Vorweihnachtliche Bescherung für die Chemie der Universität Ulm: Gleich zwei ebenso umfangreiche wie anerkannte Untersuchungen bescheinigen dieser Tage der Uni eine ausgezeichnete Chemieforschung, in einzelnen Forschungsfeldern sogar Weltspitze. Dabei waren im ersten so genannten Forschungsrating des Wissenschaftsrates 57 Universitäten und 20 außeruniversitäre Institute bewertet worden. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) mit Sitz in Gütersloh hatte im Rahmen seines ersten „ExcellenceRatings“ rund 500 Fachbereiche an etwa 250 Hochschulen in 20 Ländern Europas betrachtet, hier neben der Chemie auch die Biologie, Physik und Mathematik. „Die Universität Ulm ist eine der Topadressen für den Forschernachwuchs“, stellt das CHE zusammenfassend fest.
„Die Ergebnisse bestätigen mit Nachdruck die Schwerpunktsetzung des Faches Chemie, aber auch unseren Ruf als Forschungsuniversität“, freute sich Professor Peter Dürre, Vizepräsident der Universität Ulm für die Forschung, nach einer ersten Analyse der unterschiedlich angelegten Bewertungen. Ähnlich sieht es die Studiendekanin für die Chemie, Professorin Nicola Hüsing: „Ohne Zweifel hat uns die Fokussierung auf die Materialchemie ein deutliches Plus gebracht.“ Schließlich sei dieser Bereich absolut überzeugend und zukunftsträchtig. „Es ist auch unser erklärtes Ziel, diesen Sektor als Schwerpunkt beizubehalten“, sagte die Wissenschaftlerin weiter. Nicht minder stolz sei sie als Studiendekanin freilich auf eine ebenso positive Entwicklung: „Auch unsere hohen Anfängerzahlen zeigen einen schönen Trend.“
Den dürfte nun das CHE-Ranking noch unterstützen. Immerhin gilt die auf vier Indikatoren basierende Untersuchung als Orientierungshilfe für Absolventinnen und Absolventen, die sich in Masterstudiengängen oder Promotionsprogrammen europaweit weiterqualifizieren wollen. Der nach Angaben des CHE erste Vergleich der besten universitären Forschungsstätten in Europa beinhaltete bereits in der Vorauswahl die Zahl der Publikationen, Zitationen im Verhältnis zum Weltstandard, die Anzahl der herausragenden Wissenschaftler und Beteiligungen am Marie-Curie-Programm der Europäischen Union. Die Uni Ulm, mit ihrer Chemie in der Top-Gruppe, erhielt übrigens bei den Publikationen eine Bronzemedaille, bei den Zitationen glänzt sie gar mit einer Goldmedaille. Neben den gängigen Kriterien beinhaltet die CHE-Bewertung auch verschiedene Rahmenbedingungen, unter anderem Master- oder Promotionsstudiengänge, Forschungsgruppen und -schwerpunkte sowie Unterkunftsmöglichkeiten und Studiengebühren.
Derweil verweist der Wissenschaftsrat im Zusammenhang mit seinem ersten Forschungsrating auf ein neuartiges, differenziertes und methodisch anspruchsvolles Verfahren, das mit der jetzt abgeschlossenen und 1,1 Millionen Euro teuren Pilotstudie für die Chemie erprobt worden sei. Dabei sind nach Angaben des Auftraggebers nicht weniger als 42 000 Publikationen und mehr als 300 000 Zitationen erfasst worden.
Gleichwohl seien die Bewertungsergebnisse nicht aus quantitativen Daten errechnet worden. Vielmehr spiegelten sie das Urteil einer Gutachtergruppe wider, die verschiedene qualitative und quantitative Indikatoren sowie Rahmeninformationen zu jeder Einrichtung zu Grund gelegt habe. Nach Lage der Dinge ein Vorteil für die Uni Ulm: Die daraus resultierenden individuellen Bewertungsprofile würden auch kleineren Einrichtungen gerecht, betonte Professor Reinhard Hüttl (Geoforschungszentrum Potsdam), Leiter der für die Studie verantwortlichen Steuerungsgruppe.
„Spitzenleistungen in fast allen Teilgebieten der Chemie“ bescheinigte den untersuchten Einrichtungen zugleich der Vorsitzende der Bewertungsgruppe, Professor François Diederich von der ETH Zürich. Bemerkenswerte Noten für die Ulmer Chemie vor allem: Drei Mal „sehr gut“ und zwar für die Qualität der Forschung, den Transfer der Ergebnisse in andere Bereiche und die Effizienz, den jeweiligen Beitrag also zur Entwicklung der Wissenschaft in Relation zum Personaleinsatz. Ein „gut“ jeweils für die Effektivität, eben diesen Beitrag auf der Basis absoluter Indikatoren und damit vorteilhaft für größere Einrichtungen, sowie für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ab der Promotionsphase. Alle Bewertungen beziehen sich übrigens auf die Jahre 2001 bis 2005. Wirken indessen sollen sie auch in die Zukunft: „Die Universitäten erhalten damit wichtige Hinweise für ihre strategische Planung“, so Professorin Margret Wintermantel, die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).
Anlage: Foto Prof. Dr. Nicola Hüsing, Studiendekanin Chemie der Universität Ulm, Prof. Dr. Peter Dürre, Vizepräsident der Universität Ulm für die Forschung