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„Boni sind keine Geschenke“
Auszeichnungen für Nachwuchsforscher und gute Lehre

Ulm University

Die Universität Ulm hat am Montag ihre Forschungs- und Lehrboni des Jahres sowie die Zertifikate der Hochschuldidaktik verliehen. Bei der vorweihnachtlichen Feier in der bereits passend geschmückten Villa Eberhardt belohnten Professor Axel Groß als Vizepräsident für die Forschung und Hans Hengartner, Vorsitzender der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG), drei vielversprechende Forschungskonzepte von Nachwuchswissenschaftlern mit jeweils 10 000 Euro Fördermitteln, traditionell jeweils hälftig finanziert von Uni und UUG. Der Vizepräsident für die Lehre, Professor Ulrich Stadtmüller, zeichnete Wissenschaftler aus den vier Fakultäten für besondere Leistungen in seinem Geschäftsbereich aus. Die Lehrboni sind mit jeweils 2000 Euro dotiert. „Wir legen großen Wert auf eine sehr gute Lehre, das sind wir unseren Studierenden schuldig", sagte Stadtmüller, gleichwohl gelte es künftig schwächere Studenten noch mehr zu unterstützen und sehr gute angemessen zu fördern.

„Wir verteilen heute keine Geschenke", machte Professor Groß mit Blick auf den Weihnachtsbaum deutlich, „vielmehr haben sich alle Ausgezeichneten ihre Boni redlich verdient". Auch sei ein Forschungsbonus kein Preis, sondern eine Anschubfinanzierung, um den Nachwuchswissenschaftlern die Entwicklung eines eigenständigen Forschungsprofils zu ermöglichen. Bei der Auswahl seien auch in diesem Jahr strenge Maßstäbe angelegt worden, erklärte der UUG-Vorsitzende Hans Hengartner und betonte nicht ohne Stolz, dass die Fördergesellschaft „die für uns sehr wichtige Aufgabe" bisher mit insgesamt 300 000 Euro unterstützt habe.

Dr. Jens Anders vom Institut für Mikroelektronik, Jahrgang 1981, arbeitet auf dem Gebiet der Elektronenspinresonanz- (ESR-) Spektroskopie, die als eines der wichtigsten analytischen Verfahren mit einem breiten Anwendungsspektrum in der Chemie, den Lebens- und den Materialwissenschaften gilt. Konkretes Ziel seines Projekts ist die Entwicklung und ESR-basierte Charakterisierung eines frequenzsensitiven Dualband-Hochfeld-ESR-Detektors zur Analyse massenlimitierter Proben. „Ein innovatives und viel versprechendes Projekt mit einer aktuell sehr wichtigen Problemstellung", stellte Professor Klaus Dietmayer, Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik, in seiner ersten Laudatio fest.

Seine zweite galt Dr. Sally Olderbak, im Vorjahr von der University of Arizona nach Ulm gewechselt. Sie untersucht im Institut für Psychologie und Pädagogik emotionale Ausdrücke in Gesicht und Stimme,  will in diesem Zusammenhang auch die Beziehungen zwischen rezeptiven und produktiven Fähigkeiten von Gesichtern und der Emotionsverarbeitung einerseits sowie der Persönlichkeitseinschätzung andererseits aufzeigen, unter anderem auch mit der Entwicklung und Umsetzung verschiedener psychometrischer Überlegungen.

Dr. Andrea Wimmer, ebenfalls Jahrgang 1981, beschäftigt sich im Institut für Neurobiologie mit dem Zusammenspiel von Verhalten und hormoneller Steuerung bei Insekten, „mit interessanten Parallelen zum System der Wirbeltiere“, so die Preisträgerin, die künftig nahe Verwandte der Insekten in ihre Untersuchungen einbeziehen will. Mit dem Ziel, durch den Vergleich der Systeme grundlegende Gemeinsamkeiten in der neuro-hormonellen Steuerung wirbelloser Tiere aufzudecken. „Ganz sicher eine sehr spannende Frage und auch interessant für die Lehre" befand Laudator Professor Joachim Ankerhold, Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften.

Die Medizinische Fakultät würdigte mit ihrem Lehrbonus für Privatdozent Dr. Klaus Kramer insbesondere dessen Konzept für individuellen Unterricht am Krankenbett mit interventioneller Rückschau in der Chirurgie I und zwar für Blockpraktikanten wie PJ-Studenten gleichermaßen. Damit sind der Studienkommission zufolge neu entwickelte praktische Lehrinhalte erfolgreich in den Klinikalltag eingeführt worden.

Für die Auszeichnung nominiert hat die Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik diesmal Professor Maurits Ortmanns, Direktor des Instituts für Mikroelektronik. Seine Vorlesungsaufzeichnungen, die das Aufarbeiten und das Verständnis der Lehrinhalte sowie Prüfungsvorbereitungen enorm erleichterten, seien vorbildlich für alle Professoren, hatte Dekan Dietmayer den Vorschlag begründet. Zudem habe sich Ortmanns besonders für den Ausbau und die Neukonzeption des Grundpraktikums Elektrotechnik engagiert.

Von der Fakultät für Naturwissenschaften ausgezeichnet worden ist Professor Thorsten Bernhardt, Institut für Oberflächenchemie und Katalyse. Das von ihm entwickelte „Clicker-Lehrkonzept“ motiviere zu aktiver Mitarbeit in den Vorlesungen und verbessere deutlich deren Vor- und Nachbearbeitung, hatte schon die Fachschaft Chemie und Wirtschaftschemie in ihrem Vorschlag festgestellt.

Die Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften schließlich zeichnete diesmal Professor Georg Gebhardt, Direktor des Instituts für Wirtschaftswissenschaften, aus. Begründung: Sein überaus großes Engagement im Bereich der Volkswirtschaftslehre. Insbesondere in der Mikroökonomik vermittle Gebhardt komplexe Zusammenhänge anschaulich und interessant, zudem erweiterten seine Vorlesungen auf den Gebieten Mikroökonomie und experimentelle Wirtschaftsforschung das Lehrangebot ungemein, hatten die beiden beteiligten Fachschaften übereinstimmend erklärt. Nicht zuletzt habe der Wissenschaftler „immer ein offenes Ohr für konstruktive Kritik und Anregungen“.

Zertifikate der Hochschuldidaktik gab es für Cornelia Gutmann, Dr. Sarah Jesse, Dr. Jörg Firnkorn, Michael Richter, Dr. Friederike Blickle und Dr. Martin Werth, ferner für Jochen Knieß, der an der Übergabe durch Stefanie Maaß (Arbeitsbereich Hochschuldidaktik) nicht teilnehmen konnte.

Von Willi Baur

 

Verantwortliche der Universität und der Universitätsgesellschaft mit den Empfängern der Forschungs- und Lehrboni sowie den Zertifikaten der Hochschuldidaktik