. „Deshalb müssen wir verstehen, was bei der Alterung von Zellen abläuft, insbesondere von Stammzellen, und wie diese Prozesse die Regeneration und Organfunktionen beeinflussen.“
Bisher könne krankes Gewebe bekanntlich zumeist nur durch gesundes ersetzt werden, durch Transplantationen etwa. „Wir arbeiten darauf hin, dass die Transplantation nicht mehr die einzige Therapie-Option bleibt.“ Ziel sei letztlich „ein gesundes Altern des Menschen“. Damit ließen sich „immense Kosten sparen“, so Dr. Karl Lenhard Rudolph, der sich über die Forschung hinaus auch in der Lehre engagieren will.
Details dazu bedürften noch der Klärung, räumt er ein. „Aber ein wichtiges Ziel ist es für mich, guten Nachwuchs zu rekrutieren und aufzubauen.“ Studenten profitieren sollen ferner von einem geplanten Gemeinschaftsprojekt mit der Chinesischen Akademie der Medizin in Peking.
Über berufliche Aspekte hinaus freue er sich auf den Wechsel an die Donau, erklärt Dr. Rudolph. Wohl werde ihn der Aufbau des neuen Instituts „voll fordern“. Aber für ihn als Flachländer seien „die Berge vor der Nase schon mal ein interessanter Aspekt“. Allerdings: „Ski zu fahren werde ich kaum noch lernen“, befürchtet er, „dafür ist es für mich zu spät“. Aber seine vierjährige Tochter werde sich bestimmt auf einen Skikurs freuen.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Guido Adler, Tel. 0731/500-44501
Anlage: Foto PD Dr. Karl Lenhard Rudolph
Große Freude über Rufannahme
Willi Baur Ulm UniversityUni Ulm gewinnt Dr. Karl Lenhard Rudolph für Molekulare Medizin