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Bewährter Probelauf:
Mediziner-Nachwuchs übt mit Schauspielern

Ulm University

„Fachwissen ist für einen Arzt unabdingbar“, sagt Dr. Katrin Thumser-Dauth, Referentin für Curriculum-Entwicklung und Lehrinnovation im Studiendekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm, „aber für einen guten Arzt gehört noch mehr dazu“. Kommunikative und soziale Fähigkeiten etwa. Zu deren Optimierung geht die Fakultät jetzt in der Medizinerausbildung neue Wege. Mit dem Einsatz so genannter Simulationspatienten. „Der Probelauf im zurückliegenden Sommersemester verlief sehr erfolgreich“, berichtet Sibille Sapper, zuständig für die Organisation des aus Studiengebühren finanzierten Programms. Deshalb soll es ab dem kommenden Wintersemester ausgebaut werden. Geeignete „Schauspieler“ dazu werden noch gesucht.

Nicht nur die sehr positiven Reaktionen der Studierenden ermutigen die Uni-Verantwortlichen, das Angebot für die Nachwuchs-Mediziner künftig auszubauen. „Für uns ist das ein weiterer Schritt zu mehr Praxisorientierung in der Ausbildung“, erklärt Thumser-Dauth, die das inzwischen auch von anderen Universitäten in ähnlicher Form realisierte Konzept kürzlich beim Tag der Lehre in Freiburg vorgestellt hat.

Die bisherigen Erfahrungen beziehen sich im Probelauf auf drei höchst unterschiedlichen Lernsituationen: Notfallsituationen samt schneller Handhabung von Notfallkoffern und Geräten, die Vermittlung einer bestimmten Therapie und das Übermitteln schwieriger Nachrichten. Eine Diagnose zum Beispiel verbunden mit dem Ratschlag, möglichst bald die Lebensgewohnheiten zu ändern. „Hier stoßen wir beim realen Patienten sehr schnell an ethische Grenzen“, weiß die Curriculum-Referentin. Dr. Katrin Thumser-Dauth zufolge beinhaltet das neue Ausbildungselement aber noch weitere Vorteile: „Auch das Gespräch mit dem Patienten als Basis einer schnellen Diagnose und Reaktion im Notfall erfordert mehr als fachliche Kompetenz.“ Ganz abgesehen davon, dass bei den realitätsnahen Übungen Fehler keine Folgen hätten, weder für den Patienten noch für die angehenden Mediziner.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei dabei der Umgang mit fremden Personen, nicht zuletzt der körperliche Kontakt. Auch deswegen sei angedacht, den Einsatz von Simulationspatienten auf körperliche Untersuchungen und Anamnesegespräche auszudehnen. Bislang werden diese Fähigkeiten den Studierenden in gegenseitigen Rollenspielen vermittelt.

Allerdings: Gewisse Kenntnisse und Erfahrungen benötigten auch die als Simulationspatienten eingesetzten Schauspieler, betont Thumser-Dauth. Diese würden vorab in verschiedenen Trainingseinheiten vermittelt. Und gleiches gelte für die Dozenten, die ebenfalls durch Schulungen auf die neue Ausbildungsform vorbereitet würden. Bei allen Beteiligten sei die Motivation hoch, so die bisherigen Erfahrungen. Zwar erhalten die Schauspieler ein bescheidenes Honorar für ihre Arbeit, „aber das ist sicher nicht der Hauptanreiz für ihre Bereitschaft“. Unabhängig davon soll zur Erweiterung des Ausbildungselements die Zahl der bisher eingesetzten zwölf Simulationspatienten „mindestens verdoppelt“ werden, so die Referentin. Dies nicht ohne konkrete Vorstellungen: „Einen gewissen Bedarf haben wir noch an älteren Herren.“

Die Studenten jedenfalls begrüßen die Aktivitäten der Fakultät. Fachschaftssprecher Marc Grathwohl: „Aus unserer Sicht ist das eine sehr gute Sache.“

Weitere Informationen: Frau Dr. Katrin Thumser-Dauth, Frau Sibille Sapper M.A., Tel. 0731/500-61648