Für den Ausbau der Studienberatung erhalten Universität und Hochschule Ulm in den kommenden drei Jahren rund 555 000 Euro vom Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK). Mit diesen Fördermitteln wollen die Bildungseinrichtungen ein gemeinsames Beratungszentrum in der Innenstadt gründen und so in der Hochschulregion vorhandene Kompetenzen bündeln. Als ein wichtiges Ziel soll das Angebot dabei helfen, die Studienabbruchquote zu senken.
Nicht ganz zufällig erinnert der Name des Stadtbüros E=(SB)2 an Einsteins berühmte Formel, denn es gibt zahlreiche, womöglich geniale Neuerungen: Nach dem Vorbild der Schweizer „Laufbahnberatung“ beschränkt sich das neue Angebot nicht nur auf den Übergang von der Schule auf eine Hochschule, sondern bezieht die gesamte Studienzeit mit ein. Neben Abiturienten gehören auch Studierende, Absolventen, Eltern und Lehrer zur Zielgruppe. Als starke Partner stehen Universität und Hochschule die Stadt Ulm, Trägerin zahlreicher Schulen, und die Agentur für Arbeit zur Seite. Das MWK fördert 21 Bildungseinrichtungen mit insgesamt fünf Millionen Euro, 34 Hochschulen und Universitäten hatten sich um entsprechende Mittel beworben.
Beruflicher Erfolg= Studienberatung x Stadtbüro – dieser Anspruch verbirgt sich hinter dem ungewöhnlichen Namen der Einrichtung. Tatsächlich sind in Zeiten hochindividueller Bildungsbiographien und mehr als 10 000 grundständigen Studienangeboten neue Ansätze nötig, um alle Zielgruppen optimal zu beraten. Aufgrund der verkürzten Gymnasialzeit sind heutige Abiturienten zudem jünger als ihre Vorgänger, straffe Stundenpläne scheinen nur wenig Zeit für eine berufliche Orientierung zu lassen. „Um Fehlentscheidungen vorzubeugen, wollen wir Schülerinnen und Schülern sowie anderen Interessierten mit dem Stadtbüro entgegenkommen. Angehende Abiturienten müssen für eine Studienberatung nicht mehr an die Universität oder Hochschule kommen, sie können ihre Fragen zum Beispiel in Freistunden stellen“, sagt die Leiterin der Studienberatung an der Uni Ulm, Christiane Westhauser. Westhauser koordiniert das Projekt gemeinsam mit dem Leiter der Zentralen Studienberatung an der Hochschule Ulm, Dr. Klaus Häberle.
Nach Etablierung der Beratungsstelle in Ulms Neuer Mitte sollen Mitarbeiter der Agentur für Arbeit die Vertreter der Universität und Hochschule Ulm unterstützen, Doppelstrukturen werden also vermieden. So soll das Projekt über die Förderphase des Ministeriums hinaus ein nachhaltiger Bestandteil der Ulmer Hochschullandschaft werden. Und das alles unter dem Motto „Raus aus der akademischen Welt – rein in die Stadt“.
Mit bestehenden Maßnahmen aus dem Qualitätspakt für die Lehre des Bundes und der Länder, also „UUlm PRO MINT & MED“ und Integriertes Lernen an der Hochschule Ulm“ (ILU) sowie dem vom Land geförderten Projekt „Individuelle Studienmodelle“ (Uni Ulm) wird E=(SB)² selbstverständlich vernetzt. Anfang 2013 soll die Studienberatung in der Stadt starten. „In Zeiten zahlreicher Studienangebote verschiedener Hochschularten ist eine gemeinsame Erstberatung der Universität und Hochschule Ulm in der Stadtmitte hilfreich. Die Berater können unseren Schülern die richtige Perspektive für ihre Zukunft aufzeigen“, resümiert Professor Ulrich Stadtmüller, Vizepräsident für die Lehre.
Von Annika Bingmann