Eine Brücke zwischen Biologie, Sprachwissenschaft und Wissenschaftsgeschichte schlagen Forscher aus sieben Nationen vom 24. bis zum 26. Juni im Wissenschaftszentrum Schloss Reisensburg. Sie alle verbindet das Interesse an der Evolutionsforschung. Dahinter verbergen sich nicht nur die bekannten Stammbäume biologischer Arten, sondern auch Darstellungen zur Entwicklung von Sprachen und menschlichem Wissen.
Dementsprechend steht die Tagung unter dem Motto „Bridging Disciplines: Evolution and Classification in Biology, Linguistics and the History of Sciences”. Eingeladen hat die gleichnamige, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschergruppe. Die Gruppenmitglieder sind an der Universität Ulm und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beheimatet.
Bei der Tagung werden renommierte Hochschullehrer und Nachwuchswissenschaftler über ihre Forschung berichten. Insgesamt stehen so genannte Netzwerkmodelle in Biologie, Linguistik und Wissenschaftsgeschichte im Zentrum des Interesses. Diese Modelle berücksichtigen auch Querverbindungen und sind über lange Zeit zugunsten vertikaler Baumdarstellungen vernachlässigt worden. Dabei stellt etwa die Forschung des Mitveranstalters Professor William Martin das althergebrachte Stammbaummodell in Frage: Der Biologe untersucht den so genannten horizontalen und lateralen Gentransfer bei Bakterien. Damit ist der netzwerkartige Austausch genetischen Materials zwischen Zellen gemeint – und zwar außerhalb der geschlechtlichen Fortpflanzung.
Auf der Reisensburg sollen Möglichkeiten für ein allgemeingültiges Evolutionsmodell in den Natur- und Geisteswissenschaften diskutiert werden.
Die Tagung wird vom BMBF gefördert, Gastgeber ist Professor Heiner Fangerau, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Ulm. Fangeraus Gruppe untersucht unter anderem den Verlauf der Diskussion um Stammbäume und Netzwerke in verschiedenen, an der Evolutionsforschung interessierten Disziplinen.
Von Annika Bingmann