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Der Botanische Garten der Universität Ulm präsentiert: Naturräume Brasiliens im Spannungsfeld zwischen biologischer Vielfalt und industrieller Entwicklung (Ausstellung vom 16. Februar bis zum 24. März 2008)

Ulm University

Faszinierende Fotos, rund 40 große und informative Schautafeln, eindrucksvolle Exponate, zwei Boas und mehrere Vogelspinnen, dazu zahlreiche Vorträge, Führungen und ein ansprechendes Kinderprogramm – nach monatelanger und aufwendiger Vorbereitung präsentiert der Botanische Garten der Universität Ulm vom 16. Februar bis zum 24. März eine Ausstellung der besonderen Art: „Naturräume Brasiliens im Spannungsfeld zwischen biologischer Vielfalt und industrieller Entwicklung“ ist sie sachlich-nüchtern überschrieben. Dokumentation und Begleitprogramm entsprechen denn auch konzeptionell den wissenschaftlichen Grundlagen der Ausstellung, die gleichwohl eine breite Öffentlichkeit ansprechen soll. Ihre eigentliche Brisanz freilich erschließt sich zwischen den Zeilen vieler Erklärungen und bei einem Blick auf die aktuelle Entwicklung, von der größten deutschen Nachrichtenagentur erst dieser Tage mit der Überschrift dargestellt: „Dramatische Zerstörung des Regenwalds“.
Für den Leiter des Botanischen Gartens, Professor Gerhard Gottsberger, allerdings sind derartige Meldungen so neu nicht. Seit 1966 forscht der Ulmer Wissenschaftler im bezogen auf Flora und Fauna artenreichsten Land der Erde, gilt inzwischen nach eigener Aussage als am längsten in Brasilien tätiger deutschsprechender Biologe. Insofern dokumentiert die Ausstellung mit Beiträgen weiterer Ulmer Wissenschaftler und unterstützt von Kollegen der Uni Tübingen wie des Naturkundemuseums Karlsruhe zumindest teilweise auch das Lebenswerk des renommierten Botanikers. Die Regenerationsmöglichkeiten reduzierter Naturräume sind derzeit das zentrale Thema eines mehrjährigen von Gottsberger geleiteten Forschungsprojekts im Nordosten Brasiliens, mit hohem Mittelaufwand unterstützt von der deutschen und der brasilianischen Regierung.
„Die Verantwortlichen dort haben erkannt, dass auch die Restflächen des atlantischen Regenwalds weder verlorene noch nutzlose Gebiete sind“, sagt Professor Gottsberger. Dem hätten sich mittlerweile selbst die Grundbesitzer mit Blick auf die enorm wichtigen Funktionen des Waldes angeschlossen. Als Wasserspeicher vor allem und als Erosionsschutz.
„Mit dieser Ausstellung können wir sicher vielen Interessierten unsere Arbeit und ihre Bedeutung auch für uns im Lande vermitteln“, ist er überzeugt. Schließlich gelte gerade der Regenwald für das Weltklima wichtiger denn je. Gleichwohl gehe die Rodung mit hohem Tempo weiter, vor allem zu Gunsten neuer Anbauflächen für Zuckerrohr als Rohstoff für die Energieerzeugung.
Die Ausstellung werde indes auch verdeutlichen, dass sich die Forschungsaktivitäten Ulmer Botaniker mitnichten auf den Raum Recife beschränkten, so Professor Gottsberger weiter. Vielmehr seien sie, zum Teil eingebunden in internationale Teams, derzeit in zehn Regionen des riesigen Landes tätig. Bei Manaus unter anderem, Porto Alegre oder Brasilia. Mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansätzen natürlich von der Blütenbiologie oder Fischfauna über die Pflanzensoziologie bis zur Stadtökologie. Allen Projekten gemeinsam: „Wir arbeiten immer gegen die Zeit“, bedauert der Wissenschaftler und weiß auch: „In Brasilien hat die Natur noch weniger Stellenwert als bei uns.“ Und vor allem zum Wald, der in Mitteleuropa immerhin noch einen gewissen Stellenwert genieße, hätten die Lateinamerikaner eher wenig Beziehung. „Sie sehen primär die Gefahren, die dort lauern, vom Jaguar bis zur Giftschlange.“

Info: Botanischer Garten
    Ausstellung im Foyer der Gewächshäuser
    Öffnungszeiten:
    Montag - Mittwoch: 9 - 15 Uhr
    Donnerstag: 9 - 21 Uhr
    Samstag und Sonntag: 13 - 18 Uhr
    Eintritt 2 EUR

Weitere Informationen: Prof. Dr. Gerhard Gottsberger, Tel. 0731/50-31380